Benrath Musikalischer Ausflug in die Welt des Adels

Benrath · Sopranistin Bettina Pahn und Lautenist Joachim Held begeisterten beim Wandelkonzert.

Der Samstagabend im Schloss begann so, wie für gewöhnlich Märchen beginnen: Es war einmal ein begabter englischer Lautenist, der nichts Geringeres wollte, als Hoflautenist seiner Königin Elisabeth I. zu werden. Seine missglückten Versuche trieben ihn in die damals wichtige musikalische Welt hinaus. So fand man ihn an den Höfen in Wolfenbüttel, Kassel, Rom, Florenz, Nürnberg und Kopenhagen, wo er Hoflautenist des dänischen Königs wurde. Erst 1612 erfüllte sich sein Wunsch: Der längst in aller Welt bekannte Virtuose wurde Hoflautenist in London.

Mit Geschichten wie diesen weckte Moderator Winfried Fechner das Interesse der Zuhörer an den fein gesetzten Madrigalen John Dowlands, mit deren Wohlklang Bettina Pahn und Joachim Held im Vestibül von Schloss Benrath ihr Programm begannen. Zunächst spielte Joachim Held mit zarten Lautenklängen ein "Preludium", bevor Bettina Pahn mit stimmschönem Sopran drei von Dowlands bekanntesten Madrigalen sang: "If my complaints", "Fine knacks for Ladies" und "Go, chrystal tears". Bewundernswert, wie sie die kleinen Geschichten um Liebesleid und kristallene Tränen den Hörern servierte. Ausgezeichnete Textverständlichkeit und den Strophen angemessene Dynamik verbanden sich mit feiner Stimmführung zum musikalischen Erlebnis, das die Hörer ins Elisabethanische London des 16. Jahrhunderts entführte. Einen herrlichen Schlusspunkt bildete Dowlands "Come again", wofür sich großer Beifall erhob. Danach erst öffneten sich die Türen zum Kuppelsaal, das Erstaunen der Konzertbesucher fand seinen Ausdruck in zahlreichen 'Ah's' angesichts architektonischer Pracht. Die füllte sich nun mit musikalischer Pracht aus Italien. Von Piccinini erklang die "Toccata XIII". Dafür griff Joachim Held zum Chitarrone, der Basslaute. Das Instrument vereint Klänge der normalen Laute mit denen der acht Bordunsaiten, die das Bass-Fundament liefern. Joachim Helds Spiel begeisterte immer wieder. Wie er aus feinstem pianissimo in kraftvollere Akkorde wechselte und subito zum pianissimo zurückkehrte, war das Hinhören wert. Auch Helds im Gartensaal der Kurfürstin dargebotene "Sonate in c" vom Bachzeitgenossen Silvius Leopold Weiss war feinster Umgang mit den Saiten.

Mit Madrigalen von Frescobaldi und Caccini besang Bettina Pahn zu Joachim Helds feinen Klängen zarteste Seufzer, Liebesschmerz und die schöne Amarillis. In kleinen Kantaten von Telemann, Hammerschmidt und Rathgeber beschwor sie verschlafenes Glück, verfiel in Melancholie und machte die Kunst des Küssens deutlich. Wen wundert's, dass die beiden Solisten nicht ohne Zugabe entlassen wurden. Und so schickten Bettina Pahn und Joachim Held die Besucher mit einem wunderbar musizierten "Der Mond ist aufgegangen" auf den Heimweg.

(hsch)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort