Ferien in Düsseldorf Kinder basteln kunterbunte Viren

Düsseldorf · Beim BauKinderKultur-Kunstprojekt haben Mädchen und Jungen gelernt, dass nicht jedes Virus schlecht sein muss. Die Kinder und Jugendlichen haben sich selbst Viren ausgedacht, machen verleihen sogar Superkräfte.

 Mit Stoffresten haben Kinder und Jugendliche bunte Viren gebastelt und an die Wand geklebt.

Mit Stoffresten haben Kinder und Jugendliche bunte Viren gebastelt und an die Wand geklebt.

Foto: Anne Orthen (orth)/Anne Orthen (ort)

Sie sind bunt, teilweise grell, meistens rund mit Stacheln und alle haben eine überaus positive Wirkung. Die Kinder und Jugendlichen im Alter von sechs bis 14 Jahren, die am BauKinderKultur-Kunstprojekt teilgenommen haben, haben phantasievolle und freundliche Viren (Friendly Virus) kreiert und in Form von Stoff-Collagen für jedermann sichtbar gemacht.

„Ein negativ behaftetes Virus ist ja das aktuell alles beherrschende Thema. Auch für Kinder ist es sehr mächtig. Das wollte ich für kurze Zeit umdrehen, eine andere Perspektive aufzeigen, und habe das Motto ‚Friendly Virus‘ als roten Faden für die Ferienaktion ausgegeben“, erläutert Kulturpädagogin Julia Schabrod. Sie arbeitet für das Jugendamt und konzeptioniert die Kulturförder-Projekte für Kinder im Salzmannbau. Dass das Coronavirus die Werke der kleinen Künstler beeinflusst, ist offensichtlich. Gut zwei Drittel der Stoff-Collagen haben die runde Stachelform, genauso wie das Virus, das tagtäglich in den Zeitungen abgebildet ist.

Schabrod ist jedes Mal überrascht von der Spontaneität und der Phantasie der Kinder. „Die Ideen sprudelten nur so heraus“, erzählt die Pädagogin. „Ich habe eigentlich damit gerechnet, dass wir enorm viele Fußball-Viren erhalten, aber es gab nur ein einziges Virus, das sich ausschließlich mit Fußball befasst.“

So hingen zur Abschlussausstellung im „Atelier am Eck“ jeweils ein Weltall-, Paris-, Strom-, Heil-, Hunde-, Freundlichkeits-, Eisbecher-, Sommerferien-, Kicher- oder ein Kuchen-Dinosaurier-Kerzen-Virus geformt aus vielen Stoffresten an den Wänden. Wer zum Beispiel vom Stromvirus befallen ist, hat unendlich viel Energie, muss nie schlafen und kann alles schaffen. Ein Eisbecher-Viruserkrankter kann unendlich viel schlemmen. Sobald man Appetit bekommt, steht der köstliche Eisbecher auch schon bereit.

„Ich mag Farben“, erzählt Raul. „Deshalb habe ich den Bunt-Virus gebastelt.“ Dazu hat der Zwölfjährige beim zweiwöchigen Ferienprojekt eine verkleinerte Skizze angefertigt, diese anschließend in Originalgröße auf eine lange Tischdecke aufgezeichnet, sich die buntesten Stoffe ausgesucht, sie zurechtgeschnitten und schließlich aufgeklebt. „Es ist genauso geworden, wie ich es mir vorgestellt habe“, sagt Raul nicht ohne Stolz und erläutert die Beweggründe seiner Kreation. „Ich möchte, dass die Welt so bunt ist wie mein Virus.“

Eigentlich richtet sich das Ferienangebot bei BauKinderKultur an Kinder ab sechs Jahre. „Ich nehme aber auch schon mal jüngere Geschwisterkinder mit auf“, sagt Schabrod. So war diesmal Emily mit vier Jahren die jüngste Virus-Kreative. Sie hat einen Schmetterlingsvirus gebastelt, weil sie eben Schmetterlinge toll findet und fliegen können möchte.

Das Konzept beruht auf Freiwilligkeit. „Wer zu den Projektstunden kommt, möchte da sein und an seinem Werk arbeiten“, sagt Schabrod. „Wer keine Lust hat, darf auch zu Hause bleiben.“ Dabei will die Kultur-Pädagogin die Kreativität und das Gefühl sowie den Umgang mit verschiedenen Materialien, Arbeitsweisen und Farben vermitteln. „Ich möchten den Erfahrungshorizont und den Spielraum der Kinder erweitern, dabei die Phantasie und die Bereitschaft, sich künstlerisch auszudrücken, anregen“, erläutert Schabrod. Das hat bei der aktuellen BauKinderKultur-Aktion offensichtlich bestens funktioniert. Und zumindest für eine kurze Zeit waren Viren gar nicht so bedrohlich.

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