Statistik Eller: Mehr Kinder sollen aufs Gymnasium

Stadtbezirk 8 · Im Stadtbezirk 8 leben viele SGB II-Empfänger. Gleichzeitig gehen aus diesen Vierteln wenig Kinder aufs Gymnasium.

 In Unterbach liegt die SGB II-Qutor unterhalb von zehn Prozent. Dort geht mehr als die Hälfte der Kinder aufs Gymnasium. In Lierenfeld gibt es Viertel, wo mehr als ein Viertel der Bewohner Sozialhilfe empfängt und weniger als ein Viertel der Kinder aufs Gymnasium kommen.

In Unterbach liegt die SGB II-Qutor unterhalb von zehn Prozent. Dort geht mehr als die Hälfte der Kinder aufs Gymnasium. In Lierenfeld gibt es Viertel, wo mehr als ein Viertel der Bewohner Sozialhilfe empfängt und weniger als ein Viertel der Kinder aufs Gymnasium kommen.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Fast die Hälfte aller Düsseldorfer Kinder geht aufs Gymnasium, so hat es das Amt für Statistik in der Sozialräumlichen Gliederung der Landeshauptstadt Düsseldorf zusammengefasst. Besonders viele Gymnasiasten gibt es im Stadtbezirk 4 (Oberkassel, Niederkassel, Lörick und Heerdt), Schlusslicht ist mit 37,2 Prozent der Stadtbezirk 10 (Garath und Hellerhof). Unweit davon liegt der Stadtbezirk 8 mit den Stadtteilen Eller, Lierenfeld, Vennhausen und Unterbach. Dort schaffen es 37,7 Prozent aller Grundschüler aufs Gymnasium, wobei es im Stadtbezirk selbst noch mal gravierende Unterschiede gibt, je nach Viertel. Unterbach zum Beispiel hat einen hohen Anteil an Gymnasiasten, mehr als 50 Prozent besuchen dort die Schulform. „In Eller dagegen gibt es ganze Straßenzüge, wo kein Kind aufs Gymnasium geht“, sagt Astrid Bönemann von der SPD im Stadtbezirk 8. In manchen Vierteln liegt die Quote unterhalb von 25 Prozent.

Auffällig ist dabei, dass in Vierteln mit wenig Gymnasiasten der Anteil der SGB II-Empfänger relativ hoch ist. Auch der Migrationsanteil überschreitet in vielen dieser Viertel den gesamtstädtischen Schnitt von 40,2 Prozent. Insgesamt leben im Stadtbezirk 8 fast die meisten Sozialhilfeempfänger, Schlusslicht ist bei dieser Auswertung wieder der Stadtbezirk 10. „Dass die beiden Werte zusammenhängen, kann man so interpretieren“, sagt Dagmar von Dahlen (CDU). Sie schaut besorgt auf die Statistik der Stadt, die zuletzt in der Bezirksvertretung 8 vorgestellt wurde. Ein gesellschaftliches Problem sei das, meint von Dahlen, „viele Eltern verlagern die Erziehung an Kitas und Schulen“. Sie würde sich wünschen, dass mehr Familien zumindest einmal am Tag zusammen sitzen, miteinander sprechen können. Um das zu ermöglichen, „muss die Politik die Eltern unterstützen“, sagt die Christdemokratin, Elterngeld und flexible Arbeitszeiten würden Familien schon helfen. „Aber auch Kitas müssten kostenlos sein“, findet von Dahlen.

Das Thema Kosten beschäftigt auch Bönemann, die glaubt, dass viele Kinder trotz guter Prognose nicht das Gymnasium besuchen, weil das schlicht zu teuer sei. Das fange bei der Fahrkarte für Bus und Straßenbahn an und höre bei der Klassenfahrt auf. Umso glücklicher ist Astrid Bönemann, dass es in Eller bald ein Gymnasium geben wird, „dort, wo viele Alleinerziehende leben, viele Menschen, die Grundsicherung beziehen“, sagt sie. An die Bernburger Straße soll das Gymnasium kommen, die Hauptschule von dort an die Vennhauser Allee verlegt werden. Unumstritten ist die Entscheidung nicht. „Es gibt Eltern von Hauptschülern, die befürchten, dass ihre Kinder nach dem Umzug eine Fahrkarte brauchen“, weiß Bönemann, „die müssen dann unterstützt werden.“

Die Stadtteilpolitikerin ist sich aber sicher, dass viele Familien im Stadtteil erreicht werden und Eltern mit Hemmschwellen in Zukunft ihre Kinder, die fürs Gymnasium geeignet sind, auch auf diese Schule schicken. Bönemann ist überzeugt, dass die Zahlen – wenig Gymnasiasten, eine höhere SGB II-Quote – in Relation stehen. Ein bisschen anders sieht das Petra Reidt-Schmidt (SPD). „Es gibt viele Faktoren, die das Bildungsniveau beeinflussen“, sagt sie. Wie ist die Verdichtung in einem Stadtteil, wie die Wohnbebauung, wie hoch ist der Bevölkerungsanteil? „Man kann nicht pauschal sagen, dass Unterbacher Kinder schlauer sind als Lierenfelder“, so Reidt-Schmidt.

Für heterogene Viertel will sich Dagmar von Dahlen einsetzen, um etwas gegen Sozialräume mit „sehr hohem“ Handlungsbedarf zu unternehmen. Im Stadtbezirk 8 befindet sich so ein Raum entlang der Karl-Geusen-Straße. „Dort gibt es eine Konzentration von Flüchtlingen“, sagt von Dahlen. „Wir müssen ein Angebot schaffen für die Menschen und Ghettoisierungen verhindern.“ Welcher Hebel der richtige sei, „das müssen wir sehen“, so von Dahlen, die aber schon Ideen hat – etwa mehr Sozialarbeiter einzusetzen.

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