Eller Neuer Raum zum stillen Abschiednehmen

Eller · Bestatter Peter Scheuvens bietet Angehörigen von Verstorbenen einen Raum zum Trauern.

 Peter Scheuvens hat einen Raum der Stille eingerichtet, in der Trauernde von Verstorbenen abschied nehmen können.

Peter Scheuvens hat einen Raum der Stille eingerichtet, in der Trauernde von Verstorbenen abschied nehmen können.

Foto: Hans-Jürgen BAuer

Von einem geliebten Menschen Abschied nehmen zu müssen, ist schwer genug. In Ruhe ein paar letzte Minuten oder Stunden an der Seite des Verstorbenen zu verbringen — auch das ist leider nicht immer möglich. "Angehörige sind dabei alleine schon durch die Öffnungszeiten des Friedhofs oder die Geschäftszeiten des Bestatters beschränkt", weiß Peter Scheuvens vom gleichnamigen Düsseldorfer Bestattungsunternehmen. Zudem wollen oft gerade ältere Menschen "bloß niemandem zur Last fallen" — auch nicht dem Bestatter — und scheuen sich daher, nach einem Termin außerhalb der Geschäftszeiten zu fragen.

Ein "Raum der Stille", den Scheuvens jetzt eingerichtet hat, soll dem Abhilfe schaffen. Angehörige können nun zu jeder Tages- und Nachtzeit in ihm ungestört Zeit beim Verstorbenen verbringen. "Sie bekommen von uns einen Schlüssel zu diesem Raum." Mit einem ähnlichen Konzept hat Scheuvens bereits bei Bestattungen Hörner, das ebenfalls zur Unternehmensgruppe gehört, Erfolg gehabt. "Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Hinterbliebene dieses Angebot sehr gerne in Anspruch nehmen", so Scheuvens. Und als eine Ladenfläche direkt neben seinem Geschäft an der Gumbertstraße frei wurde, ergriff er sofort die Gelegenheit und wandelte die ehemalige Boutique in einen Raum der Stille um.

Eine Folie in Buntglasoptik im Schaufenster hält neugierige Passantenblicke fern und taucht den Raum in ein weiches Licht. Im Inneren steht ein Dutzend Stühle, ein Sarg kann in einer Ecke des Raumes gestellt werden. Daneben Kerzen, ein schlichtes Kreuz. "Dieses können wir auf Wunsch natürlich auch rausnehmen", sagt Scheuvens.

Ein zentrales Element des Raumes ist ein Brunnen mit der Aufschrift "alles fließt", der leise vor sich hinplätschert. Der dient gleichzeitig als Sichtschutz, so dass selbst bei geöffneter Tür kein Blick von draußen auf die Trauergesellschaft möglich ist. Ein geschützter Raum zum Trauern war für Scheuvens keine reine Geschäftsinvestition, sondern auch ein Herzensanliegen. "In unserer heutigen Bestattungskultur, die mit den vielen anonymen Bestattungen verkümmert, nehmen Menschen sich immer weniger Zeit, Abschied zu nehmen. Ich finde es wichtig, diesem Trend entgegenzuwirken", sagt er.

(RP)
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