Düsseldorf Nachbarn treffen sich in Stadtteil-Blogs

Düsseldorf · Früher lernte man seinen Nachbarn beim Ausleihen von Zucker kennen, heute in Blogs wie "Bilkorama". Betrieben werden sie von Düsseldorfern wie Michael Köster, die den Austausch über das Leben im Kiez fördern wollen.

Über den Blog "Bilkorama" von Michael Köster tauschen sich viele Düsseldorfer aus. Der Blog sei wie der "nette" Nachbar von nebenan, der Hilfe und Rat rund um das Leben im Kiez gibt.

Über den Blog "Bilkorama" von Michael Köster tauschen sich viele Düsseldorfer aus. Der Blog sei wie der "nette" Nachbar von nebenan, der Hilfe und Rat rund um das Leben im Kiez gibt.

Foto: Schaller,Bernd

Michael Köster lädt seine Nachbarn aus Bilk regelmäßig zu sich ein - aber nicht auf Kaffee und Kuchen in seine Wohnung, sondern auf seinen Facebook-Blog "Bilkorama". "Wir sind so etwas wie der nette Nachbar von nebenan, mit dem man sich austauschen und den man auch um Hilfe fragen kann", sagt der 39-Jährige. Nur dass man dafür eben nicht an der Tür des 39-Jährigen im fünften Obergeschoss klingeln muss - was auch gut ist, da der Weg dorthin ohne Aufzug recht beschwerlich wäre.

Seit 2007 informiert Köster auf seinem Blog über Neuigkeiten, Entwicklungen und Freizeit-Tipps aus dem Stadtteil und der Umgebung. Vor allem "neue" Bilker schreiben ihm und fragen um Rat oder Hilfe. Wo gibt es ein nettes Restaurant, in das man auch mit Kindern gehen kann? Was kann man am Wochenende unternehmen? Wo ist der nächste Wochenmarkt? Michael Köster weiß nach fast siebeneinhalb Jahren in Bilk oft Antwort. Weiß er es nicht, chattet er mit den "echten" Nachbarn" im Netz: "Irgendjemand weiß immer die Antwort."

In seinem Nachbarschafts-Blog teilt der 39-Jährige, der in der Online-Kommunikation arbeitet, auch Beobachtungen und Gedanken, die ihm wichtig sind - und lädt so zum Austausch ein. Manchmal sind es zufällige Beobachtungen, die er zum Beispiel beim Fahrradfahren im Stadtteil macht und die er einordnet. So kommentiert er ein Foto, das die Türschilder des "Buddhistischen Zentrums" und des "Heimatvereins Bilker Heimatfreunde" an einer Häuserfassade zeigt: "... und genau diese Mischung macht unser Viertel aus :-)".

Fotos vom Dügida-Aufzug am Montag kommentiert er mit "Ihr seid Volk - Wir sind Völker" und "... dann wollen wir mal unser staatsbürgerliches Recht wahrnehmen und gegen Rechtsradikale und Nazis auf die Straße gehen". Viele Düsseldorfer kommentieren das, was er live von der Gegen-Protestbewegung postet. Noch mehr klicken "Gefällt mir."

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Die Idee zum "Bilkorama" (der Name des Blogs ist angelehnt an die Science-Fiction-Zeichentrickserie "Futurama") kam ihm nach dem Studium an der Heinrich-Heine-Universität: Während seines medienwissenschaftlichen Studiums "befüllte" er die Seite der Fachschaft mit allem, was Düsseldorfer Studenten wissen sollten, darunter waren natürlich auch Kneipen-Tipps. "Als das Studium dann vorbei war, suchte ich etwas Neues und so entstand die Idee für den Blog", sagt Köster.

Auch andere Düsseldorfer haben Blogs zum Leben im Stadtteil gegründet. So Dennis Schelberg, der Blogger von "Pempelfort". Der 43-Jährige, der in der Stadt auch als Musiker Enrico Palazzo bekannt ist, informiert dort vor allem über aktuelle Bau- und Verkehrsentwicklungen und neue Gastronomie-Betriebe. "Meine Frau Stefanie und ich wollen das Wir-Gefühl stärken und Pempelfort als Stadtteil bekannter machen. Und es sind auch schon gute Bekanntschaften über den Blog entstanden", sagt Schelberg.

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Über seinen Blog hat Michael Köster schon viele Bilker kennengelernt - so auch seine Nachbarn vom Haus gegenüber. Die Anonymität aufzuheben: Auch das sei ein Ziel von "Bilkorama". Mehrmals im Monat trifft sich der 39-Jährige mit anderen Düsseldorfern auch außerhalb seines Blogs, um Ideen oder Projekte umzusetzen. Zum Beispiel hat er sich in einer Bürgerinitiative gegen das Fällen von Bäumen im Florapark eingesetzt. "Man sollte im Stadtteil nicht nur leben, sondern ihn auch mitgestalten", sagt Köster.

(RP)
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