Benrath Flüchtlingstreffpunkt im mobilen Bus

Benrath · Studenten bauen einen 18 Meter langen Gelenkbus für die Unterkunft an der Benrodestraße um. Er kommt Ende Februar und soll dann als temporärer Spiel- und Aufenthaltsraum sowie Lernort dienen. Zur Zeit wird er möbliert.

 Der 18 Meter lange Bus wird von Studenten wie Martina Mateva und Werkstattleiter Franz Klein-Wiele umgebaut.

Der 18 Meter lange Bus wird von Studenten wie Martina Mateva und Werkstattleiter Franz Klein-Wiele umgebaut.

Foto: RED

Die Entwürfe und die Detailplanungen stehen, jetzt müssen die Studierenden der Peter Behrens School of Arts/Hochschule Düsseldorf kräftig anpacken. "Momentan wird der Bus gedämmt, die Elektrik verlegt und die Heizung installiert. Die Möbel werden danach eingebaut" sagt Judith Reitz, Professorin im Fachbereich Architektur. Mitte bis Ende Februar soll der Bus fertiggestellt und einsatzbereit sein.

Der Bus wird gedämmt und die Elektrik verlegt. Berit Wenthaus (v.l.) und Vanessa Kiefert studieren die Umbaupläne.

Der Bus wird gedämmt und die Elektrik verlegt. Berit Wenthaus (v.l.) und Vanessa Kiefert studieren die Umbaupläne.

Foto: Anne Orthen

Eric Ising macht gerade seine Ausbildung zum Mechatroniker und unterstützt die Studenten aktiv bei der Elektrik für den Bus: "Es wird eine stationäre Stromversorgung geben, und der lange Bus wird mit Steckdosen ausgestattet. Auch die Türen müssen unabhängig angesteuert werden können", sagt er.

Wo jetzt noch Dämmwolle und Material im Bus liegen, wird es bald gemütlich. "Im hinteren Teil haben wir ein Podest mit integriertem Spielbereich und Rutsche vorgesehen. Die kann abgebaut werden und dann kann die Tribünensituation beispielsweise für Vorträge genutzt werden", beschreibt Student Lenart Efsing den geplanten Ausbau. Es soll kein reiner Kinderspielbus entstehen. Im Vordergrund steht die Flexibilität für den Einsatz an der Flüchtlingsunterkunft.

An der Benrodestraße wird der rote Bus mit Spannung erwartet. "Wir freuen uns schon sehr, denn dann können wir den Bus als Aufenthaltsraum nutzen und dort Angebote für Kinder und Erwachsene machen", sagt Bianca Buchheister. Sie engagiert sich mit vielen anderen ehrenamtlich für die Flüchtlinge, die in der Unterkunft leben. Bislang gibt es vor Ort zwar einen Sozialraum, der dient aber gleichzeitig auch als Wartebereich.

15 Studenten, zwei Lehrende und das Hochschulwerkstatt-Team wollen diese Situation nun verbessern. Ende Oktober starteten sie mit den Planungen. Das "Design.Develop Build.-Programm" integriert praktische Lehre als Konzept, um das verantwortliche Handeln zu stärken und das experimentelle Denken zu fördern. "Aus diesem Konzept heraus sind schon verschiedene Projekte entstanden, wie der Bibliotheksbus des Instituts Francais in Düsseldorf oder das Guga's Thebe Kindertheater im Township Langa in Kapstadt/ Südafrika", erklärt Initiatorin Judith Reitz. Die Studenten setzen ihre Ideen und Entwürfe von Anfang bis Ende in einem konkreten Projekt um. Diesmal bauen sie aus einem ausgemusterten Linienbus ein neues Begegnungszentrum. "Wir haben die Unterkunft in Benrath schon besucht, Gespräche geführt und festgestellt, dass es an Räumen und Fläche für verschiedene Angebote fehlt", sagt Student Lennart Efsing.

Raum für Begegnungen, Platz für Nachhilfe und bessere Möglichkeiten, um Kurse für Erwachsene und Kinder anzubieten, ist die Hoffnung, die vor Ort mit dem mobilen Spiel- und Lernhaus verbunden wird. Auch die Flüchtlinge selbst können sich für den Bus engagieren und mithelfen. Sie werden Teile der textilen Ausstattung nähen. "Mir liegt auch der soziale Aspekt am Herzen", sagt Studentin Martina Mateva.

Erst sollte ein Zirkuswagen zum Einsatz kommen, dann wurde daraus ein 18 Meter langer Gelenkbus. Der Zufall spielte dabei mit; denn bei der Besichtigung entschloss sich das Team spontan für die größere Version. "Der Bus ist fahrtüchtig und soll es auch bleiben. Der frühere Besitzer ist Busfahrer und hat angeboten, ihn zu fahren und uns zu unterstützen", sagt Werkstattleiter Franz Klein-Wiele.

Das Fahrzeug stammt aus dem Schienenersatzverkehr und kostete 4700 Euro. Hinzu kommen noch 5000 Euro Baukosten. Verschiedene Privatförderer, Architekten und Firmenstiftungen haben das Projekt mit Geld oder Materialien unterstützt. "Wir sind noch auf der Suche nach Heizungen und weiteren Geldgebern. Auch der Innenraum muss ja noch ausgebaut werden", sagt Judith Reiz. Spenden sind daher willkommen. Über einen Förderantrag von 500 Euro für den Unterhalt und die Stromkosten für den Gelenkbus wird die Bezirksvertretung 9 am 29. Januar in ihrer Sitzung entscheiden.

Der Bus, der auch von außen noch designt werden soll, ist zunächst ein Dienstfahrzeug der Fachhochschule und in deren Besitz. Noch nicht genau geklärt ist, wer den Bus in Benrath übernimmt. Für die Flüchtlingsunterkunft engagiert sich die Caritas. Geplant ist, dass die ehrenamtlichen Helfer der Caritas die Angebote wie Hausaufgabenhilfe, Sprachkurse oder Spiel- und Bastelangebote übernehmen.

Sollte der Bus in Benrath nicht mehr benötigt werden, kann er auch in einer anderen Unterkunft in Nordrhein-Westfalen, Deutschland oder dem europäischen Ausland genutzt werden. "Die variable Ausstattung ermöglicht viele flexible Einsatzmöglichkeiten", sagen die Studenten.

(sime)
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