Flehe Die "Fackel" bekommt den letzten Schliff

Flehe · In Flehe ist am Wochenende Schützenfest. Sechs Kompanien haben dafür lustige Mottowagen gebaut, auf denen Anekdoten aus dem Ort aufs Korn genommen werden. Thema der Cäcilien-Kompanie ist eine ulkige Verwechslung.

Im Hof des ehemaligen Gartenbaubetriebes am Krahkampweg ist seit drei Wochen jeden Tag nach Feierabend ordentlich was los: Erst wurde gehämmert und gesägt, dann modelliert und gekleistert, danach gepinselt. Heute dürfte es nur noch um die Feinabstimmung gehen: Die Cäcilien-Kompanie, eine von neun Kompanien der St.-Sebastianus-Schützenbruderschaft Flehe, setzt letzten Schliff an ihren Fackelwagen. Diese "Fackeln" sind eine Besonderheit des Schützenwesens in Flehe, Hamm und Volmerswerth: Auf von innen beleuchteten Mottowagen, eben den Fackeln, werden ähnlich wie beim Karnevalsumzug alljährlich Anekdoten aus dem Dorfleben persifliert und am Samstagabend beim Schützenfest dann durch den Ort gefahren.

Zwei Begebenheiten standen bei den Männern von Cäcilia zur Auswahl: Entschieden haben sich die acht Kameraden für die Sache mit der Tür. "Da sollte ein Malermeister aus dem Dorf eine Tür an der Fleher Straße neu streichen", berichtet Kompaniemitglied Gregor Janßen. "Doch vor Ort fand er zwei gleich aussehende Häuser mit komplett gleichen Türen vor. Prompt wurde die falsche Tür verschönert."

"Hans-Jürgen ist sehr amüsiert, kriegt kostenlos die Tür saniert", haben die Schützenbrüder daraufhin auf die Bande ihres Wagens gereimt. Der ist übrigens eher ein größerer Hänger. "Deswegen mussten wir uns mit der Ausgestaltung aus statischen Gründen etwas zurückhalten." Die beiden Türen und vor allem der pinselschwingende Maler mit seinen großen Farbeimern sind aber dennoch gut zu erkennen. Offenbar ahnt er noch nichts von seinem Irrtum, denn er grinst über das ganze Gesicht. Der stattliche Kamerad besteht übrigens aus Kaninchendraht, auf den Butterbrotpapier als Hülle modelliert wurde. Butterbrotpapier dient auch als Hülle für Eimer und Türen. Der Wagen ist übrigens von innen schön illuminiert worden, er soll ja auch in der Dämmerung eben als Fackel weithin sichtbar leuchten.

Bei ihrem Fackelbau setzen die Schützen übrigens ausschließlich auf eigene Kräfte: "Wir haben ja Schreiner, Maler, Elektriker und andere Gewerke bei uns. Da bringt jeder ein, was er kann", so Janßen. Einige besonders sprachbegabte Kameraden haben die Verse an der Bande getextet. "Das muss ja schließlich ein Versmaß haben und sich auch reimen." Und abends für das Publikum am Straßenrand gut lesbar sein. Denn es geht ja durchaus um etwas: Direkt nach dem Umzug tritt nämlich im Festzelt ein Preiskomitee, paritätisch besetzt mit Vertretern aller neun Kompanien, zusammen, um die beste Fackel zu küren.

Und da einen Punktsieg zu landen, ist trotz der übersichtlichen Konkurrenz nicht ganz so einfach. "Wir müssen schon das Jahr über Augen und Ohren offen halten, um eine gute Geschichte zu bekommen", sagt Janßen. Das sei früher einfacher gewesen: "Da trafen sich die Fleher, die ja fast alle tagsüber auf den Feldern gearbeitet hatten, abends in der Dorfkneipe ,Dietze Mamm' und haben sich bei einem Bierchen das Neueste vom Tage erzählt. Damals gab es ja auch noch richtige Originale im Ort."

"Richtfest" für die Fackel ist heute Abend in der "Wagenbauhalle" am Krahkampweg. Da kommen dann auch die älteren Kompaniebrüder hinzu, die nicht mehr aktiv mitbauen, um das Ergebnis zu begutachten. In gemütlicher Runde wird dann auf das gelungene Gefährt angestoßen — gleich, welche Entscheidung die Preisrichter morgen fällen.

(RP)
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