Derendorf Demenzkranke begleiten

Derendorf · Die Kreuz- und die Zions-Kirchengemeinde eröffnen am Dienstag die Evangelische Fachberatung Demenz. Die neue Einrichtung an zwei Standorten ist eine Reaktion auf den rasant wachsenden Bedarf im Stadtteil.

Das Beratungs- und Betreuungsangebot für Demenzkranke und ihre Angehörigen wird in den Stadtteilen weiter ausgebaut: Ab kommender Woche nimmt die Evangelische Fachberatung Demenz ihren Dienst auf. Damit soll der Bedarf auch in Derendorf-Nord künftig besser abgedeckt werden. In einem neuen Büro im von-Bodelschwingh-Haus, Ulmenstraße 96, sowie im Zentrum plus Derendorf-Golzheim, Klever Straße 75, wird die Demenzexpertin Maike Keske ab Dienstag an zwei Tagen in der Woche Sprechstunden für Betroffene anbieten. Keske leitet als Mitarbeiterin des Zentrums plus bereits seit einigen Jahren das Betreuungscafé "Muckefuck" für Erkrankte und sie hat im dort einen ehrenamtlichen Helferkreis für die Betreuung dementer Menschen zuhause aufgebaut. Aber diese Angebote reichten zuletzt nicht mehr aus, um die Nachfrage im Stadtteil zu decken: "Die Anfragen nach Beratung und Betreuung sind inzwischen so zahlreich geworden, dass das einfach unseren Rahmen sprengte."

In der Gemeinde geborgen

So entschied man sich, eine spezielle Beratungsstelle sowie ein zweites Büro an der Ulmenstraße in den Räumen der Zions-Kirchengemeinde einzurichten. "Wir verstehen das ausdrücklich nicht als Konkurrenz zu den bereits bestehenden Angeboten", betont Pfarrer Rainer Kemberg, der selbst betroffen ist, weil seine Mutter an Demenz leidet, "sondern als ergänzendes Angebot mit stärkerem regionalem Bezug." In seiner engen Anbindung an die Kirchengemeinden ist das neue Angebot "seelsorgerisch-begleitend" ausgerichtet. Denn die Hauptgruppe der Erkrankten ist in der Regel 70 Jahre und älter. "Und diese Menschen sind oder waren in ihrer Gemeinde sozialisiert, dort fühlen sie sich geborgen. Was allerdings in den nächsten zehn bis 15 Jahren schon wieder anders aussehen kann." Und diese vertraute Umgebung macht sich Maike Keske in ihrer Begleitung der Betroffenen zunutze. "Meinen Stiefvater, der an Demenz erkrankt ist, hätte ich nie irgendwo anders hinbringen können", berichtet Susanne Paschen-Weber (51), die ihre Mutter bei der Pflege des dementen 77-jährigen Vaters unterstützt. "Die Räume des Café Muckefucks aber in der Kreuz-Kirchengemeinde kennt er von früher. Da geht er inzwischen gerne hin."

Wie Keske betont, ist das neue Angebot ausdrücklich auf längerfristige Begleitung angelegt. "Gespräche zwischen Tür und Angel gibt es nicht." Deswegen wird auch um vorherige Anmeldung gebeten. Die neue Beratungsstelle hilft sowohl, wenn es um konkrete Hilfsangebote und finanzielle Unterstützung geht als auch bei Fragen des Umgangs mit der Krankheit. "Und wenn es nur der Zuspruch ist, dass mein Vater mich nicht ärgern will, sondern sein Verhalten der Krankheit geschuldet und ich einfach ruhig bleiben soll. Das lässt man sich ja ohnehin eher von außen sagen", sagt Paschen-Weber. Insofern sei die Demenz-Beratung nicht selten auch eine psychologische Begleitung der Angehörigen.

Nach dem Seniorentag mit Schwerpunkt Demenz in Derendorf im vergangenen Jahr und der Eröffnung der Evangelischen Fachberatung soll jetzt das Beratungsnetz noch dichter werden: "Geplant ist ein Runder Tisch, damit die Wege weiter verkürzt werden."

(RP)
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