Benrath/Monheim Beschwerde über Notfall-Ambulanz der Sana-Klinik

Benrath/Monheim · Ein 77-jähriger an Parkinson und Demenz erkrankter Monheimer musste an einem Samstag lange warten.

Für die Monheimerin Irmtraud Wallenkamp steht eines fest: Ins Benrather Sana-Krankenhaus wird sie nie wieder freiwillig gehen. Dabei hatte sie sich extra für dieses Haus entschieden, als der Hausarzt ihren an Parkinson leidenden Ehemann (77) wegen starker Wassereinlagerungen am Samstag, 19. Oktober, in ein Krankenhaus einwies: "Ich hatte die Wahl zwischen Richrath und Benrath."

Für Letzteres sprach, dass es die größere der beiden Einrichtung ist — mit mehr medizinischen Abteilungen. Doch inzwischen bereut sie diese Entscheidung, sagte sie im RP-Gespräch. Sie erhebt Vorwürfe gegen die Zentrale Notfall Ambulanz (ZNA) und schreibt sogar von einem "menschenunwürdigen Zustand."

Der Krankentransport lieferte den Monheimer, der wegen seiner schweren Parkinson- und Demenz-Erkrankung im Peter-Hofer-Heim lebt, gegen 13.45 im Sana ein. Auf Station kam der immobile Rentner allerdings erst nach 20 Uhr. Die sechs Stunden dazwischen lag der Patient auf einer Art Pritsche in der ZNA — ohne Essen, Trinken und ohne, dass er auf die Toilette gehen konnte, weswegen er sich zwischenzeitlich eingenässt hatte. Aus Patientenschutzgründen — in der Ambulanz gibt es zwischen den dort aufgestellten Betten und Liegen nur Vorhänge — durfte seine Familie die meiste Zeit nicht bei ihm sein.

Erst nach drei Stunden sei eine Ärztin zu ihrem Mann gekommen, berichtete die Monheimerin. Über eine weitere Stunde verging, bis er geröntgt wurde. Mit dem Ergebnis, dass er Wasser in der Lunge mit einer begleitenden Lungenentzündung hatte, erzählte Irmtraud Wallenkamp weiter. Doch vor allem setzte der Rentnerin der Umgang des Personals mit ihr, ihrem Mann und ihrer Tochter zu. Als dieser zuguterletzt ein Bett auf der Station hatte und Irmtraud Wallenkamp seine Tasche ausräumte, bekam sie dann noch von einer Schwester zu hören, dass die Besuchszeit ja schon zu Ende sei.

An diesem Punkt kann sowohl der Medizinische Direktor des Benrather Sana, Wolf-Dieter Schoppe, als auch Geschäftsführer Christian Engler die massive Kritik der Familie nachvollziehen: "Das geht gar nicht", sagen beide unisono. Schoppe geht sogar noch einen Schritt weiter und spricht von "indiskutabel".

Zu allen Vorwürfen der Familie Wallenkamp gebe es Gespräche mit den Beteiligten, sicherten sie zu. Dass Herr Wallenkamp allerdings relativ lange hat warten müssen, bis sich ein Arzt um ihn kümmerte, können beide nach den medizinischen Protokollen des Tages auf der Notfall-Ambulanz nachvollziehen. "Es war an dem Tag viel los. Es gab eine junge Frau mit einem Herzinfarkt, eine junge Mutter mit Hirnmetastasen und zudem auf der Intensivstation einen Patienten mit einer Tablettenvergiftung", berichtet Schoppe. Das ärztliche Personal habe nach der Schwere der Erkrankungen eine Reihenfolge erstellt. Auf dieser sei Irmtraud Wallenkamps Ehemann nach einer Begutachtung bei der Aufnahme eben nicht vorne dabei gewesen.

Aus Sicht der Monheimerin war die Notfall-Ambulanz mit zu wenig Personal besetzt. Doch wie besetzt man eine Abteilung, von der man vorher nicht weiß, wie stark sie zu einem bestimmten Zeitpunkt frequentiert ist? Nach der Schließung der Monheimer St-Josef-Klinik steuern Monheimer und Baumberger verstärkt das Sana an, und das ist von der Geschäftsleitung sogar gewollt. Die Frage, ob man auf das Mehraufkommen an Patienten allerdings nicht reagiert habe, verneint Schoppe: "Wir haben reagiert und inzwischen die Pflege personell verstärkt."

Geschäftsführer Christian Engler sagte im RP-Gespräch zu, sich persönlich mit Irmtraud Wallenkamp in Verbindung zu setzen. Das Beschwerdemanagement hat er nach dem nicht eben guten Abschneiden der Benrather Sana-Klinik bei einer großangelegten Patientenumfrage der beiden großen Krankenkassen zur Chefsache erklärt. "Ich bekomme jede Patienten-Beschwerde auf den Tisch und kümmer mich darum, was schief gelaufen ist und vor allem, was verändert werden muss." Nur so könne gesichert werden, dass sich Dinge verbesserten.

So gesteht Engler im RP-Gespräch zu, dass zwar die medizinische Seite, wie sie an besagtem Samstag vor Ort verlaufen sei, in Ordnung gewesen sei, nicht aber die Kommunikation und der Umgang.

(RP)
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