Hamm Die Jungen bauen die schönsten Wagen

Hamm · Beim Hammer Schützenfest ziehen morgen elf Fackeln durchs Dorf. Die Jungschützen schneiden meist am besten ab.

 Das Jäger-Corps hat dieses Jahr eine aufwendige Fackel gebaut. Mitgewirkt haben dabei viele junge Männer, die erst seit kurzem bei dieser Kompanie sind. Den Fackelbau haben sie bei den Jungschützen von der Pike auf gelernt.

Das Jäger-Corps hat dieses Jahr eine aufwendige Fackel gebaut. Mitgewirkt haben dabei viele junge Männer, die erst seit kurzem bei dieser Kompanie sind. Den Fackelbau haben sie bei den Jungschützen von der Pike auf gelernt.

Foto: Endermann

Die rot-weißen Wimpel hängen, auf dem Blääk wehen festlich die Fahnen und stehen die Absperrgitter bereit. Hamm ist gerüstet für das Schützenfest am Wochenende. In einigen Hinterhöfen wird noch gehämmert und letzter Schliff an die Fackeln gelegt. Elf dieser lustigen Mottowagen werden morgen Abend durch das Dorf ziehen und "Dönekes" aus dem Ort aufs Korn nehmen.

"Ich finde es gut, dass hier beim Umzug des Hammer Schützenfestes ausschließlich Hammer Themen behandelt werden und nicht irgendwelche allgemeinen Sachen wie beim Karneval", sagt Christoph Andree. Der 26-jährige Mechatroniker gehört seit kurzem dem Jäger-Corps an, der mit 92 (natürlich nur männlichen) Mitgliedern der größte Hammer Schützenverein ist. Zuvor war Andree wie alle Jungen beziehungsweise jungen Männer bei der "Jüko". Das steht für Junggesellen- und Jungschützenkompanie. "Da werden alle Jungen aus Hamm etwa mit 15 Jahren Mitglied", berichtet Andree. "Jedenfalls 80 bis 90 Prozent der Jungen aus dem Dorf."

Die Jungs von der Jüko sind jedes Jahr auf den vorderen Plätzen, wenn es nach dem Fackelumzug am Samstag um die Prämierung des besten Wagens geht. "Nicht, weil die Jungen die besseren Themen haben", klärt Andree auf. "Die Wagen sind einfach besser gebaut." Was damit zu tun hat, dass die meisten Wagenbauer noch Schüler sind und einfach mehr Zeit haben als die älteren Mitglieder in den einzelnen Kompanien.

Der Wechsel in die Jäger-Kompanie und damit zu den Erwachsenen ist Andree trotzdem nicht schwer gefallen. Obgleich ihn vom ältesten Kameraden mehr als 60 Jahre trennen, denn der ist über 90. Ob es da nicht schwierig war, bei der Themenfindung für die diesjährige Fackel auf einen Nenner zu kommen? "Nein, eigentlich nicht", berichtet Andree. Mit dem, was da morgen auf dem Wagen des Jäger-Corps zu sehen sein wird, kann er sich durchaus anfreunden. "Ein Nachbarschaftsstreit wird auf die Schippe genommen", so der junge Hammer. Mehr will er aber nicht verraten. Stolz sind er und sein Kamerad Matthias Kollenbroich aber auf die aufwendige Mechanik des Baggers, der da seine Schaufel mit mehreren Gelenken filigran hin- und herbewegt. "So was können die von der Jüko am besten", sagt Kollenbroich. "Wenn man da an einem Wagen mitbaut, ist das wie ein Praktikum. Die Älteren zeigen den Jüngeren, wie es geht, sei es Schweißen, Lackieren oder die Elektrik." Und dann müssen die Jungen selber Hand anlegen. "Wenn etwas in die Brüche geht, muss man halt nochmal von vorne anfangen." Auf die Idee, dem Schützenwesen oder gar dem Heimatort Hamm einmal den Rücken zu kehren, würden Andree wie auch Kollenbroich nie kommen. "Die Geborgenheit hier möchte ich nicht missen", sagt Andree. "Wenn ich mal etwas habe, bekomme ich überall Hilfe." Und wenn man mal raus wolle, sei man ja ruckzuck in der Stadt. "Und in der Altstadt." Diesen Vorteil von Hamm würden auch immer mehr Auswärtig entdecken. "Es ziehen ja in letzter Zeit auffällig viele junge Familien hierher in den Ort. Und die werden schon wissen, warum."

Heute Abend ist Abnahme der Fackeln – in gemütlicher Runde. Morgen um 20 Uhr wird es dann ernst, oder besser: lustig. Dann setzten sich die Fackeln in Bewegung. Und die Hammer sind gespannt, wer und was sich die Schützen in diesem Jahr so alles vorgeknöpft haben.

(RP)
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