Düsseltal "Wir sind stolz, Metzger zu sein!"

Düsseltal · Seit mehr als 250 Jahren produzieren die Mitglieder der Familie Küppers Fleisch und Wurst. In der siebten Generation inzwischen. Sie haben nichts falsch gemacht, sagen sie. Im Gegenteil.

 Peter Küppers (rechts) und sein Sohn Dominik hinter der Theke ihres Geschäfts an der Rethelstraße 168. Seit mindestens sieben Generationen betreibt die Familie das Fleischerhandwerk.

Peter Küppers (rechts) und sein Sohn Dominik hinter der Theke ihres Geschäfts an der Rethelstraße 168. Seit mindestens sieben Generationen betreibt die Familie das Fleischerhandwerk.

Foto: Andreas Endermann

Wilhelm Küppers war der Erste. Um das Jahr 1800 hatte er eine Metzgerei in Köln-Bocklemünd. Es gibt ein Dokument, das ihn als Fleischer ausweist, kein Rezept oder Meisterbrief. "Es ist eine Bestellung oder sowas", sagt Peter Küppers.

Mit ihm fing jedenfalls alles an, fügt Peter Küppers hinzu, wobei: Möglich, dass es auch vorher schon Fleischer in der Familie gab, doch deren Vergangenheit liegt im Dunkel. Peter Küppers steht in seinem Laden an der Rethelstraße, der den Namen des Vorbesitzers trägt: Waggershausen. Vor 33 Jahren haben er und seine Frau das Geschäft übernommen. Küppers schneidet Schweinefleisch zurecht, seine Frau Veronika steht hinter der Theke und bedient die Kunden. So machen sie es. Jeden Tag seitdem.

Die Übernahme war ein großer Schritt. Und nun muss man ein wenig ausholen, um die Geschichte von Peter Küppers zu erzählen. Er ist in der Wurstküche seines Vaters aufgewachsen. In der Gumbertstraße in Eller betrieben die Eltern ihre Metzgerei, und der Himmel hing voll Dauerwurst, Brühwurst und Schinken. Die Verkäuferinnen schnitten dicke Scheiben, kiloschwere Pakete schleppten die Hausfrauen damals noch nach Hause, fettig, in Wachspapier, mit einem Gummiband drumherum. Durch Deutschland rollte schließlich die Fresswelle.

"Ich wollte schon als kleines Kind Metzger werden", sagt Peter Küppers. Doch dann starben seine Eltern, und die Metzgerei wurde aufgegeben. Der kleine Peter bekam einen Vormund, einen Freund der Familie, Architekt von Beruf, und der wiederum kannte jenen Waggershausen, der das Geschäft an der Rethelstraße betrieb und bei dem Peter, als er alt genug war, seine Lehre machen konnte. Seine Frau hat Peter Küppers auf der Straße kennengelernt, sie war Floristin und hat umgeschult. Die Küppers sind seit sieben Generationen Fleischermeister, die siebte, das ist Sohn Dominik, 30 Jahre alt. Dominik kocht den Mittagstisch und Suppen, er macht Salate. Genaugenommen ist der Laden ja auch nicht nur eine Metzgerei. Er ist ein Feinkost- und Delikatessengeschäft, und er ist ein Treffpunkt für die Menschen aus der Nachbarschaft. Immer noch, auch wenn immer mehr Vegetarier und Veganer in den Stadtteil kommen. Es ist nicht leicht, ein Metzger zu sein in dieser Zeit, was natürlich an der Kundschaft liegt. Es gibt zwei Sorten. Die, denen es egal ist, welche Qualität das Fleisch hat. Die kaufen den Schinken im Supermarkt in der Packung. Ach was, Schinken. Peter Küppers wird ganz übel, wenn er daran denkt, was manche so als Schinken verkaufen. Pressfleisch, Reste, mit Wasser und Bindemittel zu einer fleischfarbenen Masse verklebt. Sie kaufen Fleisch, das aus Massentierhaltung stammt, sie kaufen über den Preis.

Die Anderen sind informiert, kritisch, sind eher Verbraucher statt Kunden. Sie essen immer weniger Fleisch. Fleisch und Wurst haben in den neubürgerlichen Milieus eher einen schlechten Ruf. Küppers versucht, diese Leute mit Qualität und Geschmack zu überzeugen, und mit seinem Handwerk. Das ist nicht immer leicht, und vor allem ist es viel Arbeit. So steht die Familie Küppers früh auf, um Kunden in der Umgebung zu beliefern. Buffets, Brötchen zu einem Meeting oder auch ein halbes Pfund Hackfleisch. Die Küppers bringen es den Stammkunden, die selbst nicht oder nicht mehr kommen können. Dann wird der Laden aufgemacht, es gibt Mittagstisch, Suppen, Desserts. Küppers haben auch eine Fischtheke mit frischem Fisch, es gibt Obst, Gemüse und Desserts, alles selbst gemacht. Und es gibt immer etwas Neues. Letzen Monat etwa waren sie alle am Wochenende bei Paul Bocuse in Lyon. Sohn Dominik hat daraufhin eine Pastete a la Bocuse gemacht.

(RP)
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