Benrath/Reisholz Politik lässt Handel auf Praktiker-Fläche zu

Benrath/Reisholz · Die Stadt wollte auf dem Gelände des insolventen Baumarktes keinen weiteren Einzelhandel mehr zulassen. CDU und FDP weisen den Vorstoß mit knapper Mehrheit zurück und schließen nur Bordelle und Spielhallen aus.

 Auf dem Gelände des früheren Praktiker-Marktes kann will die Stadt keinen weiteren Einzelhandel mehr zulassen. Das letzte Wort hat der Ausschuss für Planung und Stadtentwicklung in seiner Sitzung am 26. März.

Auf dem Gelände des früheren Praktiker-Marktes kann will die Stadt keinen weiteren Einzelhandel mehr zulassen. Das letzte Wort hat der Ausschuss für Planung und Stadtentwicklung in seiner Sitzung am 26. März.

Foto: Georg Salzburg

Eigentlich dürfte es an der Kreuzung Kappeler Straße/Nürnberger Straße weder den Aldi-Markt noch den Zurheide geben. Denn beide widersprechen den Vorgaben des 2007 vom Stadtrat festgesetzten "Rahmenplans Einzelhandel", der zentren- und nahversorgungsrelevanten Einzelhandel ausschließlich in den Zentren oder in städtebaulich integrierten Lagen vorsieht.

Dass es beide Lebensmittelmärkte trotzdem gibt, hat für jeden einen anderen Grund: der Discounter hat sich eingeklagt, und der Zurheide hat einfach das Areal überplant, auf dem bereits seit vielen Jahren Einzelhandel existierte (Wal-Mart und Real) und konnte deshalb den Bestandsschutz für sich in Anspruch nehmen.

Um nicht einem weiteren Discounter die Möglichkeit zu geben, sich wiederum durch die Hintertür ganz in der Nähe der Kreuzung – auf dem Areal des in die Insolvenz gegangenen Praktiker-Marktes – neu anzusiedeln, schlug die Verwaltung der Bezirksvertretung 9 jetzt vor, der Änderung des Bebauungsplans zuzustimmen. Für das rund ein Hektar große Grundstück an der Kappeler Straße gilt derzeit ein Bebauungsplan aus dem Jahr 1982, der das Areal als Industriegebiet festsetzt. Damit könnte sich aufgrund des Planungsrechts jegliche Art von Einzelhandel bis zu einer maximalen Verkaufsgröße von 800 Quadratmeter ansiedeln. Auch das, so die Verwaltung, widerspreche dem Rahmenplan Einzelhandel. Die Verwaltung würde das Areal indes für gewerbliche Nutzung vorhalten wollen.

Doch die BV spielte in ihrer jüngsten Sitzung nicht so mit. Mit den Stimmen von CDU und FDP wurde beschlossen, dass lediglich Bordelle und bordellartige Betriebe sowie Vergnügungsstätten ausgeschlossen werden, nicht aber Einzelhandel. Die Entscheidung fällt allerdings erst im Planungsausschuss Weil sich zwei CDU-Vertreter in der BV der Stimme enthalten hatten, war die Abstimmung sehr knapp ausgefallen. FDP-Vertreter Christoph Schork brachte die Sichtweise der Mehrheit auf den Punkt: Es könne nicht sein, dass die Stadt ein Monopol schaffe, in dem sie die Ansiedlung von Wettbewerbern ausschließen: "Wir sollten den Dingen dort ihren freien Lauf lassen."

Das sieht auch Renate Rönnau, Vorsitzende der Aktionsgemeinschaft Benrath, so: "Zum einen haben wir auf solche Entscheidungen sowieso keinen Einfluss." Zum anderen sieht sie das Einzelhandelsangebot an der Kreuzung Kappeler Straße und Nürnberger Straße nicht in Konkurrenz zur Benrather Innenstadt: "Das ist ein anderes Einzugsgebiet. Dorthin fährt man mit dem Auto zum Großeinkauf." Mehr Probleme bereite dem örtlichen Handel die Zunahme des Internethandels. Deshalb sei es wichtig, dass die Benrather Einkaufsmeile attraktiv bleibe. Mit Sorge betrachtet sie dabei die Entwicklung bei Strauss. Das Unternehmen, das in seinen Filialen einen bunten Mix aus Kleidung, Möbeln und Deko-Artikeln verkauft, ist Ende Januar in die Insolvenz gegangen.

Ob das Unternehmen gerettet werden kann und welche Filialen bestehen bleiben, ist noch völlig unklar. Rönnau: "Wenn Strauss seine Filiale am Marktplatz schließen würde, wäre das schlimm für Benrath." Das Unternehmen will unrentable Filialen bis Mitte des Jahres schließen, ob Benrath dabei ist, wurde gestern nicht mitgeteilt.

(RP)
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