Diskussion mit dem Vorstand Fleher Protest gegen Sparkassen-Schließung

Flehe · 160 Menschen kamen zur Diskussion mit Sparkassen-Vorstand Michael Meyer. Abbringen konnten sie ihn nicht von seinen Plänen.

 Groß war das Interesse in Flehe: Viele Besucher mussten stehen oder drängelten sich im Foyer des Pfarrzentrums.

Groß war das Interesse in Flehe: Viele Besucher mussten stehen oder drängelten sich im Foyer des Pfarrzentrums.

Foto: Nicole Kampe

Mit diesem Andrang hat Hans Hegger vom Kreis Aktive Senioren nicht gerechnet. Schon eine halbe Stunde, bevor die Diskussion mit Sparkassen-Vorstand Michael Meyer startet, sind die rund 100 Sitzplätze belegt. Im Eingangsbereich des Pfarrzentrums drängeln sich die Menschen, in der kleinen Küche auch, zwischendurch müssen Fenster geöffnet werden, damit Luft im Raum zirkuliert. Meyer selbst hat das Gespräch angeboten, nachdem ihm die Fleher eine Unterschriften-Sammlung übergeben hatten. Voller Hoffnung sind viele Besucher, die vor der Ankunft des Vorstands noch an ein gutes Ende glauben. Ihr Tag soll es nicht werden, und auch der von Meyer irgendwie nicht, der auf dem Weg zum Termin in Flehe noch einen leichten Autounfall hat.

„Das Nutzungsverhalten der Kunden hat sich geändert“, sagt Meyer und vergleicht die Situation der Sparkasse mit der eines Reisebüros. „Zunehmend weniger Menschen kommen in die Filiale.“ Anhand der Kassentransaktion habe die Stadtsparkasse festgestellt, dass es einen Rückgang um ein Drittel gegeben hat. Geld sollen die Fleher weiterhin bekommen, darauf verweist Regionalmarktleiter Franz Kerth, ein Drucker für Kontoauszüge und ein Multifunktionsterminal stünde den Flehern bis Ende 2020 am Standort Fleher Straße 190 zur Verfügung, ein Alternativstandort würde danach in der Nähe gesucht.

 Für Ilona Pleuss und Christa Canters ist es „schrecklich“, dass die Filiale schließt. „Dann müssen wir mit Bus und Bahn zur Bank“, sagt Canters.

Für Ilona Pleuss und Christa Canters ist es „schrecklich“, dass die Filiale schließt. „Dann müssen wir mit Bus und Bahn zur Bank“, sagt Canters.

Foto: Nicole Kampe

Dass Automaten nicht den persönlichen Kontakt ersetzen können, da sind sich viele Besucher einig, dem Online Banking trauen die Senioren nicht, „das ist mir zu unsicher“, sagt Ursula Geile, die seit 80 Jahren im Viertel wohnt und einmal in der Woche etwas bei der Sparkasse zu erledigen hat. Die Alternative, die Meyer bieten will – einmal in der Woche für einen halben Tag einen Bus in den Stadtteil schicken –, beruhigt die Fleher nicht: „Das Vertrauen ist weg, wir verlieren unsere Ansprechpartner“, meint Ingrid Schlüter, ganz zur Freude einer Frau im Publikum, die ein Namensschild von der Volksbank trägt und anregt: „Kommen Sie alle zu mir.“ An der Fleher Straße mit der Hausnummer 169 hat die Volksbank eine Niederlassung, und eine kurze Abstimmung zeigt, wie viele tatsächlich darüber nachdenken, ihre Bank zu wechseln: Ruckzuck schnellen sicher 100 Arme in die Luft.

 Heinz Terbuyken hat die Veranstaltung vorzeitig verlassen. Er fürchtet, dass die Anregungen der Bürger nicht aufgenommen werden.

Heinz Terbuyken hat die Veranstaltung vorzeitig verlassen. Er fürchtet, dass die Anregungen der Bürger nicht aufgenommen werden.

Foto: Nicole Kampe
 Ursula Geile hatte große Hoffnung, den Sparkassen-Vorstand vom Erhalt der Filiale zu überzeugen. „So viele Leute sind hier“, sagte sie.

Ursula Geile hatte große Hoffnung, den Sparkassen-Vorstand vom Erhalt der Filiale zu überzeugen. „So viele Leute sind hier“, sagte sie.

Foto: Nicole Kampe

Gebetsmühlenartig versucht Michael Meyer die Fleher davon zu überzeugen, dass es Bargeld auch weiterhin im Stadtteil, dass es Bargeld in ganz Düsseldorf an 160 Automaten geben wird. Zudem sei der viel kritisierte Bus so ausgesucht worden, dass er barrierefrei zugänglich ist. „Die Düsseldorfer Sparkasse ist nicht die erste, die mobile Filialen anbietet“, sagt Meyer. Für Berufstätige ein Unding, findet eine Frau, ein Bus an einem halben Tag, „hier wird gebaut, junge Familien ziehen in den Stadtteil“. Für Heinz Terbuyken ist die Veranstaltung eine reine Besänftigungsmaßnahme, „das ist doch schon beschlossene Sache“, sagt er im Rausgehen, als er einen kurzen Moment direkt vor Michael Meyer stoppt. „Unsere Anregungen nehmen Sie doch gar nicht auf“, so Terbuyken. „Eine Farce“, ruft ein anderer Mann, der es Heinz Terbuyken gleichtut und den Raum verlässt. Mit ihnen ein gutes Dutzend weitere Senioren, die sich viel erhofft hatten vom Gespräch. Wut, Enttäuschung, und auch irgendwie Angst vor dem, was bald kommen wird, das ist vielen anzusehen. Enttäuschung darüber, „dass wir überhaupt nicht informiert wurden von der Sparkasse“, sagt Ilona Pleuss, Wut, weil der Wunsch, die Filiale zu erhalten, nicht beachtet wird. Trotz der Angst gibt es gestern Nachmittag immer wieder Versuche aus dem Publikum, konstruktive Vorschläge zu machen, die der Sparkassen-Vorstand „gerne mitnehmen“, für die er aber keine Zusicherungen machen will. Wie etwa die Idee, drei Kundenparkplätze vor der Filiale an der Brunnenstraße einzurichten, um als Kunde nicht zwanzig Minuten hin und zurück zur Suitbertusstraße laufen zu müssen.

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