Benrath Post-Filiale in Benrath schließt zum 30. Juni
Benrath · Die Post ist in Verhandlungen mit einem neuen Vertragspartner. Die Politik ist eingeschaltet. Mitarbeiter sind nicht informiert.
Die Mitarbeiterin am Schalter der Post in Benrath blickt entsetzt ihr Gegenüber an. Dass die Filiale der Post, bei der sie arbeitet, zum 30. Juni geschlossen werden soll, hatte sie noch nicht gehört. Kreidebleich sagt sie spontan: "Ich habe eine dreimonatige Kündigungsfrist." Auch die beiden Kolleginnen wissen nichts von einer Schließung. "Da sollte doch der Arbeitgeber mit uns als Erstes drüber reden, aber mit uns hat keiner gesprochen", sagt die Mitarbeiterin - immer noch fassungslos.
Der Arbeitgeber ist nicht die Deutsche Post, sondern der "Kooperationspartner der Post im Einzelhandel", wie es heißt. Der ist autonom - "ein eigenständiger Geschäftsmann mit unternehmerischen Freiheiten", erklärt Rainer Ernzer, Sprecher bei der Post, der Rheinischen Post auf Anfrage.
Dennoch verstehen die Benrather die Geschäftsstelle an der Urdenbacher Allee immer noch als ihre Post, wo sie nicht nur Briefmarken kaufen, sondern bei der Postbank Überweisungen tätigen können, Einschreiben aufgeben oder eines der vielen Postfächer besitzen. Die Benrather müssen eben (noch) nicht für ihre Postgeschäfte zu einem Kiosk oder Supermarkt mit.
Fest steht jedoch, dass diese Filiale zum 30. Juni schließt. Für Renate Rönnau, Vorsitzende der Aktionsgemeinschaft Benrath (AGB), kam die Nachricht von der Schließung wie ein Schock: "Das kann doch nicht wahr sein", meint sie verärgert. "Es wäre eine Katastrophe, wenn wir in Benrath kein Postdepot mehr hätten", merkt sie wütend an und fordert: "Wir brauchen eine Post in Benrath." Und auch Bezirksvorsteher Karl-Heinz Graf reagiert säuerlich und spricht von einem "Unding".
Die Deutsche Post hatte in einem Schreiben an Oberbürgermeister Thomas Geisel mitgeteilt, dass die Filiale an der Urdenbacher Allee 5 zum 30. Juni geschlossen wird. Dieser Brief, datiert auf den 24. März, erreichte vorgestern Bezirksverwaltungschef Nils Dolle. Dass der Brief erst so spät vom Rathaus nach Benrath kam, entschuldigte gestern ein Stadtsprecher: "Da ist bei uns was schief gelaufen."
Dolle reagierte hingegen sofort und leitete das Schreiben an die AGB-Vorsitzende und die Stadtteilpolitiker weiter. Bis zur Schließung der Filiale bleiben jetzt nur noch knapp acht Wochen. Diese Zeit wollen Dolle und die Bezirksvertreter nutzen, um einen Nachfolger zu suchen. Denn in dem Schreiben heißt es: "In Düsseldorf-Benrath soll eine neue Filiale eingerichtet werden. Unsere Gebietsleitung wurde bereits mit der Suche nach einem neuen Partner beauftragt. Sobald der genaue Standort und ein Eröffnungstermin feststehen, werden wir Sie informieren. Gern sind wir auch bereit, etwaige Vorschläge Ihrerseits bei der Suche nach einem neuen Partner zu berücksichtigen", endet der Brief an den OB.
Nils Dolle hat im Interesse des Stadtteils den Brief an die Politiker weitergeleitet. "Schließlich haben sie Kontakte in allen Richtungen", sagt er, in der Hoffnung, dass sich eine Lösung findet. Bezirksvorsteher Graf findet hingegen den Schlusssatz befremdlich. "Das zeigt die Hilflosigkeit der Post", meint er und das sei unprofessionell.
Postsprecher Rainer Ernzer gibt hingegen Entwarnung. Der Brief sei mehr oder weniger ein Standardschreiben, bei dem immer um Mithilfe gebeten werde. Ernzer betont, dass es weiterhin eine Post in Benrath geben wird. Er lässt jedoch offen, ob es sich um eine Filiale in einem Supermarkt handele oder ob möglicherweise derselbe Standort in Frage käme. "Wir gehen davon aus, dass wir zum 1. Juli einen neuen Partner in Benrath haben", sagt er und ergänzt: "Wir sind in Verhandlungen, aber auch für neue Ideen offen." Die Bürger sollen aber rechtzeitig informiert werden.
Den Namen des derzeitigen Mieters, der die Filiale an der Urdenbacher Allee betreibt, wollte die Post aus Datenschutzgründen nicht nennen. Und auch die Mitarbeiterinnen der Filiale wollten sich dazu nicht äußern.
