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Derendorf Wie Derendorf eine Kirche bekam

Derendorf · Vor 325 Jahren ist die Kirchengemeinde Heilige Dreifaltigkeit gegründet worden, damit es einen Pfarrer außerhalb der Stadtmauern gab.

Das Kirchenschiff bestand aus zwei Komplexen, durch die drei Türme drumherum bekam die Gemeinde Heilige Dreifaltigkeit ihren Namen.

Das Kirchenschiff bestand aus zwei Komplexen, durch die drei Türme drumherum bekam die Gemeinde Heilige Dreifaltigkeit ihren Namen.

Foto: Pfarrarchiv Hl. Dreifaltigkeit

Einen Ortskern hat es damals gegeben, vor 325 Jahren - Altstadt und Carlstadt, Mauern drumherum, hermetisch abgeriegelt. 14.000 Menschen lebten zu dieser Zeit im Zentrum von Düsseldorf, 600 etwa außerhalb, verteilt auf Pempelfort, Stockum, Flingern, Bilk. Dazwischen Felder, holprige Wege, viel Nichts. Das Leben spielte sich im Kern ab, dort wo es auch die einzige Pfarr- und Stiftskirche Düsseldorfs gab - St. Lambertus. Kirche spielte eine wichtige Rolle für die Menschen damals, Kirche war für viele Mittelpunkt ihres Lebens. Man glaubte an den Ort der Reinigung, "man muss durchs Feuer, um in den Himmel zu kommen", sagt Historiker Ulrich Brzosa, der sich intensiv mit der Stadtgeschichte beschäftigt hat.

 Die Karte zeigt Düsseldorf im Jahr 1795. Zentrum der Stadt bildeten Alt- und Carlstadt. Drumherum waren Mauern gezogen.

Die Karte zeigt Düsseldorf im Jahr 1795. Zentrum der Stadt bildeten Alt- und Carlstadt. Drumherum waren Mauern gezogen.

Foto: Stadtarchiv düsseldorf

In der Nacht, wenn die Stadttore geschlossen wurden, fürchteten sich die wenigen außerhalb. Davor, dass niemand in die Stadt hinein und niemand aus der Stadt herauskommen kann - nicht mal ein Geistlicher. Davor, dass der Weg zu weit sein könnte für den Pfarrer, der einen letzten Besuch bei einem Sterbenden leisten will. Davor, ohne letzte Ölung zu sterben, davor die Seele zu verlieren. "Die eigene Sterblichkeit war sehr nah im 17. Jahrhundert", sagt Brzosa - die Menschen wurden im Durchschnitt nur 35 Jahre alt.

Deswegen stifteten die beiden Geistlichen Johannes Bartholomäus de Weyer und Heinrich Arnold Sommers eine Stelle für einen Pfarrer in Derendorf - natürlich nicht ganz uneigennützig. Zum einen verdienten sie als Stiftsherren den einen oder anderen Taler - weil sie für ihre Stifter regelmäßig beteten und ihren Geldgebern damit Ablass verschafften, die Zeit im Fegefeuer für sie also verkürzten. Sie zum anderen nun selbst Ablass gewannen. Die Stiftungsurkunde ist auf das Jahr 1691 datiert. Einen Freifahrtsschein direkt in den Himmel gab es nicht, nicht für Geistliche, nicht mal für den Papst.

Geld für eine Kapelle allerdings hatten de Weyer und Sommers nicht mehr übrig, bis sich der Landesarchivar Johannes Gottfried von Redinghoven anbot, sein Grundstück zwischen Münster- und Becherstraße zur Verfügung zu stellen, auf dem er bereits ein kleines Gebäude errichtet hatte, in dem Kinder in Religion unterrichtet werden sollten. Angebaut hat man an diesen Komplex, einen "Minimalbau" nennt es Ulrich Brzosa heute. Das Kirchenschiff hatte keinen durchgehenden Komplex, offenbar wurde an Redinghovens Haus einfach angebaut. Heilige Dreifaltigkeit wurde die Gemeinde getauft, angelehnt an die drei Türme, die die Kirche umgaben.

1109 Taler kostete die erste Kirche in Derendorf, fast die Hälfte hatte Jan Wellem beigesteuert, "nur 42 Taler kamen von St. Lambertus", sagt Brzosa. 1692 wurde die Kirche fertiggestellt, 200 Jahre war sie Treffpunkt für die Menschen aus Derendorf und die Stadtteile drumherum. Sie lag zentral, außerhalb der gefürchteten Mauern. Mit der Industriellen Revolution im 19. Jahrhundert explodierte die Einwohnerzahl, große Firmen wie Rheinmetall kamen nach Derendorf. 1884 gab es 26.000 Katholiken rund um den Stadtteil, "in der Kirche war aber nur Platz für 200", sagt Brzosa. Dazu wurde die Kirche baufällig, mit der Einweihung der heutigen Dreifaltigkeitskirche an der Jülicher Straße das alte Gotteshaus schließlich abgebrochen.

Heute erinnert nur noch eine kleine Gedenktafel an die erste Kirche Düsseldorfs, deren Entstehungsgeschichte rekonstruiert werden kann, eine Plakette haben 1963 die Derendorfer Jonges gestiftet. "Sie hängt aber am falschen Haus", sagt Ulrich Brzosa.

(RP)
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