Derendorf Mahlzeit in Derendorf
Derendorf · Zu Mittag gehen viele Menschen gerne in die Suppenküche von Christian Dauser. Hier werden die Gerichte auch jeden Tag zubereitet. Deshalb riecht es nach Küche, was einige Nachbarn stört. Nun beschäftigt sich sogar die Politik damit.
Hedwig Hellerforth hat einen Rhododendron in ihrem kleinen Hinterhofgarten, und dem geht es zur Zeit nicht so gut. Also es geht ihm augenscheinlich auch nicht wirklich schlecht, aber Frau Hellerforth führt den vermuteten Zustand ihrer Pflanze auf die Erbsensuppe, das Gulasch, den Möhren- und Stielmuseintopf zurück. "Auch das kommt von Dauser", sagt sie. Wie das Wasser, mit dem sie zu kämpfen hat, seit Christian Dauser nebenan das neue Haus gebaut hat. Sie ist nicht gut auf ihren Nachbarn - den Suppenhersteller - zu sprechen. Schon weil vor ein paar Jahren ein Immobilienmakler bei ihr war, als sie ihre Wohnung im Erdgeschoss verkaufen wollte. Der sagte, dass die Essensgerüche den Wert der Wohnung mindern würden. "Deshalb kann ich nicht nach München ziehen", sagt Frau Hellerforth. München sei eben teuer.
Vielleicht war das der Wendepunkt in den nachbarschaftlichen Beziehungen zwischen Christian Dauser und Hedwig Hellerforth sowie ihren Nachbarinnen Eva Sen und Ingrid Puke. Auch sie beklagen den Geruch nach Küche in ihrem Hinterhof. "Unerträglich", sagt Frau Sen, "Sie können nicht auf dem Balkon sitzen", sagt Frau Puke.
Seit den siebziger Jahren betreibt die Firma Dauser ihre Suppenküche hier. Es geht alles mit rechten Dingen zu, zumindest hat die Verwaltung bei mehreren Begehungen des Betriebes keine Mängel festgestellt. "Die Küche ist so eingerichtet, dass Schwaden über den Kochstellen durch Dunstabzugshauben aufgefangen und durch Aktivkohlefilter gereinigt werden können, bevor sie nach außen abgeleitet werden. Bei den durchgeführten Ortsterminen wurden dem Umweltamt Belege darüber vorgelegt, dass die Filter regelmäßig gewechselt werden", heißt es beim Umweltamt etwa. Auch das Amt für Verbraucherschutz war in Dausers Küche, nachdem die Nachbarinnen sich bei Oberbürgermeister Thomas Geisel über den Erbsensuppen-Geruch beklagt hatten. Es wurden keine Mängel festgestellt, hygienisch wie geruchstechnisch war alles einwandfrei. Dauser hält sich an die Genehmigungen, seine Lüftungsanlagen sind auf dem neuesten Stand, modernste Technik, die Räucherkammer mit Nachbrenner. "Früher hatte mein Vater ein Häuschen mit Feuer darin, das war es", sagt Christian Dauser. Er habe 120.000 Euro alleine in diese Anlage investiert, ergänzt er, "ich kann das mit Rechnungen belegen. Die Situation war nie so gut, wie sie es jetzt ist." "Mit dem Vater hat es nie Probleme gegeben", sagt Frau Hellerforth.
Es gibt ein altes Stahlrohr auf dem Dach, "da kommt der Geruch raus", sagt Frau Sen, das neue Metallrohr sei nur Fassade. Dauser sagt, das sei nur Wasserdampf, natürlich sei das Metallrohr keine Fassade, wie die gesamte Lüftungsanlage keine Fassade sei, sagt Dauser, sagen die Ämter, die aufgrund der Beschwerden der Nachbarinnen regelmäßig kontrollieren. Dauser sagt, dass er sich wirklich bemühe, dass er im Zuge des Neubaus - im Jahr 2008 - Frau Hellerforths Garten hergerichtet habe, dass sie ihm damals sogar gesagt habe, wo er denn die Pflanzen dafür kaufen müsse. Dass sie vor dem Bau auf eine zwölf Meter hohe Giebelwand geschaut habe, dass sie ernsthaft jene Wand zurückverlangt habe, als der Neubau dann stand. Dauser ist frustriert, er redet inzwischen nur noch über seinen Anwalt mit "den Damen", wie er sie nennt.
Heute beschäftigt sich die für den Stadtteil zuständige Bezirksvertretung I mit dem Thema. Die Damen hatten Kira Heyden von den Grünen zum Ortstermin eingeladen. "Ich will mal sehen, was da dran ist", sagt die Politikerin.