Oberkassel Ein Werkzeug wird magisches Produkt

Oberkassel · Wettbewerb "Fundstücke mit Geschichte": Valentina Bertini entdeckte einen alten Eispickel ihrer Großmutter.

Knapp einen Meter lang und 1,8 Kilo schwer, der Griff aus Holz und der Kopf aus geschmiedetem Eisen – was für die meisten wie ein gewöhnlicher Eispickel aussieht, ist für Valetina Bertini ein historisches Artefakt. Für den Wettbewerb "Fundstücke mit Geschichte" hat die Schülerin intensiv im eigenen Familienkreis recherchiert. Durch die Tagebücher ihrer verstorbenen Oma Leonore Hülshoff Bertini wurde sie schließlich auf das Steigeisen aufmerksam, das bislang nutzlos im Schirmständer verstaut war.

Der TV-Sender History forderte bundesweit Schüler aller Altersklassen auf, alte Familienerbstücke, die einen besonderen Hintergrund haben, ausfindig zu machen und deren Geschichte in einem Videobeitrag zu präsentieren. Der knapp 15-minütige Film, den Valentina zusammen mit ihrer Schwester gedreht hat, dokumentiert ihre spannende Forschung in der Vergangenheit ihrer Großmutter. In einem längeren Tagebucheintrag vom 8. September 1951 beschreibt sie ihre dramatischen Erlebnisse während eines Ausfluges in die Ötztaler Alpen. Die leidenschaftliche Bergsteigerin war mit einer Gruppe auf einem Wanderpfad unterwegs, als plötzlich einer ihrer Kameraden in einer Gletscherspalte abrutsche. Nur mit vereinten Kräften und vor allem durch den Eispickel, den sie dabei hatte, gelang es Leonore Hülzhoff Bertini, ihren Freund aus der Gefahr zu befreien. "In dem Eintrag beschreibt sie sehr detailliert, wie sie den Mann nur mit Hilfe des Eispickels wieder hochhieven konnte. Wenn man den Text liest, kann man nachvollziehen, wie dramatisch diese Situation für sie war."

Viele persönliche Gegenstände aus dem Nachlass der Großmutter wären durchaus für den Wettbewerb geeignet gewesen – etwa alte Schulhefte, Briefe oder eine Kamera. Doch die 19-Jährige war sofort überzeugt von der besonderen Bedeutung des alten Werkzeuges. Sie wandte sich an den Alpenverein, um den genauen Hergang des Unfalls für ihren Videobeitrag zu rekonstruieren. Das Ergebnis findet sich bereits jetzt im Internet und macht auch die Mutter sehr stolz. "Ich bin beeindruckt, wie fleißig und hartnäckig sie daran gearbeitet hat", sagt Regina Bertini. "Wir waren alle mit Leidenschaft und Neugier dabei. Das ist ein wertvoller Teil unserer Familiengeschichte."

Valentina ist zufrieden mit ihrem Beitrag. Das Bergsteigen hat sie dadurch trotzdem nicht für sich entdeckt. "Viel zu gefährlich", meint sie. Aber die Recherche und die Gestaltung kreativer Filme könnte sie sich auch als ihren Beruf vorstellen: "Es war eine sehr interessante Erfahrung, die mir später bestimmt auch weiterhelfen wird."

Die Schülerin des Comenius Gymnasiums ist die einzige Düsseldorfer Teilnehmerin, die in diesem Jahr bei dem Wettbewerb mitmacht. Eine neunköpfige Jury, darunter auch Historiker Guido Knopp, wird den besten Beitrag mit einer hölzernen Auszeichnung und einem Preisgeld belohnen.

Noch bis morgen, 22. März, kann im Internet darüber abgestimmt werden.

(mro)
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