Derendorf Das Trio am Platz der Ideen mit spannender Geschichte

Derendorf · Die RP zeigt in einer Serie Kunst im Stadtteil. Diesmal: die menschlichen Zapfsäulen, auch bekannt als das "Tankmal".

Sie erinnern ein bisschen an überdimensionale Oscarfiguren. Doch statt des eleganten Schwerts vor der Brust führt ein Tankschlauch von der Schulter zum Rumpf jeder Figur. Die drei 3,5 Meter großen, orangefarbenen Figuren stehen auf dem Platz der Ideen an der Roßstraße in Derendorf.

Die Skulpturengruppe mit dem Namen "Tankmal" wurde vom Schweizer Künstler Max Grüter geschaffen und stellt das Wahrzeichen der Düsseldorfer Werbeagentur Grey dar. Seit 15 Jahren harren die gesichtslosen Stahlfiguren vor dem Eingang der Firma aus. Dabei ist ihre Entstehungsgeschichte immer wieder zum Schmunzeln: Die "Tankmännchen" sollen nämlich eigentlich an eine alte Esso-Tankstelle erinnern, die sich bis in die 50er Jahre vis-à-vis vom ehemaligen Firmensitz der Agentur an der Corneliusstraße befand. Davon erfuhr Künstler Max Grüter bei einem Mittagessen mit Art Direktor Mathias Renner beim Italiener gegenüber — und hatte spontan eine Idee. In Ermangelung von Papier skizzierte Grüter seinen ersten Entwurf für das Kunstwerk kurzerhand auf das leinene Tischtuch. Der Wirt war so großzügig und überlies seinen Gästen das Tischtuch. So konnte der Künstler seinen Entwurf gleich in der Agentur vorstellen. "Der Begriff der Ideenzapfsäule war dann auch sofort da", erinnert sich Renner. "Wo früher die Autos zum Auftanken hielten, werden nun unsere Kunden von uns mit Ideen betankt."

1997 wurden die drei leuchtend orangefarbenen Figuren vor dem Gebäude aufgestellt. Entsprechend Max Grüters Lieblingsthema, der industriellen Vermassung und dem Verlust des Authentischen, sind die drei Kolosse völlig identisch, wie vom Fließband. Halb Mensch, halb Zapfsäule, betanken sie sich nun selbst in einem geschlossenen Kreislauf mit Energie.

"Als Hingucker und Wahrzeichen unserer Agentur ist dieses Kunstwerk schon ziemlich perfekt", findet Renner. Und für ihn selbst habe es auch eine besondere, emotionale Bedeutung, bekennt er. "Die Tankmännchen begeistern mich immer wieder. Ich fühle mich gleich zu Hause, wenn ich sie sehe." Deshalb war für die Agentur Grey klar, dass sie beim Umzug der Firma an ihren jetzigen Standort in Derendorf 2008 mit mussten. Nur für den Künstler war das zunächst nicht so selbstverständlich, berichtet Renner. "Er hatte erst Bedenken, dass der Bezug zur Tankstelle durch den Standortwechsel verloren gehen könnte." Doch die Bedenken wurden rasch zerstreut, als Grüter sich persönlich davon überzeugen konnte, dass seine Kunst auch am "Platz der Ideen" optimal zur Geltung kommt.

Der Transport der Figuren war dann ein richtiges Spektakel. Denn jede der drei Figuren aus rostfreiem Stahlguss ist 750 Kilogramm schwer und musste mit Hilfe eines Krans ab- und wieder aufgebaut werden.

(mayo)
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