Kunst in Düsseldorf Bilker Seeungeheuer bekommen einen neuen Anstrich

Düsseldorf · Seit 25 Jahren stehen die drei Monster gegenüber dem Volksgarten. Inzwischen sind sie ein bisschen in die Jahre gekommen. Was viele nicht wissen: Die Nessy-Familie ist mehr als ein Kunstwerk.

 Die Nessy Family am Volksgarten bekommt einen neuen Anstrich.

Die Nessy Family am Volksgarten bekommt einen neuen Anstrich.

Foto: Stadt Düsseldorf/Stadtentwässerungsbetrieb

Schönheits-Operationen und Verjüngungskuren sind ja eigentlich kein Thema für Mittzwanziger. Was für Menschen gilt, muss aber noch lange keine Regel für Seeungeheuer sein. An der Nessy-Familie aus Bilk ist das letzte Vierteljahrhundert nämlich nicht spurlos vorbeigegangen. Seit 25 Jahren schlängeln sich die drei frechen Monster gegenüber dem Uhrenfeld am Volksgarten, doch so richtig abschreckend ist ihre Erscheinung offenbar nicht. Immer wieder trauen sich Schmierfinken in ihre Nähe und kritzeln mit Stiften und Spraydosen hässliche Schriftzüge und Bildchen auf die Körper der drei Ungeheuer.

Die über die Stadtgrenzen hinaus bekannten Skulpturen am Eingang von TuRU Düsseldorf bekommen – nicht zum ersten Mal – einen neuen Anstrich und werden an der einen oder anderen Stelle auch repariert. Ein Zaun wurde bereits aufgestellt, die Sanierungsarbeiten sollen am 21. Juni starten.

Was viele nicht über das rote, blaue und gelbe Monster wissen: Sie sind nicht nur ein Kunstwerk im öffentlichen Raum, sie haben vor allem eine abwassertechnische Funktion. Die Röhren, die zu den schlangenartigen Körpern der Seeungeheuer geworden sind, belüften eigentlich den darunter verlaufenden Hauptsammler Mitte – einen großen Sammelkanal, der das Abwasser von Gerresheim bis zum Klärwerk Süd in Hamm transportiert. Der Kanal ist so riesig dimensioniert, dass ein Doppeldecker-Bus durchfahren könnte.

Die Nessy Family, wie sie richtig heißt, steht seit 1996 am Volksgarten. Das blaue Monster mit den Zacken ist das Männchen, das gelbe Ungeheuer mit den langen roten Fühlern das Weibchen. In ihre Mitte hat das Pärchen seinen Nachwuchs genommen. Das rote Ungeheuer-Kind streckt aus dem Mund einen gebogenen Schnorchel. Es sieht so aus, als würde die Familie mit ihren geschwungenen Körpern aus dem Asphalt auftauchen, durch die kreisförmige Pflasterung auf dem Boden wirkt es fast so, als gäbe es tatsächlich Wasser dort.

Als Mitte der 1990er Jahre der 360 Millionen Mark teure Hauptsammler als das größte Kanalbauprojekt Deutschlands gebaut werden sollte, war bald klar, dass ein Lüftungsturm an der Straße Auf’m Hennekamp errichtet werden muss, um die unterirdische Anlage mit Frischluft zu versorgen. Normalerweise werden dazu mächtige Edelstahlröhren verbaut, die aber alles andere als zierlich wirken und für das Stadtbild sicher störend gewesen wären.

Dieses Problem erkannte auch das Hochbauamt, das sich Gedanken machte, wie die Röhren irgendwie versteckt werden könnten. Architektin Inge Loerke fertigte eine lockere Handskizze, mit Gips und anderen Modellen entwickelte sie ihren ersten Entwurf weiter, bis sie zufrieden war mit den drei bunten Seeungeheuern. Gemeinsam mit dem Betrieb Stahlbau Ernst aus Hattingen und einem Malermeister entstanden die bis zu acht Meter großen Figuren, die wie die sagenumwobenen Ungeheuer von Loch Ness aussehen, einem See in Schottland in der Nähe der Stadt Inverness. Die Existenz von Nessie ist wie die von Bigfoot und Yeti bisher nicht bewiesen worden, immer mal wieder gibt es aber Menschen, die glauben, das Ungeheuer gesehen zu haben. 

Fast wäre die Nessi Family auch in Bilk nur ein Mythos geblieben. Kurz vor Fertigstellung des Projekts hatte Künstler Klaus Rinke von dem Ungeheuer erfahren und wehrte sich mit Unterstützung einiger weiterer Kritiker gegen den Bau der Familie, weil sie eine zu bunte Konkurrenz zum gegenüberliegenden „Zeitfeld“ sei.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort