Derendorf Der Derendorfer Silberschatz

Derendorf · Das teilweise mehr als 300 Jahre alte Königssilber der Derendorfer Schützen wird nur zu besonderen Anlässen wie dem Schützenfest an diesem Wochenende aus dem Bank-Safe geholt. Und jedes Jahr wächst der Schatz um eine Silberplakette.

 Am Sonntag muss der König zum Glück nur diesen Teil des Königssilbers sowie Brustschild und zwei Plaketten tragen. Gesamtgewicht: 15 Pfund.

Am Sonntag muss der König zum Glück nur diesen Teil des Königssilbers sowie Brustschild und zwei Plaketten tragen. Gesamtgewicht: 15 Pfund.

Foto: Bauer

Das Amt des Königs kann eine ziemliche Bürde sein. Das merkt der neue König der Derendorfer Schützen kurz vor seiner Krönung, wenn sein Kamerad Thomas Maaßen ihm das Königssilber umlegt. Denn die Kette mit mehr als 20 Silberplaketten und dem Brustschild wiegt über 15 Pfund. Und damit hätte man sogar noch Glück, sagt Heinz-Willi Lang und lacht. Denn die alten Ketten und Anhänger wiegen deutlich mehr, so der erste Chef des Schützenvereins. Und außerdem wird dem König nur ein kleiner Teil des Silbers umgehängt.

Denn eigentlich wird der Derendorfer Silberschatz, der teilweise mehr als 300 Jahre alt ist und aus schier unzähligen Edelmetall-Anhängern besteht, in einem Bank-Safe aufbewahrt. Nur zu besonderen Anlässen wie dem Schützenfest an diesem Wochenende werden das Brustschild mit der Plakette des Schützenkönigs von 1955 sowie vier Stränge mit jeweils fünf bis sechs Silberanhängern herausgeholt, aufpoliert und dem König vor der Parade am Sonntag angelegt. "Das ist ein ganz schöner Akt, bis alles sitzt. Das dauert schon mal 15 Minuten", sagt Reimund Schönenberger, König von 2011, aus eigener Erfahrung. Doch es sei eben auch einer der besonderen Momente im Amt. Und dazu ein seltener: Denn nur zweimal darf der König die Kette tragen.

Für die hunderten Besucher beim Schützenfest sehen die Plaketten von weitem meist gleich aus, sie sind es aber nicht. Denn jeder König entscheidet selbst, wie das Silber, das er traditionell bis zum Titularfest stiften muss, aussehen soll. Bei vielen sind nicht nur die Namen von Königspaar und Gesellschaft sowie das Schützenjahr eingraviert, sondern auch ein typisches Symbol der Gesellschaft. So zeigt das der Hubertusjäger einen Hirschkopf, das der St.-Paulus-Gesellschaft ein Bild des Theologen und Heiligen, das der Gardisten einen Gardestern. Auch die Form variiert: Der Anhänger der Könige der St.-Stephanus-Gesellschaft hat zum Beispiel - passend zu der Kopfbedeckung der Schützen - die Form eines Zylinders.

"Der Preis für so ein Silber fängt bei gut 400 Euro an, und nach oben gibt es keine Grenze", sagt Lang. Auf das Metall legt der Verein viel Wert: Denn wenn die vielen Anhänger aneinanderschlagen, würde ein nur versilberter schnell beschädigt und damit nicht mehr repräsentativ aussehen. Das neue Silber trägt der König dann unter dem Brustsilber, das Landes- und Stadtwappen sowie ein Bild der Herz-Jesu-Kirche zeigt, und unter der Plakette des Regimentskönigspaares von 1955 (in dem Jahr feierten die Schützen ihr 300-jähriges Bestehen). Mit jedem neuen Schützenjahr und -könig wird somit immer ein Anhänger aus der Kette genommen und in den Safe gelegt. Das von Mang (König von 1982) liegt schon dort, das von Schönenberger wiederum ist noch Teil der Kette.

Der Brauch des Königssilbers gehe bis ins Mittelalter zurück, so Schönenberger: Damals sei es üblich gewesen, Würdenträger wie zum Beispiel Bürgermeister mit einer Amtskette auszustatten. Das älteste Königssilber gibt dem Heimatverein allerdings Rätsel auf. "Wir können nicht ergründen, wer das gestiftet hat, aber es stammt aus dem 17. Jahrhundert", sagt Schönenberger. Nicht nur wegen seines monetären Wertes werde es in einem Safe verwahrt. "Der ideelle Wert des ganzen Königssilbers ist für uns immens. Es ist unser Schatz, ein Teil unserer Geschichte und deswegen durch nichts zu ersetzen."

(semi)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort