Derendorf Geschichten aus Derendorf als Hörbuch

Derendorf · Der Schauspieler Wolfgang Welter hat Geschichten des Autors Jan Michaelis aus dem Stadtteil auf CD aufgenommen. Der Erlös kommt dem neuen Verein "Menschenreich" zugute, der sich für sozial Schwache einsetzt.

Derendorf: Geschichten aus Derendorf als Hörbuch
Foto: Hans-Juergen Bauer

Am Anfang stand die Idee des Derendorfer Schauspielers Wolfgang Welter, eine Lesung für einen guten Zweck zu organisieren. Herausgekommen ist das Hörbuch "Der Derendorfer", vermutlich die erste CD-Produktion über diesen Stadtteil überhaupt.

Seit einigen Jahren veranstaltet Welter, der unter anderem das Theater an der Luegallee geleitet hat und an der Komödie aufgetreten ist, gemeinsam mit seiner Frau zu Weihnachten Lesungen. Der Erlös kommt alljährlich dem Ambulanten Kinderhospizdienst an der Nordstraße zugute. Zur 725-Jahr-Feier Düsseldorfs wollte Welter vergangenes Jahr noch ein weiteres Projekt mit seiner künstlerischen Arbeit unterstützen. Auf der Suche nach einem geeigneten Zweck stieß er zufällig auf den neu gegründeten Verein "Menschenreich" von Rudolf Druschke. Den 57-Jährigen kennen viele im Viertel,, denn Druschkle ist eine Art Institution an der Nordstraße. Dort verkauft er schon seit Jahren das Obdachlosen-Magazin der Initiative fifty-fifty. Aber Druschke ist noch weit mehr als das, nämlich Ansprechpartner für viele Menschen aus dem Stadtteil. Er war sogar schon Titelfigur in einem, für den Grimme-Preis nominierten WDR-Beitrag.

Druschke will mit seinem neuen Verein "Menschenreich" anderen, am Rande der Gesellschaft lebenden Menschen eine Anlaufstelle bieten, um sie aus Armut und Isolation herauszuholen. Gemeinsam mit seinen bislang 17 Mitstreitern plant er, dafür an der Münsterstraße ein Ladenlokal als Treffpunkt zu eröffnen. Von dieser Idee wiederum war Schauspieler Wolfgang Welter so begeistert, dass er spontan beschloss, mit einer Hörbuchproduktion das "Menschenreich"-Projekt zu unterstützen. Denn er hat im Keller seiner Derendorfer Wohnung ein kleines Tonstudio. "Zunächst dachte ich daran, etwas von Müller-Schlösser oder Hermann-Harry Schmitz auf CD einzulesen", sagt Welter. "Aber da hätten die fälligen Tantiemen vermutlich den Erlös deutlich geschmälert." Per Zufall stieß er dann beim Stöbern in einer Buchhandlung an der Nordstraße auf die Derendorfer Geschichten des Autors Jan Michaels. Der hat bereits zwei kleine Bändchen mit skurrilen Geschichten aus dem Viertel veröffentlicht. Einem größeren Publikum wurden diese durch den Abdruck in der Monatsschrift der Derendorfer Jonges bekannt. Welter war sofort begeistert: "Die Geschichten sind charmant, witzig und herrlich absurd." Schnell war der Kontakt zu Michaelis hergestellt. Und der war seinerseits sofort bereit, das Hörbuch-Projekt für einen guten Zweck unentgeltlich zu unterstützen. Michaelis stellte Welter überdies noch Material aus seinem dritten "Derendorfer"-Band zur Verfügung, der in Kürze erscheint.

Aus den drei Bänden wählte Welter schließlich 13 Geschichten aus und spielte sie im Sommer in seinem heimischen Studio ein. Rund eine Woche hat er dafür gebraucht, gut eine Stunde Spieldauer hat die fertige CD. Unterbrochen von witziger Pianomusik reihen sich da so einige absonderliche Episoden aneinander, die anzuhören allemal eine Menge Spaß macht. Von Heimattümelei sind die Geschichten von Michaelis nämlich meilenweit entfernt. Da gerät etwa eine Dame mit ihrem Mops mitten hinein in das Ordergeschäft der Messe, schließlich will ihr Designer Glööckler gar den geliebten Hund wegnehmen. Und der Adler des Stadtschlösschens macht sich eines Tages selbstständig und entführt einen Kirmesbesucher in seinen Horst an der Cecilienallee. Das Blutwurstessen der Derendorfer Jonges wird ebenso persifliert wie ein RP-Redakteur auf der Suche nach spannenden Geschichten im Stadtteil.

(RP)
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