Flingern Bleiberecht für Boxring

Flingern · Der Verein ist gerade dabei, mit viel Engagement Halle und Gelände am Flinger Broich aufzuwerten. Die Stadtwerke wollen das Grundstück zwar kaufen, den Boxring Düsseldorf aus seinem angestammten Domizil aber nicht vertreiben.

 Können nicht nur boxen, sondern auch renovieren: (v.l.) Rolf Krompaß, Thomas Richter und Peter Kippels.

Können nicht nur boxen, sondern auch renovieren: (v.l.) Rolf Krompaß, Thomas Richter und Peter Kippels.

Foto: Anne Orthen

Das Grundstück neben der Müllverbrennungs-Anlage am Flinger Broich hat eine wechselhafte Geschichte hinter sich. Alemannia 08 hat dort über Jahre seine Fußballspiele ausgetragen. Später entstanden Tennisplätze in diesem wenig anheimelnden Teil von Flingern. Anfang der Jahrtausendwende begannen die Stadt Düsseldorf, das Sportamt und die Brauerei Frankenheim mit dem Bau der dann nach dem Altbier benannten Halle.

Die Halle mit dem Platz für rund 300 Zuschauern und das insgesamt 2500 Quadratmeter große Grundstück wurden Heimat des im Jahre 1946 gegründeten Boxring Düsseldorf. Das Gelände mit seiner ruhigen Lage, den vielen Parkmöglichkeiten und seiner guten Verkehrsanbindung schien ideal für Veranstaltungen zu sein. So richtig ging das gedachte Konzept über die kommenden Jahre aber nie auf. Es gab zwar Boxturniere, Konzerte und Privatveranstaltungen, aber es fehlte letztlich das Geld, um das Grundstück mit seinen Gebäuden in Schuss zu halten. Zudem drohte den Betreibern immer wieder der Verlust des Geländes, da Stadtwerke und Awista kein Zweifel an ihrem Interesse daran ließen.

Ungeachtet dessen scheinen die Mitglieder des Boxrings jetzt die Initiative übernommen zu haben, um aus dem Anwesen am Flinger Broich Nummer fünf ein Schmuckkästchen zu machen. Das sieht man bereits kurz nach dem Eingangstor, wo Farbtöpfe, Pinsel und Leitern erkennen lassen, dass die Nebengebäude die nötige Renovierung bekommen. "Wir richten hier Umkleideräume für Frauen und einen großen Raum für Gymnastik, Zumba, den Frauen-Selbstverteidigungskurs und das Kinder-Programm her. Die sanitären Einrichtungen werden ebenfalls erneuert", erklärt Organisationsleiter Thomas Richter, was viele fleißige Hände hier zu schaffen versuchen. Genauso handwerkliche Aufmerksamkeit widerfährt dem großen Außen-Boxring, der durch einen Sturm stak beschädigt war. "Gedacht ist er für das Sparrings-Boxen", erläutert Richter.

Der eigentliche Boxring steht in der 800 Quadratmeter großen Halle, umgeben von rund einem Dutzend schweren Sandsäcken, die vor den Fenstern hängen. Hier ist das Reich von "Printe" Krompaß. Vorsitzender und Trainer des 180 Mitglieder starken Boxrings. "Alle Welt nennt mich nur Printe, seitdem mich mein Meister damals während einer Bäckerlehre wegen eines Fehlers als Printenmann bezeichnet hat, erklärt der in über 130 Bundesligakämpfen erfahrene Krompaß. Hier in der Boxhalle in Flingern ist seine Kompetenz unumstritten. Er leitet die Kurse für Hobbyboxer, für Kinder ab zehn Jahren, das Altheren-Boxen sowie das Training für Leistungssportler. "Boxen ist ein toller Sport. Du bist ständig in Bewegung. Schattenboxen, Sandsackübungen, Sparring und vieles mehr steht bei uns auf dem Programm."

Da zur Verbesserung der Ausdauer besonders bei den Kindern und Jugendlichen ein Lauftraining notwendig ist, haben Richter und seine Helfer gerade begonnen, auf dem weitläufigen Grundstück um die Halle einen Laufkurs anzulegen. "Weil wir hier ein völlig verwildertes Gelände haben, erfordert das allein schon viele Stunden Arbeit, zum Teil sogar mit schwerem Gerät", weist Richter hin. Da Arbeit und Sport nicht alles beim Boxring sein sollen, hat man zu Erholung ein Café mit großer Außenterrasse eröffnet. "Wir wollen aus dem sozialen Brennpunkt Flingern einen sozialen Treffpunkt schaffen", formuliert Richter seine Absichten. Sein bislang unerfüllter größter Wunsch ist es, einen längerfristigen Mietvertrag für das Schmuckkästchen abschließen zu können.

Die gute Nachricht: Stadtwerke-Sprecher René Schleucher erklärt: "Es stimmt, dass die Stadtwerke das Grundstück kaufen werden. Aber es ist nicht geplant, den Boxring von dort zu vertreiben. Sollten wir es irgendwann einmal selbst nutzen wollen, werden wir mit dem Boxring reden und über einen adäquaten Ersatz beraten."

(RP)
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