Kolumne: Kommentar Insel mit Pappel, Barockfest ohne Fast Food

Natürlich gibt es wichtigere Themen in der Welt, als den Streit um eine Pappel. Und natürlich hat die Stadt nicht nur einen, sondern tausende Bäume verloren.

Doch bei der Zerstörung der Trauerweide auf der Schloss-Insel durch Pfingststurm "Ela" ging mehr als nur ein Baum verloren. Er war für viele Benrather mit dem Ensemble Schloss und Weiher ein seit Jahrzehnten vertrauter Anblick - ein Stück Heimat. So etwas ist vor allem in einer Zeit wichtig, in der viele das Tempo der Globalisierung nicht mitgehen können oder wollen.

Als vor ein paar Jahren der Bayer-Konzern das große beleuchtete Kreuz in seinem Leverkusener Werk abschalten wollte, überrollte ein Sturm des Protests die Manager. Sie hatten nicht damit gerechnet, dass der Anblick des so markanten Kreuzes für die Menschen ein wichtiges Stück Heimat darstellt. Bayer lenkte ein und verzichtete auf den Abbau des sanierungsbedürftigen Kreuzes. Was für den einen das Kreuz, ist für den anderen "seine" Trauerweide. Das heißt jetzt nicht, dass alleine die Masse künftig alles bestimmen soll, sondern es zeigt, dass Sensibilität gefragt ist. Und die hat man von Seiten des Gartenamtes und der Stiftung vermissen lassen. Aus deren Reihen war nämlich jetzt zu vernehmen, dass die "Wiederherstellung eines garten-historischen Denkmals kein demokratischer Akt" sei. Dabei: Erst in den 1840er Jahren wurde die Insel mit Pappel und Trauerweide angelegt, damals gab es übrigens noch keinen Zaun auf der Schlossseite des Weihers.

Stellt man die Treue zum historischen Bild über alles, dann erklingt keine Neue Musik im Kuppelsaal, gibt es kein Fastfood beim Barockfest - und vor allem wäre das Schloss verbotenes Gelände für einen privaten Anbieter, der im Orangerie-Gewölbe zum Rittermahl einlädt.

Dass die Weide den Menschen hier alles andere als egal ist, zeigt die Spendenbereitschaft. Und deswegen sollte man eine Lösung mit und nicht gegen sie suchen. (rö)

(RP)
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