Umweltspuren in Düsseldorf „Wir werden für dumm verkauft“

Eller/Unterbach · Die Stadtteilpolitiker sind sauer, weil die Verwaltung immer noch keinen Bericht zur Verkehrsverlagerung in den Bezirk 8 vorlegt. Sie fürchten, dass durch die Umweltspuren mehr Autos nach Eller und Unterbach ausweichen.

 Trotz Ferien ist viel los auf der Danziger Straße. Viele Pendler fahren in Eller ab, um Staus in der Innenstadt zu umgehen.

Trotz Ferien ist viel los auf der Danziger Straße. Viele Pendler fahren in Eller ab, um Staus in der Innenstadt zu umgehen.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Dass die Verwaltung manchmal Zeit braucht, bis sie Anfragen der Politik beantworten kann, dafür haben die allermeisten Verständnis. „Aber beim Thema Verkehr hat das inzwischen Methode“, findet Bezirksbürgermeister Gerwald van Leyen (CDU) aus dem Stadtbezirk 8, der langsam am Ende ist mit seiner Geduld. Vor allem beim Punkt Verkehrsverlagerung in den Stadtbezirk 8 durch die Umweltspur.

Im Mai stellte die CDU eine Anfrage, deren Beantwortung auf die nächste Sitzung geschoben wurde. Zur Sicherheit wurde die Vorlage im Juni noch mal auf die Tagesordnung aufgenommen, und wieder gab es von der Verwaltung nur den knappen Hinweis, „dass die Bezirksvertretung 8 voraussichtlich zur nächsten Sitzung eine Information zu der angesprochenen Thematik erhalten wird“. Mit der Begründung, dass die Anfrage zu kurzfristig gekommen sei, sagt van Leyen, „wir werden für dumm verkauft“.

Anfang des Jahres beschloss der Rat der Stadt Düsseldorf die Sonderfahrspuren. Zwei sind in den Osterferien eingerichtet worden – auf der Merowinger- und der Prinz-Georg-Straße. Ein Jahr sollen sie getestet werden. Eine dritte soll folgen, die unter anderem über die Corneliusstraße in die Innenstadt führen wird. Die Stadtteilpolitiker aus dem Bezirk 8 fürchten, dass sich der Verkehr verlagert – nach Eller und Unterbach. Gefühlt ist das auch längst schon passiert, „in den Stoßzeiten kam man vor den Ferien kaum über die Ampel auf die Deutzer Straße“, sagt van Leyen.

Viele Pendler würden nun schon in Eller von der Autobahn abfahren, die ohnehin schon viel zu volle Bernburger Straße zusätzlich belasten. Gerne hätte der Bezirksbürgermeister vor Start des Verkehrsversuchs Daten aus seinem Stadtbezirk gehabt, eine Verkehrszählung zum Beispiel. „So hätten wir Vergleichsmöglichkeiten gehabt“, sagt er. Doch die Zahlen sind dem Gremium nicht vorgelegt worden – genauso wenig wie Zahlen zu aktuellen Messungen.

Im Mai hieß es sogar, dass zum jetzigen Zeitpunkt keine qualifizierten Aussagen zu Verlagerungsverkehren durch Einrichtung der Umweltspuren gemacht werden können“. Weil die Stadt über kein arbeitsfähiges Verkehrsmodell verfüge, mit dem solche Prognosen berechnet werden könnten.

Und nicht nur Eller ist betroffen, auch über Unterbach weicht der Individualverkehr aus, über die Rothenburgstraße etwa, „sogar jetzt in den Sommerferien ist mehr los“, sagt van Leyen, der oft angesprochen wird von Bürgern, die Antworten wollen. „Aber wie soll ich Antworten geben, wenn wir selbst keine bekommen?“, fragt er. Die Bezirksvertretung 8 ist sich einig, „dass knapp drei Monate nach Inbetriebnahme der Umweltspuren es nunmehr möglich sein sollte, die Auswirkungen der Spuren auch mit tatsächlichen Messdaten zu belegen. Eine Anfrage bei der Stadt ist bisher unbeantwortet geblieben.

Wenn der Verkehr zunimmt im Stadtbezirk 8, würde das auch Einfluss auf die Luftqualität haben. Zuletzt ist eine Messstelle an der Bernburger Straße eingerichtet worden. Seit Januar 2018 misst dort das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz die Stickstoffdioxid-Belastung. In den ersten drei Quartalen 2018 wurde die Grenze von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter nur vom 26. Juni bis 31. Juli 2018 nicht überschritten. Die Sommerferien starteten vergangenen Jahr am 16. Juli.

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