Pole Dance Eller Immer bei der Stange bleiben

Eller · Pia Karaus ist Studentin der Kunstakademie und Dozentin in der eigenen Pole-Dance-Tanzschule – eine ungewöhnliche Kombination.

 Pia Sabrina Karaus (vorne) und Malwina Joanna Marie: Pole Dance ist eine Sportart, die choreografisch überwiegend in der Vertikalen stattfindet und Körperwahrnehmung, Koordination und Selbstbewusstsein schult.

Pia Sabrina Karaus (vorne) und Malwina Joanna Marie: Pole Dance ist eine Sportart, die choreografisch überwiegend in der Vertikalen stattfindet und Körperwahrnehmung, Koordination und Selbstbewusstsein schult.

Foto: Anne Orthen (ort)

Pia Sabrina Karaus klettert die gut drei Meter hohe Stange hinauf und säubert sie vorsichtig mit einem weichen Tuch. Während gerade noch Finger- und Hautabdrücke an der Stange vom gestrigen Training zu sehen waren, wird das polierte Chrom schon in wenigen Augenblicken wieder glänzen wie neu.

Dann schaltet die 32-Jährige die Stereoanlage ein, und ein satter, ein basslastiger Klang erfüllt sofort das lichtdurchflutete und kürzlich noch einmal erweiterte Tanzstudio im Innenhof an der Kölner Straße 336a. Rhythmus strukturiert den frühen Sommernachmittag, Takte, die zum losgelösten Tanzen einladen.

Und auch wenn Karaus für ihren Tanz nicht die Ebene sondern die Vertikale sucht: Es sieht geradezu spielerisch aus, wenn sie sich, kraftvoll und geschmeidig zugleich, an der langsam drehenden Stange in die Höhe schraubt. Karaus übt, nachdem sie ihre Muskulatur erwärmt und gedehnt hat und bevor in einer halben Stunde ihr Nachmittagskurs als Dozentin beginnt, selbst noch einige Bewegungen. Die „Ballerina“ etwa, den „Cocoon“ oder auch den „Butterfly“. Und dazu kommen jede Menge selbstkreierter Figuren an der Pole-Stange, die in der kommenden Stunde auch für Karaus‘ Kursteilnehmer Trainingsgerät, Spielfeld und Parcours in einem sein wird.

„Der Sport ist einfach unglaublich vielseitig“, erklärt die Elleranerin, die vor rund zwei Jahren ihre Wahlheimat in dem Stadtteil gefunden hat und gemeinsam mit ihrer Geschäftspartnerin Malwina Joanna Marie (31) vor rund drei Jahren das „Pole Land“ im benachbarten Oberbilk eröffnete. Eine Art Tanz-Akademie ist das, die Interessierten den athletischen Sport an der vertikalen, drehbaren Stange lehrt. Zuvor hatten sie ihre Kurse bereits einige Jahre lang in der Hochschulsportgruppe der Universität Düsseldorf angeboten, während sie sich selbst als Studentinnen durch Trainer aus aller Welt, aus London etwa und New York, im Pole Dance schulen und zertifizieren ließen.

Denn auch das ist ein Teil ihres Lebens: Während das Vermitteln des athletischen Tanzes in der Vertikalen mittlerweile zu ihrem Berufsmittelpunkt geworden ist, studieren die Athletinnen auch noch an der Düsseldorfer Kunstakademie. Pia Performance bei Johannes Paul Raeter, Malwina Malerei bei Eberhard Havekost. Und auch diese Kombination geht aus ihrer Sicht ohne weiteres auf: „Uns fasziniert der Ausdruck, der durch den Tanz an der Stange entsteht“, erklären die beiden Dozentinnen. Denn auch der künstlerische, exponierte Aspekt ist ein Teil des mitunter extrovertierten Tanzes. Ein Aspekt, den sie in Form des Ausdrucks stets auch in ihrer Kunst suchen und den sie beim Pole Dance auch an ihre Kursteilnehmer weitergeben wollen.

Diese wiederum sind so unterschiedlich wie die Musiktitel, die die Trainerinnen für ihre Kurseinheiten auswählen. Während die jüngste Kursteilnehmerin gerade zehn Jahre alt geworden ist, ist die Älteste derzeit Mitte 50. Und keineswegs sind es nur Frauen, die sich für Pole Dance interessieren. Auch einige Männer belegen mittlerweile Übungseinheiten bei den beiden Trainerinnen.

Die Inhaberinnen wollen neben der sportlichen Komponente mit ihrem Trainingsangebot zudem das Selbstbewusstsein ihrer Kursteilnehmer stärken, erklärt Karaus. Denn tatsächlich schult der Sport nicht nur die physische Koordination und Körperwahrnehmung, sondern vor allem auch die Selbstbestätigung nach einer erfolgreichen Performance.

 Pia Sabrina Karaus (vorne) und Malwina Joanna Marie: Pole Dance ist eine Sportart, die choreografisch überwiegend in der Vertikalen stattfindet.

Pia Sabrina Karaus (vorne) und Malwina Joanna Marie: Pole Dance ist eine Sportart, die choreografisch überwiegend in der Vertikalen stattfindet.

Foto: Anne Orthen (ort)

Und während zu Beginn des Trainings blaue Flecken mitunter noch obligatorisch sein können, so kann man erfolgreichen Pole Dance auf eine Formel bringen: Je weniger Körper- und Bodenkontakt beim athletischen Tanzen mit der Stange und der Bodenplatte besteht, desto fortgeschrittener ist der letztlich eigene Tanzstil.

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