ZDF-Liveübertragung aus Düsseldorf Gottesdienst für Hunderttausende

Düsseldorf · Am Sonntagmorgen übertrug das ZDF seinen Fernsehgottesdienst live aus der Schlosskirche in Düsseldorf-Eller. Für Chor und Pfarrerin eine aufregende Sache. Wir waren bei der Generalprobe dabei.

 Der Gospelchor PaterNoster musizierte beim Fernsehgottesdienst. Schon bei der Generalprobe sah man den Sängern ihr Engagement an.

Der Gospelchor PaterNoster musizierte beim Fernsehgottesdienst. Schon bei der Generalprobe sah man den Sängern ihr Engagement an.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

„Stellen Sie sich einmal vor, Ihr Leben wäre ein Buch. Welche Art Buch wäre es?“ Pfarrerin Barbara Schwahn regt mit ihren Predigten gerne zum Nachdenken an und gibt Anstöße, die den ein oder anderen auch noch nach ihrem Gottesdienst beschäftigen. „Wäre Ihre Geschichte eine Romanze mit vielen Höhen und Tiefen, ein Drama, eine Komödie, oder vielleicht sogar ein Krimi?“

Mit diesen Fragen beginnt die Pfarrerin ihren Gottesdienst in der Schlosskirche Eller – einen ganz besonderen Gottesdienst. Zusätzlich zu den rund 70 Besuchern in der Kirche schauen und hören rund 700.000 Gläubige zu – an ihren Fernsehgeräten. Das ZDF überträgt diesen Gottesdienst live aus Eller in die Welt. Die Einschaltquote: 9,1 Prozent.

Bageshri Thakkar ist seit vielen Jahren Sängerin des Gospelchors PaterNoster. Jetzt steht sie in der ersten Reihe. „Es ist eine Ehre, dass wir das in unserer kleinen Kirche machen dürfen“, erzählt sie. Dass die Kameras tausende Menschen repräsentierten, schreckt sie nicht ab. „Wir sind es als Gospelchor nicht nur gewohnt, ohne Noten zu singen, wir treten auch vor größeren Menschenmengen auf“, so Bageshri. Außerdem könne man so auch Menschen aus dem erweiterten Bekanntenkreis erreichen. Diese Einstellung sieht man ihr und den restlichen Mitgliedern des Chors auch bei ihrem Fernsehauftritt an, wo sie fröhlich und genauso locker wie sonst die einstudierten Stücke singen.

Für Barbara Schwahn kündigte sich dieser ganz besondere Gottesdienst bereits vor fast einem Jahr an, als das ZDF auf die Gemeinde im Düsseldorfer Süden zukam. Obwohl der Gottesdienst sich selbst treu bleiben und keineswegs zu einem Show-Act werden sollte, musste der übliche Ablauf natürlich trotzdem angepasst werden: „Wir haben auf eine Art Spannungsbogen hingearbeitet und ein richtiges Drehbuch geschrieben“, so Schwahn. Die in Eller übliche, gegenseitige Segnung der Besucher fand so bereits vor der Predigt statt, die Fürbitten gegen Ende des Gottesdienst, und alles wurde eingerahmt von den Gesängen des Chors PaterNoster. Unter der Leitung von Elke Wisse zog er ganz natürlich die Aufmerksamkeit auf sich und lud die anderen Besucher mit der Offenheit des Gospel sogar zum Mitsingen ein.

Der aus rund 30 Sängerinnen und Sängern bestehende Chor war nicht zuletzt einer der Gründe dafür, dass die Wahl des ZDF auf die Gemeinde in Eller fiel. Elke Rudloff ist Senderbeauftragte der Evangelischen Kirche für das ZDF und schlägt jährlich 28 evangelische Gemeinden aus dem In- und Ausland für den Fernsehgottesdienst vor. Die Übertragungen der evangelischen Gottesdienste wechseln sich jeden Sonntag mit ihren katholischen Gegenstücken ab. Bei der Auswahl der evangelischen Gemeinden wird auf eine ausgewogene Verteilung geachtet, und Rudloff versucht, eine Vielzahl verschiedener Musik- und Chor-Arten mit einfließen zu lassen. Dieses Mal sollte es außerdem eine Pfarrerin sein, die den Gottesdienst leitet, weshalb die Gemeinde der Schlosskirche eine perfekte Kombination bot.

Für Barbara Schwahn war dieser Gottesdienst ein ganz besonderes Erlebnis. Hundertausende Zuhörer für ihre Predigt – das hat sie sonst natürlich nicht. Natürlich sei sie aufgeregt gewesen, gibt sie zu, aber auf der anderen Seite habe sie diese Übertragung auch als große Chance gesehen. Die Gemeinde hatte so die Möglichkeit, „etwas ganz Persönliches“ nach außen zu tragen. Sie konnte auf diese Weise ihre Art, den wöchentlichen Gottesdienst zu feiern, mit ganz Deutschland teilen.

Für Schwahn war dies von Beginn an mehr Grund zur Freude als für Sorge oder gar Stress. Die Generalprobe verlief sehr entspannt, alle Sänger fühlten sich gut vorbereitet.  Ein wenig Aufregung kam am Ende aber doch noch auf – und zwar vor allem wegen der Anrufe von Bekannten aus ganz Deutschland. Auch Schwahns Lehrpfarrer aus Frankfurt hatte versprochen zuzuschauen.

Auch, wenn die Kameras und Scheinwerfer bereits seit Freitagmorgen den Kirchenraum veränderten, am Sonntag viel mehr Leute zuschauten als sonst und auch der Ablauf ein etwas anderer war – für Schwahn blieb ein Punkt der entscheidende: „Am Ende ist und bleibt es einfach ein Gottesdienst.“ Und das sahen auch die Mitglieder des Chors so.

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