Prozess in Düsseldorf Wurde Frau wegen 3200 Euro fast zur Mörderin?

Düsseldorf · Prozess um einen Mordversuch in Düsseldorf-Eller: Eine Drogenkranke soll versucht haben, eine Bekannte töten. Die Seniorin hatte ihr mehrfach Geld geliehen. Laut Anklage fasste die 58-Jährige den brutalen Plan, als sie die Summe zurückzahlen sollte.

Wegen versuchten Mordes an einer Bekannten muss sich eine 58-Jährige verantworten.

Wegen versuchten Mordes an einer Bekannten muss sich eine 58-Jährige verantworten.

Foto: dpa/Arne Dedert

 Mit unbedingtem Tötungswillen hat eine 58-jährige Drogensüchtige Anfang Oktober 2020 aus Habgier versucht, eine befreundete Rentnerin (74) in Eller zu ermorden. Davon geht die Anklage aus, über die das Landgericht ab Dienstag (27. April) verhandeln will.

Mit einem Teppichmesser und anderen spitzen Gegenständen wie einer Schere oder einem Schraubendreher soll die Tatverdächtige die Seniorin in deren Wohnung im Streit um geliehenes Geld lebensgefährlich verletzt und  blutüberströmt zurückgelassen haben – in der Überzeugung, das Opfer werde an den massiven Verletzungen sterben. Doch die Rentnerin war am nächsten Morgen gefunden und gerettet worden.

Als eine Mitarbeiterin eines Pflegedienstes gegen 7.20 Uhr die Wohnung der alten Dame betrat, brannte kein Licht, alle Türen waren geschlossen, die Handtasche des Opfers mit 1000 Euro Bargeld fehlte. Auch das Mobiltelefon der 74-Jährigen war weg. Und im Wohnzimmer lag die blutüberströmte Seniorin vor einer Schrankwand, neben ihr die abgebrochene Klinge eines Teppichmessers. Mit letzter Kraft konnte die schwer Verletzte noch den Namen ihrer Bekannten nennen, die am Vorabend versucht habe, sie umzubringen.

Bei dieser Frau handelt es sich um eine vielfach vorbestrafte und drogenabhängige Verkäuferin eines Obdachlosen-Magazins, mit der sich die alte Dame Monate zuvor angefreundet hatte. Aus Mitleid, weil die 58-Jährige nur eine kleine Rente bezieht, hatte die Seniorin der Bedürftigen mehrfach mit Bargeld ausgeholfen. Zuletzt beliefen sich die Schulden der Tatverdächtigen laut Ermittlungen auf mehr als 3200 Euro.

Die Verdächtige soll stets versichert haben, sie erwarte eine Erbschaft und werde die Darlehen dann sofort zurückzahlen. Als das aber nicht geschah, soll die Familie der Geldgeberin darauf gedrängt haben, dass die Schuldnerin den Betrag wenigstens in 50-Euro-Raten abzahlt.

Stattdessen, so die Anklage, suchte die 58-Jährige ihre Geldgeberin am Tatabend gegen 23 Uhr in deren Wohnung auf – und soll noch im Treppenhaus angekündigt haben, sie werde ihre Gönnerin umbringen. Die Tatzeit ließ sich ermitteln, weil eine Nachbarin nur Minuten zuvor den Hund der Rentnerin nach einer Gassi-Runde zurückgebracht hatte.

Als die 74-Jährige dann am nächsten Morgen durch den Pflegedienst entdeckt wurde, hatte sie acht Stunden mit teils lebensgefährlichen Verletzungen hilflos in ihrer Wohnung gelegen. Sie hate Schnittwunden an Kopf und Hals sowie an den Händen, Schädeldach, Unterkiefer und weitere Gesichtsknochen waren gebrochen.

Als sie trotzdem noch den Namen der mutmaßlichen Täterin nennen konnte, wurde Kostenpflichtiger Inhalt die 58-Jähige nur Stunden später verhaftet. In ihrer Wohnung fand sich Kleidung, die mit dem Blut des Opfers getränkt war. Auch das Mobiltelefon der 74-Jährigen entdeckten Beamte in einem Rucksack der Tatverdächtigen. Trotzdem leugnete sie jede Gewalttat und beteuerte, sie habe die Rentnerin seit einer Woche nicht mehr gesehen.

Die Anklage geht davon aus, dass die 58-Jährige ihre Geldgeberin ermorden wollte, um sich ihrer Schulden zu entledigen. Für den Prozess sind fünf Verhandlungstage angesetzt.

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