Düsseldorf Derendorfer Jonges: Industriestadt Düsseldorf

Düsseldorf · Derendorf/Gerresheim Rauchende Schlote, große Fabrikhallen: Würde heute damit einer für die Dienstleistungsstadt Düsseldorf werben, er wäre wohl sofort gefeuert. Doch Mitte des 19. Jahrhunderts pflegte die aufstrebende Stadt am Rhein ganz bewusst dieses Bild. Peter Henkel, der bei den Derendorfer Jonges einen interessanten Vortrag hielt über die Entwicklung Düsseldorfs in den Gründerjahren am Beispiel des Gerresheimer Industriepfades: "Die Stadt war stolz darauf ein bedeutender Industriestandort zu sein." Kein Wunder – denn bis in die 40er Jahre des 19. Jahrhunderts blieb Düsseldorf ein kaum beachtetes verschlafenes Provinznest.

 Peter Henkel (M.) mit Baas Martin Meyer (l.) und Vizebaas Manfred Klösters.

Peter Henkel (M.) mit Baas Martin Meyer (l.) und Vizebaas Manfred Klösters.

Foto: Wilfried Meyer

Die Entwicklung danach vollzog sich in riesigen Schritten, wie die Besucher des Industriepfades nachvollziehen können. Der Ringofen an der Bergischen Landstraße, in dem damals Backsteine gebrannt wurden, ist ein Denkmal aus jener Zeit. Henkel: "Damals gab es rund 450 Ziegeleien in Düsseldorf. Für ihr Rohmaterial wurde sogar ein ganzer Lehmhügel abgetragen. Backsteine haben auch die Architektur der Stadt wesentlich beeinflusst, wie man gut noch am Wilhelm-Marx-Haus und an der Tonhalle sehen kann." Innerhalb von nur zwölf Jahren wuchs damals die Einwohnerzahl von Düsseldorf um 225 Prozent. Mindestens ebenso bedeutend war in jenen Jahren die Drahtindustrie, ebenfalls in Gerresheim angesiedelt. Draht aus Düsseldorf wurde in ganz Deutschland verwendet. Henkel: "Für die Drahtarbeiter war es ein Hochrisiko-Beruf. Die Gefahr, sich schwer oder lebensgefährlich zu verletzen lag wesentlich höher als im Bergbau. Der Drahtfabrikant Dreher (in Gerresheim ist eine Straße nach ihm benannt) erkannte das Risiko und gründete für seine Arbeiter eine Krankenkasse."

Die Gerresheimer Glashütte galt damals als der weltgrößte Flaschenproduzent. Auch dieses Unternehmen hatte sich hier niedergelassen wegen der günstigen Eisenbahnanbindung Düsseldorfs. Henkel: "Keines der bedeutenden Unternehmen wurde in Düsseldorf selbst gegründet. Sie kamen, wie etwa die Firma Henkel, hierher, weil sie durch die Eisenbahn die für sie wichtigen Transportwege vorfanden. Die Bahn war der Startschuss für die Industrialisierung der Stadt."

(RP)
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