Bilk Bilk und sein Bunker

Bilk · Noch bis zum 30. Dezember ist die Ausstellung über die bewegte Geschichte des Bauwerks an der Ecke Aachener Straße/Karolingerstraße in der Stadtbücherei Bilk zu sehen.

 In fünf Stationen lernen Besucher Wissenswertes über die Geschichte des Bunkers.

In fünf Stationen lernen Besucher Wissenswertes über die Geschichte des Bunkers.

Foto: Andreas endermann

Bunte Fassaden prägen heute das Erscheinungsbild des Bunkers an der Ecke Aachener Straße/Karolingerstraße in Bilk. Auf den ersten Blick erinnert nicht mehr viel daran, dass dieses Bauwerk einst mitten in einem der dunkelsten Kapitel deutscher Geschichte entstand und den Bewohnern des Stadtteils Schutz vor den Luftangriffen der Alliierten bieten sollte. Von den Anfängen in den 1930er Jahren bis zur Bürgerinitiative gegen den Abriss macht die Ausstellung "Der Bilker Bunker. Geschichte und Geschichten von 1933 bis heute" in der Bilker Stadtbücherei dieses Stück Stadtgeschichte erlebbar.

"Im Krieg habe ich mir immer den Bunker als Schiff vorgestellt, das im sicheren Hafen, vor der stürmischen See, Schutzwache hält", schreibt Helene Struth in einem Gedicht über "ihren" Bilker Bunker, in dem sie als Kind viele Stunden ihres Lebens verbrachte. "Und nur der, der dort bei Angriffen in Sorgen hat gesessen, kann die Aufregung, die Not, aber auch die Zuversicht ermessen." Aus diesem Grund ist Struth eine der Zeitzeuginnen, die die Macher der Ausstellung, der promovierte Historiker Ingo Schiweck und der Grünen-Politiker und Geo-Wissenschaftler Thorsten Graeßner für ihr Projekt gewinnen konnten. Fast ein Jahr haben sie investiert, um Menschen, Fotografien und Dokumente zu finden. Von den Zeitzeugen stammen nicht nur Berichte, sondern auch viele Artefakte: Von Decken über Gasmasken bis zum "Luftschutz-Bastelbogen" für Kinder ist alles dabei, was in der damaligen Zeit alltäglich war. Heute wirkt das beinahe skurril. Doch von den Schülern an der Aachener Straße zu lesen, die ihren Schulunterricht bei Fliegeralarm in den Bunker verlagerten oder dem Nachbarhaus von Helene Struth, in dem beim ersten großen Luftangriff auf Düsseldorf im Februar 1941 fast alle Bewohner starben, hinterlässt ein flaues Gefühl - und macht auf eindrückliche Weise deutlich, dass dieser Krieg, natürlich, auch nicht vor unserer Stadt, unserem Stadtteil, unseren Straßen Halt machte.

Doch nicht nur die Zeit des Zweiten Weltkriegs steht im Mittelpunkt der Ausstellung. In fünf Stationen erläutert sie die Geschichte des Bunkers: Zunächst waren da die Luftschutzübungen in den 1930er Jahren, dann die Verschärfung des Luftkrieges und der erste Luftangriff auf Düsseldorf. Als Konsequenz folgte der Bau des Bilker Bunkers und nach Kriegsende seine Wiederverwendung als "atomarer Schutzraum" im Kalten Krieg. Und schließlich die bewegte Zeit nach dem Fall der Sowjetunion: Erst die Umgestaltung und Verschönerung, später dann der geplante Abriss, der den Protest hunderter Bilker Bürger auf den Plan rief.

Ende 2014 folgte die Nachricht, dass der Bunker unter Denkmalschutz gestellt wird - ein Erfolg für die Bürgerinitiative "Bilk pro Bunker", die auch Organisator Ingo Schiweck unterstützt. Ob und wie genau der Bunker in Zukunft genutzt wird, ist weiterhin ungewiss. Doch seine vielleicht wichtigste Funktion wird er in jedem Fall behalten - als Mahnmal gegen den Krieg. Und so resümiert auch Helene Struth am Ende ihres Gedichts: "Wenn man bedenkt, wie die Menschen durch Kriege leiden, muss so ein Bunker als Mahnung und Erinnerung bleiben."

(RP)
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