Wittlaer Die Vergangenheit sichtbar machen

Wittlaer · Die Wittlaererin Marita Reinhold stellt erstmals 48 ihrer Arbeiten in Brand's Jupp aus. Unter dem Titel "Solitäre und Ensembles" drückt sie ihre Suche nach dem Mystischen aus, die sie in ihrer Kunst beschäftigt.

Wenn Marita Reinhold ein neues Motiv entdeckt, wird sie jedes Mal kribbelig: "Das muss ich dann sofort malen", sagt die in Wittlaer lebende und arbeitende Künstlerin lächelnd, "sonst bin ich ganz unruhig." Vor allem der Rhein hat es ihr angetan. Fast direkt vor ihrer Haustür fließt er und taucht in vielen ihrer Bilder auf. Auch im Hintergrund einiger ihrer Werke, die derzeit im Restaurant "Brand's Jupp" an der Kalkstraße ausgestellt sind, ist er zu sehen. "Ensembles und Solitäre" hat Reinhold die Ausstellung genannt und präsentiert darin ihre ruhelose Suche nach dem Mystischen.

Seit ihrer Kindheit malt Reinhold Madonnen und Engel. Besonders die Schwarze Madonna hat sie nicht mehr losgelassen, seit sie diese einst bei einer Reise auf dem Jakobsweg entdeckte. "Ich habe ganz viele kleine Figuren der Madonna bei mir stehen", sagt Reinhold. Von ihren vielen Reisen, etwa durch China, die Mongolei, Brasilien und Guatemala, brachte die Künstlerin auch andere Skulpturen der jeweiligen Kulturen als Andenken mit. Die Engel, Buddhas, Affen und Pferde hat sie für ein Bild nebeneinander auf ihre Fensterbank gestellt und gemalt. Reinhold selbst legt ihren Fokus beim Betrachten auf die Schatten. "Die Formen sind so interessant", sagt sie. Im Hintergrund fließt der Rhein.

Häufig basieren Reinholds Bilder aber auch auf Grundrissen von Kirchenbauten, die sie auf ihren Reisen entdeckte. "Dieser Boden", sagt die Künstlerin fasziniert. "Man muss sich nur mal überlegen, wie viele Menschen im Laufe der Zeit über ihn gelaufen sind."

Die Vergangenheit sichtbar machen, das versucht sie in ihren Bildern. In ihnen hebt die Künstlerin Grundrisse der Kirchen mit Farben hervor, zieht sie manchmal zu Wänden hoch und nimmt Details aus dem Inneren des Gotteshauses mit ins Bild. Manchmal malt Reinhold mit Öl auf Leinwand, fast immer beginnt sie ihre Werke mit Dispersionsfarbe. Teils unterlegt sie ihre Arbeiten mit Blattgold. "Das gibt dem Bild einen ganz besonderen Schimmer", sagte die Künstlerin.

Eine Ausstellung wie die in "Brand's Jupp" ist für Reinhold Neuland. "Sonst bin ich nur Galerien gewohnt", sagt sie. Das gemütliche Restaurant gefällt ihr gut. "So viele bekannte Künstler haben hier ausgestellt, jetzt bin ich dran", sagt Marita Reinhold. Und tatsächlich: Die Vergangenheit des Restaurants ist eng mit der einiger Düsseldorfer Künstler verwoben. Richard Gessner, Theodor Rocholl, Max Clarenbach und Hans Filz sind nur einige von denen, die in der näheren Umgebung lebten und häufig zum Essen kamen. War das Geld knapp und konnten sie nicht bezahlen, ließen sie selbst gemalte Bilder da. Häufig genug war das offenbar der Fall – das Restaurant ist voll von Bildgeschenken. "Bis in die 1960er-Jahre hinein haben die Künstler mit Bildern ihre Rechnungen bezahlt", sagt die heutige Inhaberin Irmtraud Beck-Brand. Ihr Lieblingsstück hängt im ersten Stock des Restaurants. Es stammt aus dem Jahr 1950 und wurde von Erich Freiherr von Perfall gemalt. "Er saß in unserem Garten und hat den Blick auf dem Rhein festgehalten", sagt Beck-Brand. Das Besondere an dem Bild: "Man sieht noch den kleinen Weg von unserem Haus bis zum Fluss. Den gibt es schon seit vielen Jahren nicht mehr."

(emy)
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