Bilk Bilker Schützen lassen Platt wieder aufleben

Bilk · In der Mundart-Schule "Pittermanns Scholl" fand jetzt die erste Unterrichtsstunde statt. "Lehrer" Hans-Dieter Casper hatte die volle Aufmerksamkeit der 50 Zuhörer. Fortsetzung folgt.

 Einschulung in die "Pittermanns Scholl": Zweiter Chef Michael Schwarz (l.) und "Lehrer" Hans-Dieter Caspers studieren das Klassenbuch.

Einschulung in die "Pittermanns Scholl": Zweiter Chef Michael Schwarz (l.) und "Lehrer" Hans-Dieter Caspers studieren das Klassenbuch.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Die Anregung, eine Mundart-Schule für Düsseldorfer Platt ins Leben zu rufen, kam den Bilker Schützen beim Lesen ihrer dreimal im Jahr erscheinenden Bilker Schützenzeitung. Im besten Düsseldorfer Dialekt erschien dort stets eine Rubrik, in dem ein Vereinsmitglied dem Schützenchef seine nicht immer angenehme Meinung zu irgendwelchen mehr oder weniger bedeutenden Ereignissen mitteilte ("Leewe Chef"). In der nächsten Ausgabe folgte dann zumeist prompt die Antwort des Präsidenten ("Leewe Pittermann"). "Manch einer hatte Mühe, alle im rheinischen Platt vorkommenden Ausdrücke zu verstehen", erklärt der Zweite Vorsitzende der Bilker Schützen, Michael Schwarz, wie und warum jetzt die "Pittermanns Scholl" gegründet wurde.

Als deren erste Unterrichtsstunde nun im Archiv der Bilker Schützen an der Ubierstraße begann, stand Ehrenpräsident Hans-Dieter Casper am Lehrerpult und erzählte den 50 Zuhörern zunächst Interessantes zur Entwicklung der Hochsprache und des Platts. Einen besseren Lehrer hätten sich die Anwesenden nicht wünschen können, denn Casper war vor seiner Pensionierung 40 Jahre lang Grundschullehrer in Garath. "Wenn de Platt schprischs, krisse watt hinger de Horschlappe", sei früher ein beliebter Satz der Eltern gewesen, um Kinder zur hochdeutschen Sprache zu bewegen. "Vielleicht hätten die Eltern besser auf Johann Wolfgang von Goethe gehört. Bei dem ist nämlich nachzulesen, dass beim Dialekt erst die Sprache anfange", berichtete er seiner staunenden Schulklasse.

Unter den nur wenigen ganz jungen Zuhörern waren mit Laura und Pascal zwei Nachwuchskräfte der Bilker Schützen. In deren Familien wird zum Beispiel überhaupt kein Platt gesprochen. "Höchstens einmal vom Opa", räumt die 19-Jährige aus der Reiterstaffel der Schützen amüsiert ein. Genau da soll "Pittermanns School" nun ansetzen und Türöffner für alle in Düsseldorf sein, die die urtümliche Heimatsprache wieder erlernen wollen. Als erste Übung dazu wurde dann "Däm Lukas si Weihnachtsevangelium op Rheinesch" von Monika Voss übersetzt". Dabei machten alle ihre Sache so gut, dass Lehrer Casper auf Hausaufgaben verzichtete.

Eine Fortsetzung ist schon fest eingeplant: "Unser nächstes Treffen am 3. März haben wir ,Singen mit Lori' genannt. Da kommt unser ehemaliger Tambourmajor Dieter Lorenz mit seiner Quetsch. Helga Sölkefeld und er singen mit uns Lieder op Düsseldorfer Platt", kündigte "Lehrer" Casper zum Schluss der ersten Schulstunde an. Geplant sind darüber hinaus weitere Treffen im Mai, Juli, September und November. Zu diesen Abenden sind nicht nur Bilker Schützen, sondern alle Düsseldorfer eingeladen, auch Kinder und Jugendliche. Für dieses Projekt wurde sogar eine neue Homepage gegründet: www.pittermanns-scholl.de.

(RP)
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