Benrath Viele Benrather wollen nur ihre Trauerweide
Benrath · Die Zerstörung der Trauerweide auf dem Schlossweiher durch den Pfingststurm "Ela" hat viele Benrather persönlich betroffen. Eine neue soll gepflanzt werden. Mit einer Pappel, wie es ursprünglich einmal war?
Wenn es um die mehr als 170 Jahre alte Trauerweide geht, die auf dem Schlossweiher während des Pfingststurms zerstört wurde, dann haben die Benrather eine feste Meinung. Eine neue muss auf die Insel.
Doch jetzt gibt es weitere Erkenntnisse. So soll ursprünglich ein zweiter Baum auf der Insel gestanden haben: eine Säulenpappel. Tobias Lauterbach, Denkmalpfleger des Gartenamtes, ist sich nicht ganz sicher, bis wann die Pappel gestanden hat. Er vermutet bis in die 1940er, 50er oder sogar 60er Jahre. In den 50er Jahren stand die Pappel dort nicht mehr. Das beweist eine Postkarte aus dem Jahre 1950.
Auch der Historiker und Archivar des Benrather Heimatarchivs, Wolfgang D. Sauer kann sich nicht darin erinnern, dass jemals eine Pappel auf der Insel gestanden hat. "Das ist mir völlig neu", meint der ehemalige Lehrer am Schloß-Gymnasium. Sicherlich, als Historiker hielte man gerne am Alten fest, sagt Sauer. Aber die Trauerweide allein auf der Insel, sei ein Zustand, der ebenfalls über Jahrzehnte existierte. "Ich persönlich bin dafür, die Trauerweide als Solitär zu halten", sagt Sauer. Sein Kollege vom Heimatarchiv, Rudolf Doll, kann sich zwei "Minibäume im Alter von fünf Jahren" auf der Insel nicht vorstellen. "Lieber eine vernünftige Trauerweide", sagt er. Um das zu finanzieren, sammelt Jonges-Mitglied Michael Schaar eifrig Spenden. "1700 Euro habe ich schon zusammen", sagte er im RP-Gespräch. Nachdem er jetzt in der Zeitung gelesen habe, dass dort nun zwei Bäume hin sollen, habe er gestern umgehend beim Gartenamt nachgefragt. "Die haben mir grünes Licht zum Weitersammeln gegeben", sagt Schaar, der inzwischen schon zu Hause von Spendenwilligen Besuch bekommt. Die Nachfrage nach den kleinen, beschrifteten Holztäfelchen von den Überresten der vom Sturm gefällten Trauerweide sei riesig, sagt er. Diese sollen demnächst gegen eine Spende auch bei der Pauli-Apotheke und auf dem Stand der Aktionsgemeinschaft Benrath beim Weihnachtsdörfchen zu haben sein.
Hans-Dieter Löhe, Pressesprecher der SG Benrath-Hassels, dessen Verein auch für die Trauerweide Geld gegeben hat, kann sich durchaus ein Ensemble mit der Pappel vorstellen: "Das finde ich nicht schlecht."
Marianne Holle, Vorsitzende der Heimatgemeinschaft Groß-Benrath, ist gegen zwei Bäume auf der Insel. Nur die Trauerweide, das sei doch viel wirkungsvoller "und künstlerisch wertvoll", sagt sie. Auch sie plädiert für einen großen Baum.
Ihr Kollege vom ABVU, Vorsitzender Arnold Sevenich, fragt sich: "Muss denn alles in seinen Ursprungszustand zurück? Verwehrt die Pappel später nicht den Blick aufs Schloss?" Für ihn steht fest: So wie es vor dem Sturm war, so soll es auch wieder werden.
Bezirksvorsteher Karl-Heinz Graf hingegen gefällt das Ensemble mit Pappel ganz gut. Nur eine kleine Trauerweide, das "stelle ich mir mickrig vor", sagt er.
Erich Welski, Mitglied der Bezirksvertretung für die Grünen, sieht die neue Gestaltung als Kompromiss und als Bestätigung, dass es keine große Weide geben werde. Seines Erachtens hätte die kaputte Weide als Mahnmal noch einige Zeit dort stehen dürfen. "Sie brachte ja niemanden in Gefahr", sagt er. Außerdem sei mit dieser Idee der Grünen-Vorschlag eines Mahnmals auf der Insel jetzt wohl vom Tisch.
"Ich unterstütze eine Lösung, die den bisherigen bewährten Zustand wiederherstellt - mit einer schönen Trauerweide. Diese darf gerne auch ein bisschen größer sein als bisher", sagt Christoph Schork, Mitglied der BV für die FDP. Mit einer zusätzlichen Pappel tue er sich schwer. Eine solche auf dieser freien Fläche berge das Risiko, dass sie beim nächsten Sturm falle.
Wichtig ist für Udo Skalnik, stellvertretender Bezirksvorsteher: "Hauptsache die Trauerweide bleibt", erklärt er kurz und bündig. Allerdings müsse die Insel, die selbstverständlich auch erhalten bleiben soll, auf ihre Tragfähigkeit überprüft werden. Renate Rönnau, Vorsitzende der Aktionsgemeinschaft Benrath, fasst ihre Meinung in einem Satz zusammen: "Die Trauerweide ist ein Stück Heimat".