Carlstadt "Die schöne Aussicht ist weg"

Carlstadt · Ortstermin mit dem Gartenamt am Spee'schen Graben: Dort soll die historische Gartenanlage von Weyhe wiederhergestellt werden. Nachbarn sind empört über Baumfällungen. Einzelne Bäume bleiben aber erhalten.

Es sollte eine Ortsbegehung mit dem Ziel der Bürgerinformation werden. Doch es fehlte nicht viel und der Termin am Spee'schen Graben mit Mitarbeitern des Gartenamtes, Mitgliedern der Bezirksvertretung und der Bezirksverwaltungsstelle sowie Anwohnern wäre geplatzt, so verärgert waren die anwesenden Nachbarn des Parks am Stadtmuseum. Und diesem Ärger machten sie auch lauthals Luft. Was sie so empört, sind die Rodungen und Lichtungsarbeiten, die das Gartenamt seit Ende Januar in der Anlage vorgenommen hat.

Damit setzt das Amt derzeit einen Beschluss der Bezirksvertretung um, den sie bereits 2009 gefasst hatte: Nämlich die vom Gartenarchitekten Maximilian Weyhe einst geplante Anlage möglichst wieder in ihren ursprünglichen Zustand zurück zu versetzen. Dabei sollte vor allem die alte Bastionsmauer – der einzige, in Düsseldorf noch erhaltene Teil der ehemaligen Befestigungsanlage – wieder optisch hervorgehoben sowie weitere Sichtachsen freigelegt werden.

Zu viele Bäume gefällt?

Nach Ansicht einer Gruppe von Anwohnern sind dabei aber viel mehr Bäume gefällt worden, als zuvor angekündigt. "Unterhalb der Bastionsmauer wurden 17 Bäume gefällt und an der Poststraße sieben. Dabei sollten es doch nur insgesamt zehn sein", meinte Ursula Rieck, Sprecherin der Gruppe. An der Haroldstraße seien zudem weitere 15 Bäume gefällt worden, dort gebe es jetzt nur noch kleines Buschwerk. "Ich habe den wunderschönen Blick aus meiner Wohnung verloren", schimpfte eine Anwohnerin. "Und was sollen Sichtachsen, wenn diese mir jetzt den Blick statt auf Grün auf eine Tiefgaragen-Ausfahrt freilegen?", ergänzte eine andere.

Angesichts der aufgeheizten Stimmung bemühte sich Gartenamtsmitarbeiter Norbert Richartz, die Diskussion zu versachlichen. Man habe entgegen der ursprünglichen Planung des beauftragten Büros ohnehin schon viel weniger Eingriffe, also Fällungen, vorgenommen. Zwar stehe die Anlage eigentlich unter Denkmalschutz, doch müsse der Park auch aus heutiger Sicht interpretiert werden. Denn der Anlage komme als grüne Oase eine wichtige ökologische Funktion im Herzen der Großstadt zu. Richartz: "Hätten wir die Originalpläne umgesetzt, stünden jetzt etwa unterhalb der Mauer überhaupt keine Bäume mehr. Und die heute bewaldete Halbinsel wäre wieder eine Rasenfläche wie vor 200 Jahren." Statt dessen sei man bemüht, die "Bäume mit Zukunft" in jedem Fall zu erhalten.

Die Nachbarn überzeugte das wenig. So wie sie auch nicht einverstanden sind mit dem Plan, den Spielplatz auf der Halbinsel zu verlagern und auf der Inselspitze statt dessen, wie von Weyhe geplant, ein Aussichtsrondell zu errichten. "Dann steht der Spielplatz direkt an der Poststraße, wo sich kaum ein Autofahrer an Tempo 30 hält", bemerkte ein Anwohner.

Horst Gieseler, stellvertretender Bezirksvorsteher, räumte schließlich ein, dass die Arbeiten im Park "nicht gut kommuniziert wurden". Über die weiteren Schritte – die Arbeiten sollen insgesamt fünf Jahre dauern – will man die Anwohner künftig informieren und auch angehören. Und zwar bevor die Bezirksvertretung darüber berät, damit die Anregungen der Bürger dort aufgegriffen werden können.

(RP)
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