Eller Minigolf: Eine Frage der Haltung

Eller · Zum Saisonstart der Minigolfanlage in Eller hat sich unser Autor für seine nächste Partie wertvolle Tipps von einem Profi geholt. Dabei hat er vor allem eins gelernt: Hinter Minigolf steckt viel mehr Professionalität, als er es zuvor erwartet hatte.

 Andreas Schmitz (l.) zeigt RP-Mitarbeiter Daniel Schrader, wie er sich vor dem Schlag richtig hinzustellen hat.

Andreas Schmitz (l.) zeigt RP-Mitarbeiter Daniel Schrader, wie er sich vor dem Schlag richtig hinzustellen hat.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Hin und wieder fängt sich Andreas Schmitz irritierte Blicke von anderen Spielern ein. Denn bevor der passionierte Hobby-Minigolfer seinen Ball auf den Abschlagspunkt legt, läuft er die Bahn mit einem großen Staubwedel ab, um sie zu reinigen. "Schon ein wenig Dreck auf der Bahn kann den Weg des Balls beeinflussen", sagt er. Regelmäßig spielt der 53-Jährige auf der Minigolfanlage "City Minigolf" in Eller, um sein Spiel zu verbessern. Der Bahnrekord liegt bei 23 Schlägen, mit 25 liegt er knapp darüber. Zum Vergleich: Das Par der Anlage, also die Zahl, die ein guter Spieler im Durchschnitt braucht, liegt bei 47 Schlägen. Als Profi soll er mir heute ein paar Tipps geben, wie ich künftig meine Freunde auf dem Minigolfplatz beeindrucken kann. Denn meine bisherigen Erfahrungen endeten häufig mit frustrierenden Niederlagen und auf den Boden geworfenen Schlägern. Deshalb habe ich Nachhilfe bitter nötig.

Gleich zu Beginn lerne ich, dass ein guter Spieler niemals einen Ball für alle Bahnen nutzt. Schmitz hat 25 eigene Bälle in seiner Tasche; ich vertraue dagegen auf das "Starter-Set", das es an der Anlage zur Leihe gibt. Das besteht aus vier Bällen mit jeweils unterschiedlichem Gewicht. Aber nicht nur das Gewicht beeinflusst die Bewegung des Balls, wie mir Andreas Schmitz erzählt. Auch die Temperatur sei entscheidend: "Am besten rollen die Bälle bei einer Temperatur von 22 bis 23 Grad ", sagt er. Mit 15 Grad sind die Bedingungen heute somit eher widrig.

Die erste Bahn, die wir spielen, wirkt auf den ersten Blick leicht. Der Ball muss gerade einen Weg von circa fünf Metern in das Loch gespielt werden. Zu meiner Überraschung entscheidet sich der Profi nicht für den direkten Weg, sondern spielt über die Bande. "Das ist leichter, da lange gerade Schläge oft daneben gehen", so seine Begründung. Ich folge seiner Anweisung und mache dasselbe. Tatsächlich rollt der Ball nur knapp am Loch vorbei und landet nicht wie sonst irgendwo willkürlich im Zielkreis. Das liegt aber nicht nur am Spiel mit Bande, sondern in erster Linie an meiner Haltung. Während ich sonst unüberlegt neben dem Ball stand und schlug, zeigt mir Andreas Schmitz, wie sich ein Profi richtig hinstellt: Die Beine sind weit auseinander, die Füße im 90-Grad-Winkel zueinander angewinkelt. In der Mitte meiner Füße befindet sich mein Schläger, den ich mit aufrechtem Körper festhalte. "Wenn du schief stehst, verzieht es dir den Ball", sagt mir der Profi.

Doch ist es nicht nur die Haltung, die sein Spiel ausmacht, sondern auch die Erfahrung. Davon hat er reichlich, denn in den Sommermonaten ist Schmitz beinahe täglich auf der Anlage anzutreffen. Für 250 Euro hat er sich eine Jahreskarte gekauft. Aus diesem Grund kennt er die Anlage mittlerweile so gut, dass er eigene markierte Punkte auf der jeweiligen Abschlagfläche hat, von denen aus er den Ball Richtung Ziel befördert. Das klappt zu meiner Bewunderung nicht selten schon beim ersten Schlag. Dagegen komme ich zwar häufig nah an das Loch, brauche dann aber noch mehrere Schläge, bis ich den Ball versenke. Momente, in denen ich wie gewohnt am liebsten meinen Schläger zur Seite werfen möchte. Doch genau das sei mein Fehler, sagt mir mein Trainer: "Gerade bei kurzen Wegen schlagen viele Spieler den Ball ohne zu überlegen quer über die Bahn." Stattdessen sei es wichtig, auch in diesen Momenten ruhig und konzentriert zu spielen. Zusätzlich ist es aber auch entscheidend, wie man den Ball trifft. Der ideale Punkt liegt dort, wo der Schaft des Schlägers auf den Schlägerkopf trifft, da der Ball sich sonst mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht in die gewünschte Richtung bewegt. Zudem sollte der Schlägerkopf vor dem Ausholen auf der Abschlagfläche aufliegen und nah hinter dem Ball liegen. Tatsächlich schaffe ich es mit diesen Tricks mein planloses Ummichschlagen in ein zielgerichteteres Spiel zu verbessern. Auf drei Bahnen schaffe ich es, den Profi zu besiegen. Für einen Sieg reicht es nicht. Am Ende schlägt mich Andreas mit 37 zu 47 Schlägen deutlich.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort