Zu viel Aufwand für die Trainer VfL Benrath stoppt Jugendtraining
Benrath · Die geltenden Auflagen sind für die ehrenamtlichen Trainer nicht zu erfüllen. Daher hat der Verein sein Training bis auf weiteres eingestellt. Die Kinder sind enttäuscht.
Training ja, aber wie? Mit dieser heiklen Frage müssen sich Düsseldorfs Fußballclubs angesichts der aktuellen Corona-Lage immer wieder auseinandersetzen. „Laut der aktuellen Corona-Schutzverordnung ist ein Jugendtraining unter strengen Auflagen durchaus möglich“, bestätigt Karl Ficenc vom VfL Benrath als Nachwuchscoach und Corona-Beauftragter im Jugendbereich. Allerdings schränkt ein geforderter tagesaktueller Coronatest für Trainer die Übungsmöglichkeiten erheblich ein.
„Beruf, Testpflicht und Jugendtraining lassen sich zeitlich nicht so einfach unter einen Hut bringen“, erklärt Ficenc. Wer sich beispielsweise tagsüber auf der Arbeit nicht testen lassen kann, für den reicht einfach die Zeit nicht, um rechtzeitig vor Trainingsbeginn einen Coronatest mit negativem Ergebnis durchführen zu lassen. Folglich hat sich der Vorstand des VfL Benrath dazu entschlossen, das Training bei allen Jugendmannschaften vorerst komplett auszusetzen. „Aus Gründen der Solidarität“, wie Ficenc betont.
„Das ist wirklich schade“, findet der neunjährige Paul Swyter aus Benraths E2. Schließlich bedeutet ihm das Fußballspielen alles. Mit seinen Vereinskameraden Liva, Nicolas und Tom muss sich der Drittklässler der GGS Benrath derzeit ersatzweise auf einem benachbarten Spielplatz treffen, wo sich die Kids allerdings nur begrenzt austoben können. Seinen Bewegungsdrang stillt der Fan vom PSG-Angreifer Di Maria deshalb auch mit Papa Reno bei Fahrradtouren durch die Urdenbacher Kämpe. Für Mama Anne ist derweil Joggen im Schlosspark angesagt. Pauls Schwester Milla tanzt stattdessen per Videokonferenz Ballett.
„Ein gewisser Verschleiß durch die Corona-Einschränkungen ist bei Klein und Groß festzustellen“, behauptet Reno Swyter. Umso bedauerlicher sei es, dass Pauls Fußballtraining nun auf Eis liege. Klagen jedoch will Swyter aber keineswegs. „Unsere Familie lebt in Benrath in einem Reihenhaus mit Garten“, weiß der Lehrer an einer Grundschule in Baumberg zu schätzen und stellt – auch mit Blick auf seine Schülerschaft – fest: „Andere Familien müssen unter viel schwierigeren Bedingungen mit der aktuellen Lage und den Einschränkungen klarkommen.“
Auch für Pauls Klassenkameradin Iman (8) aus Benraths gemischter Mannschaft ist Fahrradfahren die Alternative, um sich körperlich auszupowern, wenn Fußball schon nicht stattfinden kann. Der erklärte Fan vom Liverpool-Star Mo Salah vermisst vor allem die Mitspielerinnen sehnlichst. „Die Stimmung zuhause ist nicht so gut“, bestätigt Papa Said Baghouse, der als ehemaliger Aktiver beim Verein Benrath 10 nachempfinden kann, wie weh es tut, wenn seine Tochter aufs Kicken verzichten muss.
Ein Corona-bedingter Hobby-Verzicht beschränkt sich für Imans Freundin Marie, der zehnjährigen Tochter von VfL-Trainer Thomas Kroupa, nicht bloß aufs Fußballspielen. Singen im Kinderchor und Reiten in Eller sind ebenfalls gestrichen und der Bolzplatz in ihrer Nähe ist mit Flatterband abgesperrt. „Es gibt viel Langeweile“, räumt Mama Stephanie ein. Marie verschafft sich immerhin mit Lesen von Romanen wie „Ein Mädchen namens Bille“ Abwechslung – und beim Gassigehen mit Emil, dem Hund ihrer Freundin Zoe aus Garath. Am Ball bleibt Marie gelegentlich beim Straßenkick mit Cousin Linus. „Endlich wieder richtig Fußballspielen“ ist ihr größter Wunsch – mal abgesehen von einem eigenen Vierbeiner.