Mobile Redaktion Eine Diskussion mit Blick nach vorne

Düsseldorf · Vor der Hoffnungskirche diskutierten rund 60 Anwohner und Beteiligte, wie es rund um das Quartier nun weiter geht.

 Herbert Stauber (l., SOS) im Gespräch mit RP-Redakteurin Andrea Röhrig, Sabine Kopka (Hell-Ga) und Carsten Hilbrans (Pastor) hören zu.

Herbert Stauber (l., SOS) im Gespräch mit RP-Redakteurin Andrea Röhrig, Sabine Kopka (Hell-Ga) und Carsten Hilbrans (Pastor) hören zu.

Foto: georg Salzburg

Garath Klaus Mauersberger brachte es auf den Punkt: "Bei bestimmten Themen müssen alle zusammenhalten", sagte der Bezirksvorsteher von Garath/Hellerhof gestern bei der Mobilen Redaktion unserer Zeitung vor der Garather Hoffnungskirche unter viel Applaus. Wie er hatten sich auch die anderen Vertreter der am Verkauf des entwidmeten Garather Gotteshauses beteiligten Institutionen – SOS-Kinderdorf, Hell-Ga und die evangelische Kirchengemeinde – der Diskussion gestellt, wie es mit dem Gebäude in Zukunft weitergehen soll. Lediglich von der Caritas, die den Zuschlag im Bieterverfahren für 1,4 Millionen Euro bekommen hat, war niemand vor Ort.

Trotz aller Enttäuschung, die Kirche in Garath-Südost nicht als gemeinsames Projekt von Hell-Ga und SOS-Kinderdorf nutzen zu können, haben deren Vertreter Sabine Kopka, Vorsitzende des Mehrgenerationenhauses, und Herbert Stauber, Leiter von SOS-Kinderdorf Garath, ihre Pläne noch nicht vollständig aufgegeben. Fast das ganze vergangene Jahr haben beide Institutionen intensiv an der Übernahme der Hoffnungskirche gearbeitet. Die Bauvoranfrage reichten sie bei der Stadtverwaltung im August 2012 ein. "Als uns schließlich die Entscheidung des Presbyteriums mitgeteilt wurde", sagte Stauber, "waren wir bereits bei der Raumplanung und hatten quasi schon entschieden, wo welche Tür hinkommen soll." SOS wollte knapp 8,2 Millionen investieren.

Wobei er aber die sprichwörtliche Rechnung ohne den Wirt gemacht hatte. Denn aus Sicht des Presbyteriums hat man sich all die Zeit lediglich in Verhandlungen befunden. Durch den Verkauf an die Caritas fürchtet Hell-Ga, das über einen Mietvertrag bis 2020 verfügt, sich nicht weiterentwickeln zu können. Stillstand bedeutet Rückschritt, das weiß man auch beim Mehrgenerationenhaus. Ohne einen Caritas-Vertreter an seiner Seite musste Pfarrer Carsten Hilbrans die Entscheidung des Presbyteriums zum Verkauf der Hoffnungskirche verteidigen. Den Vorwurf, trotz Anfragen nie das Gespräch mit Hell-Ga und SOS-Kinderdorf gesucht und deswegen nicht über deren Pläne Bescheid gewusst zu haben, wies er zurück. "Wir waren an allen entscheidenden Stellen informiert. Wir wussten, dass die Ideen weit gediehen waren, aber der mögliche Verlust des Hildegardis-Seniorenheims ab 2018 war für uns nicht zu tragen." Letztlich ging es aber dem Presbyterium auch ums Geld. "Wir haben den Wert ermitteln lassen und das Geld wollten wir auch haben", so Hilbrans, der ausführte, dass alles andere gegen Kirchenrecht verstoßen hätte.

Die Caritas will die alte Kirche abreißen und durch den Umzug des Seniorenheims in den Neubau der gesetzlichen Verpflichtung nachkommen, ab 2018 für 80 Prozent der Bewohner Einzelzimmer bereitstellen zu können. Weil das Gebäude, in dem das Heim derzeit untergebracht ist, unter Denkmalschutz steht, ist ein Umbau so einfach nicht möglich – genauso wie eine mögliche Nutzung durch Hell-Ga oder SOS. Dass für das Hildegardis-Seniorenheim eine Lösung gefunden werden muss, darin sind sich alle einig. "Natürlich müssen wir dafür sorgen, dass die Menschen im Alter einen Platz haben", sagte Kopka.

Einige der zahlreichen Anwesenden sahen das ähnlich. "Hell-Ga ist ein Segen für das Einkaufszentrum", unterstrich die Garatherin Helga Zeidler. Edelgard Vahlhaus, Leiterin des Nostalgie-Cafés, fand sogar: "Wenn hier ein Seniorenheim hinkommt, ziehen doch keine jungen Menschen mehr ins Zentrum. Aber ich will nicht nur unter alten Menschen sein", sagte die 71-Jährige. Garbe Bretowsky fand es vor allem "unglaublich", auf welche Art und Weise das Presbyterium den Verkauf der Hoffnungskirche gehandhabt hat. "Ich habe schon nach der Schließung bei dem Rettungsversuch mitgemacht und wurde enttäuscht, weil alles so schnell ging", sagte sie. Werner Boes ist der Ansicht: "Das aus Spenden finanzierte SOS-Kinderdorf soll lieber notleidenden Kindern in anderen Ländern helfen. Düsseldorf ist schuldenfrei und kann soziale Projekte selber fördern." Fred Puck, Vorsitzender der Bürger- und Interessengemeinschaft Garath, fürchtet, dass ohne Hell-Ga die Tage des Einkaufszentrums Süd-Ost ganz gezählt sind.

Inzwischen haben das Presbyterium und die Caritas einen Vorvertrag geschlossen, "einen Notar-Termin gibt es noch nicht", so Hilbrans. Bevor das Bauvorhaben ab 2015 umgesetzt werden kann, wünscht er sich, dass "alle Beteiligten miteinander ins Gespräch kommen" und nach einer Lösung suchen, die allen zugute kommt. Mauersberger lud alle ein, sich für weitere Planungen an einen Tisch zu setzen. Wenn es erste Ergebnisse gebe, sollten diese öffentlich präsentiert werden.

(emy)
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