Düsseldorf Markt am Münsterplatz droht das Aus

Düsseldorf · Die Kunden bemängeln fehlende Kontinuität, da an dem Freitag nur wenige Händler auch verlässlich kommen.

 Ein tristes Bild: Nur wenige Kunden verlaufen sich auf den Wochenmarkt in Derendorf.

Ein tristes Bild: Nur wenige Kunden verlaufen sich auf den Wochenmarkt in Derendorf.

Foto: Andreas Bretz

Lange haben die Derendorfer auf einen eigenen Wochenmarkt gewartet, seit anderthalb Jahren haben sie auf dem Münsterplatz einen - und keiner geht hin. Das ist natürlich etwas übertrieben, weit von der Wahrheit entfernt ist es aber auch nicht. Vier doch eher mickrig wirkende Stände stehen an diesem Freitag auf dem runderneuerten und großzügig wirkenden Münsterplatz: Bäcker, Metzger, Obst und Gemüse, dazu ein Hähnchen-Wagen. Der Fischhändler kommt nur sporadisch, Geflügel-, Käse- und Blumenverkäufer lassen sich gar nicht mehr blicken.

Gisela Groth hat die Entwicklung vom ersten Tag an beobachtet. "Ich bin wirklich gewillt, hier zu kaufen, aber das Angebot ist spärlich, und ich muss nachher doch wieder in den Supermarkt. Inzwischen schließen die Händler teilweise schon um 16 oder gar 15.30 Uhr. Das ist auch an einem Freitag viel zu früh für Arbeitnehmer", erklärt Groth, die für die SPD in der Bezirksvertretung 1 sitzt. "Die Qualität ist gut, die Preise sind es auch, dennoch bin ich skeptisch, was die Zukunft angeht. Jetzt kam auch noch der Ausfall durch den Sturm und die Ferienzeit beginnt", sagt Groth.

Sabine Kiesler vom Metzgermeister Hemink hält tapfer die Stellung. "Stammkunden, die wir einmal eingefangen haben, lassen wir auch nicht mehr los", sagt sie lachend. "98 Prozent hier kommt aus eigener Herstellung. Wir versuchen, mit akzeptablen Preisen und Fachwissen zu punkten, haben auch schon mit Handzetteln Werbung gemacht. Der Durchbruch ist bis jetzt aber ausgeblieben."

Dirk Zelinski ist mit seinem Tönisvorster Obsthof seit einem Jahr auf dem Münsterplatz. "Seitdem ist es besser geworden", sagt Gisela Groth. "Richtig gut ist aber anders", schränkt Zelinski ein, der samstags auch auf dem Kolpingplatz Obst und Gemüse verkauft, "und da brummt's. Das sind zwei verschiedene Welten". Am Tag selbst liege es aber nicht, "es ist in meinen Augen die fehlende Konstanz. Einige Händler kommen ein paar Mal, dann bleiben sie wieder weg."

Das ärgert auch Lisa Groschinski: "Als Kundin weiß ich nie, was mich hier erwartet. Wenn ich am Freitag Fisch machen will, und der Händler mal wieder nicht gekommen ist, habe ich sofort einen Hals", sagt die Mutter von zwei Kindern. "Und je weniger Stände hier sind, desto weniger Flair kommt auf, und man ist eher abgeschreckt".

Das weiß auch Dirk Zelinski, der dennoch einige Stammkunden hat, "vom Teenie bis zum Zahnarzt", die sogar telefonisch vorbestellen würden. Dass die Pacht jedes Mal separat bezahlt werden muss, statt durch beispielsweise halbjährige Verträge etwas Kontinuität zu gewährleisten, kann er ebenso wenig nachvollziehen wie die Tatsache, dass er vor zwei Wochen donnerstagsabends von der Marktverwaltung darüber in Kenntnis gesetzt wurde, dass der Wochenmarkt einen Tag später wegen der Sturmschäden erneut ausfalle.

Der Händler hat aber auch Verständnis für die Kollegen: "Es ist schwer, mit Personal zu planen, wenn die Verkaufssituation so ungewiss ist." Gerade, wer mit dem Geschäft anfange, müsse schon etwas Kapital in der Hinterhand haben, um schlechtere Tage kompensieren zu können. Oder eben mehrere Standbeine, "und die habe ich zum Glück", so Zelinski. Dennoch: "Ich will mich nicht beschweren, es lief zuletzt besser. Ich glaube an diesen Wochenmarkt auch weiterhin."

(RP)
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