Düsseltal Die späte Berufung eines Kunstmalers

Düsseltal · Hans Lenart war Vermessungsingenieur und Fußballer, ist Schalke-Fan und vor allem Maler. Bald wird er 80 Jahre alt. Aber der Opa von fünf Enkeln weiß sich immer noch zu vermarkten und greift unter dem Kürzel LenART zum Pinsel.

 Hans Lenart mit seinem Selbstbildnis. Er malt immer in derselben Ecke des Esszimmers.

Hans Lenart mit seinem Selbstbildnis. Er malt immer in derselben Ecke des Esszimmers.

Foto: Marc Ingel

Hans Lenart hat keine Kunstakademie besucht. Vielmehr hat er einen ganz bodenständigen Beruf erlernt und als Vermessungsingenieur bei "Becker und Co." sowie später dann im Bauaufsichtsamt der Stadt Düsseldorf gearbeitet. Er war schon 55 Jahre alt, als er plötzlich ein ganz anderes Talent an sich entdeckte als den Fußball, der Zeit seines Lebens das allerliebste Hobby war: die Malerei. Schöne Bilder hat Hans Lenart auch schon immer gemocht, doch erst im fortgeschrittenen Alter hat es ihn bei einem malenden Freund dann kalt erwischt. "Ich dachte mir, das kann ich auch", sagt der 79-Jährige rückblickend.

Und so kaufte sich Hans Lenart Pinsel, Farbe und Leinwand und begann, zu malen. Immer in Öl, anfangs nur Blumen, dann Landschaften, alte Bauernhäuser, manchmal lediglich Türen, stets inspiriert von seinen Reisen nach Litauen, Griechenland oder Spanien. Der Freund hat ihn weiter angespornt: "Hans, du musst unbedingt weitermachen." Und das tat er.

Er malte und malte, und eines Tages kam seine Chance, das alles nicht nur unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu tun. Fast zehn Jahre nachdem Lenart das erste Mal zum Pinsel gegriffen hatte, nahm er an einem Wettbewerb teil - und belegte unter 40 Einsendungen Platz zwei. Das bescherte ihm eine Ausstellung im Eifelstädtchen Nideggen.

Die Zeitungsausschnitte von der damaligen Besprechung hat er natürlich aufgehoben. "Das war sozusagen mein Durchbruch", sagt Lenart. Ein Jahr später wurde er pensioniert und konnte sich ab diesem Zeitpunkt noch mehr seiner neuen Leidenschaft widmen, "das habe ich vorher ja nur abends und am Wochenende geschafft".

1968 kam Hans Lenart mit seiner Frau Marlies nach Düsseldorf, lebt seitdem im Zooviertel. Der Fußball stand bei ihm eigentlich immer an erster Stelle. Der gebürtige Gelsenkirchener spielte für die A-Jugend von Schalke 04, dann lange für Eintracht Gelsenkirchen. In Düsseldorf war er später Jugendtrainer beim DSC 99.

Inzwischen ist er nur noch Fan, natürlich von den Königsblauen, wo er Mitglied ist und die Fanzeitschrift "Schalker Kreisel" bezieht. Aber das alles stand für Hans Lenart auf einmal nur noch an zweiter Stelle. Dennoch: "Die Vizemeisterschaft der Schalker in dieser Saison ist natürlich eine wirklich herausragende Leistung."

Aber zurück zum Malen: Marlies und Hans Lenart haben eine Tochter und einen Sohn sowie inzwischen fünf Enkelkinder. "Kinder sind einfach toll", sagt Lenart, der unter anderem eine Kooperation mit einer Kita in Angermund eingegangen ist. "Die Kleinen nennen mich nur Opa Hans", erzählt der 79-Jährige stolz.

105 Ölgemälde hat Hans Lenart gemalt, 28 davon hängen in seiner Wohnung. 14 Tage braucht er schon für ein Werk, "das muss ja ordentlich gemacht werden, damit die Farben auch strahlen", sagt der Düsseltaler, der eine Tupftechnik anwendet, "wie es schon die Künstler im achten Jahrhundert gemacht haben". Inzwischen malt Hans Lenart nicht mehr so viel, "nur auf Bestellung, man wird ja auch nicht jünger". Als Hobbymaler will er sich nicht bezeichnen, "ich habe doch auch richtig verkauft", betont der Pensionär, der dafür das Kürzel LenART erfunden hat, womit er seine Werke unterzeichnet. "Wenn man schon die Kunst im Namen trägt", sagt er.

Im Rahmen der Kunstmeile Rethelstraße hat Hans Lenart einmal im griechischen Restaurant Askitis ausgestellt, Ölgemälde mit griechischen Themen - und einiges davon verkauft, für Preise bis zu 800 Euro. Das war zu der Zeit der Nideggen-Ausstellung, "rückblickend natürlich meine beste Phase", sagt der Kunstmaler.

Inzwischen ist es etwas ruhiger geworden. Am 2. Juni feiert Lenart seinen 80. Geburtstag, bei seinem Sohn im Garten, mit einer Party. Dann blickt er auch auf eine 25-jährige künstlerische Tätigkeit zurück. "Und Schalke wird Vize. Gleich drei Gründe, groß zu feiern", sagt Lenart und strahlt.

(arc)
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