Eller Das Gurkenland will endlich seine Ruhe

Eller · Kontrovers wurde das Thema Schwerlastverkehr bei der Mobilen Redaktion der RP in Eller diskutiert: Sowohl Politiker als auch Bürger sehen die Stadt in der Pflicht: Sie soll dem Logistikcenter ein Ausweichquartier besorgen.

 Viele Anwohner und Politiker kamen zur Mobilen Redaktion der Rheinischen Post nach Eller. Redakteur Torsten Thissen (4.vl.) im Gespräch mit einer Anwohnerin.

Viele Anwohner und Politiker kamen zur Mobilen Redaktion der Rheinischen Post nach Eller. Redakteur Torsten Thissen (4.vl.) im Gespräch mit einer Anwohnerin.

Foto: Thissen

Trotz der Kälte herrschte großer Andrang am Stand der Mobilen Redaktion in Eller. Das Thema Verkehr beschäftigt die Menschen im Gurkenland und nicht erst seit am Dienstag letzter Woche ein Lkw unter der Brücke an der Darmstädter Straße steckengeblieben war. Wolfgang Ambaum etwa machte gleich zu Beginn der Diskussion seinem Ärger Luft: "Hier fahren 40 Tonner mit 50 Kilometer in der Stunde durch das Wohngebiet. Der Spielplatz am Dillenburger Weg wird von Kindern und Eltern schon lange gemieden", sagte er. Er sorge sich um seine Enkel und um die Nachbarskinder in der Siedlung. "Muss denn erst ein Kind Schaden nehmen, damit die Verwaltung ein Einsehen hat?", fragte er.

Auch Gudrun Fausten macht sich Sorgen. Sie ist Eigentümerin eines Mietshauses am Dillenburger Weg und beschreibt die Klagen ihrer Mieter: "Da rappeln am Morgen die Kaffeetassen im Schrank", sagt sie. Und sie beklagt, dass die Infrastruktur gar nicht für Schwerlastverkehr ausgelegt sei. "Was passiert, wenn Reparaturen fällig werden, kann man sich ausrechnen. Dann werden wir Bürger wieder zur Kasse gebeten", sagt sie. Tatsächlich ist unklar, ob die Straße und der Unterbau geeignet sind, solche Lasten auf Dauer unbeschadet zu überstehen. "Wir pochen darauf, dass die Überprüfung der Kanäle Teil eines Gutachtens sein muss", sagte die stellvertretende Bezirksvorsteherin Susanne Ott.

Herbert Prickler von der SPD machte der Verwaltung Vorwürfe. Hier sei im Vorfeld der Ansiedlung viel versäumt worden, die Verwaltung habe sich nicht über das Unternehmen informiert, sonst hätte sie gewusst, dass solch ein Betrieb nur mit Schwerverkehr zu machen ist. Er wie auch viele der Anwohner sehen nun die Stadt in der Pflicht, für Ruhe im Gurkenland zu sorgen. Christian Rütz, CDU-Fraktionsvorsitzender der BV 8, kann sich einen Termin der Wirtschaftsförderung mit dem Eigentümer des Geländes vorstellen. Gemeinsam kann man sich nach einem alternativen Standort umsehen, der verkehrstechnisch günstiger ist.

Auch Hermine Huber fürchtet vor allem die Kosten für die Anwohner, die durch die Abnutzung des Straßenbelages entstehen könnten. Ihr habe man bei der Stadt gesagt, dass sie ja den Rechtsweg gegen die Stadt beschreiten könne. Eine Antwort, die Frau Huber nicht hinnehmen will.

Auch Anwohner Karl-Heinz Mang von der Bürgerinitiative Schwerlastverkehr war bei der Mobilen Redaktion der Rheinischen Post. Er will einen dritten Brief an Oberbürgermeister Dirk Elbers schreiben, auch wenn auf die letzten Briefe nur "lapidar und unbefriedigend" geantwortet worden sei. Unzufrieden sind Mang und seine Mitstreiter mit der Verwaltung. "Alle Berichte, die in der Sitzung des Beschwerdeausschusses am 7. November vorgelegt wurden, gehen nicht auf die Probleme, die von den Bürgern vorgetragen wurden, ein", sagt Mang. Das Amt für Verkehrsmanagement warte auf den Bericht des Bauaufsichtsamtes, das Umweltamt könne wegen fehlender Ausrüstung keine Aussagen treffen, die Stadtentwässerungsbetriebe gingen "total am Thema vorbei", so Mang. CDU-Ratsherr Dieter Reinold sah es als schwierig an, das Logistikcenter im Gurkenland wieder loszuwerden. Vor allem sei die Politik da eher machtlos, gab der Ratsherr zu. "Natürlich hätte ich auch gerne eine andere Situation hier. Aber wir leben in einem freien Land und können so etwas nicht einfach entscheiden", sagte Reinold.

(RP)
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