Benrath Wertvoller Schatz für die Schloss-Bibliothek

Benrath · Der Büchernachlass der ehemaligen Kustodin des Benrather Schlosses, Irene Markowitz, übergab gestern Gartendenkmalpfleger Claus Lange. Es handelt sich um Bücher zur Architektur- und Gartengeschichte.

 Der ehemalige Gartendenkmalpfleger Claus Lange überreicht Museumschef Stefan Schweizer den Büchernachlass. RP-Foto:

Der ehemalige Gartendenkmalpfleger Claus Lange überreicht Museumschef Stefan Schweizer den Büchernachlass. RP-Foto:

Foto: Anne Orthen

Für viele Benrather war Irene Markowitz über viele Jahre der gute Geist von Schloss Benrath. Nach einer Karriere in den Städtischen Kunstsammlungen wurde Markowitz stellvertretende Leiterin des Stadtgeschichtlichen Museums und übernahm als Kustodin die Verantwortung über das dem Museum als Abteilung zugeordnete Schloss Benrath. Sie erfüllte diese Aufgabe mit herausragendem Engagement bis zum Jahresende 1990. Das Benrather Schloss war für Irene Markowitz weit mehr als nur ein Tätigkeitsfeld. Am 16. Januar 2010 ist sie, die ihr gesamtes Leben im Schloss auch wohnte, gestorben.

Zu den großen Verdiensten der Kustodin, die die Bedeutung der Wächterin sehr wörtlich genommen hat, und die sich seinerzeit mit einer Vielzahl von Ämtern auseinandersetzen musste, zählen maßgeblich die umfangreichen Sanierungsmaßnahmen des Corps de Logis in den Jahren zwischen 1973 und 1983 sowie ihr Einsatz für die Wiederherstellung verfallener Strukturen im Schlosspark wie beispielsweise die Einfassungen der beiden großen Weiher.

Ihre private Bibliothek, die rund 150 Bücher zu den Themenkreisen Architektur- und Gartengeschichte der frühen Neuzeit, zur pfälzischen und rheinischen Landesgeschichte sowie zur Düsseldorfer Kunstgeschichte umfasst, werden zukünftig die Bibliothek von Schloss Benrath bereichern. Bislang wurde ihr Büchernachlass von Claus Lange verwahrt. Der pensionierte Gartendenkmalpfleger, der von 1979 bis 2013 beim Düsseldorfer Garten-, Friedhofs- und Forstamt tätig war, erhielt die Bücher wiederum von Irene Markowitz' Bruder Klaus nach dessen Tod.

Am 4. Dezember 1925 wurde Irene Markowitz als Tochter eines Baurats im westlichen Kavaliersflügel des Schlosses geboren. Im Kriegsjahr 1944 machte sie an der Benrather "Hermann-Löns-Schule, Oberschule für Jungen" ihr Abitur, eine zweite Abiturprüfung folgte nach dem Krieg in Bielefeld.

1946 begann sie ein Volontariat an den Städtischen Kunstsammlungen in Düsseldorf, an das sich ein Studium der Kunstgeschichte, Geschichte, Germanistik und Archäologie an der Universität Köln anschloss. Mit ihrer Dissertation "Zur Formengeschichte des Gartenhauses in Deutschland" wurde Markowitz 1955 promoviert. "Diese Arbeit gilt noch heute als unerreichtes Standardwerk", sagt Stefan Schweizer, Wissenschaftlicher Vorstand der Stiftung Schloss und Park Benrath.

Die Schloss-Bibliothek, die kürzlich aufwendig saniert wurde, umfasst rund 6000 Bände. "In NRW kommt an uns keiner vorbei, der auf den Gebieten Geschichte und Kunst von Landschaftsgärten sowie ihrer Flora und Fauna forschen will", erklärt Schweizer, der einerseits über einen Etat Bücher ankauft, sich aber auch über Nachlässe wie den von Irene Markowitz oder zuvor den von Inge Lackinger freut.

Die Bibliothek wird von einer Bibliothekarin betreut und steht als Präsenzbibliothek auch der interessierten Öffentlichkeit zur Verfügung. Zuletzt studierte eine zehnte Klasse des Schloss-Gymnasiums im Rahmen des Mathematikunterrichts alte Pläne, um das Schloss-Ensemble trigonometrisch zu erfassen und schließlich Nicolas de Pigage eine erstaunliche Genauigkeit zu bescheinigen.

(RP)
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