Benrath Ein würdevoller Abschied mit Haydn und Schubert

Benrath · Mit feinster Kammermusik in der Orangerie ging eine noch junge Tradition zu Ende.

 Axel Haase (Violine II), Amélie Legrand (Viola) von Alinde Quartett wurden mit großem Beifall belohnt.

Axel Haase (Violine II), Amélie Legrand (Viola) von Alinde Quartett wurden mit großem Beifall belohnt.

Foto: Anne Orthen

Es war einmal "Weihnachten im Schloss" muss man nun sagen, denn die weihnachtlichen Kammermusik-Konzerte der Klassik Konzert Gesellschaft im Festsaal der Orangerie von Schloss Benrath wird es nicht mehr geben.

Musikdirektor Franz Lamprecht als Vorsitzender der Klassik Konzert Gesellschaft und der künstlerischer Leiter des "Schloss Benrath Musikfestival" hatten vor fünf Jahren die Reihe der Kammermusikkonzerte im Festsaal der Orangerie begonnen. 2010 spielte das Hölderlin-Quartett, in den letzten drei Jahren musizierte das Alinde-Quartett. Beide Klangkörper sind aus der Robert-Schumann-Hochschule hervorgegangen.

Den Zuhörern wurden viele Höhepunkte klassischer Quartett-Literatur, aber auch Quintette von Mozart und Dvorák dargeboten. Hier sei nur an das Mozartsche Klarinetten-Quintett im vergangenen Jahr erinnert. Nachdem der bisherige Mieter, die Business-School, die Orangerie verlässt und deren weitere Nutzung noch unklar ist, sah sich Lamprecht nicht in der Lage, die weihnachtlichen Kammerkonzerte fortzusetzen.

Noch einmal aber hüllten Kerzen den Festsaal in einen milden Schein, nahmen die Musiker vor dem wandgroßen Foto von Schloss Benrath im dicken Schnee Platz und spielten so in der Winterlandschaft. Mit dem Streichquartett in g-moll opus 74 Nr. 3 von Joseph Haydn begannen Eugenia Ottaviano (Violine I), Axel Haase (Violine II), Amélie Legrand (Viola) und Josep Castanyer Alonso (Violoncello). Das dritte der dem Mäzen Graf Apponyi zugeeigneten Quartette trägt den Beinamen "Reiter-Quartett" wegen der rhythmischen Akzentuierung im ersten Satz, die im letzten "Allegro con brio" wieder aufgegriffen wird. Dazwischen stehen das "Largo assai", das zu "den schönsten Adagios der gesamten Klassik" gezählt wird und das ländlerhafte Menuett. Die begeisternde Spielweise des Alinde-Quartetts wurde zu Recht mit großem Beifall belohnt.

Den würdigen Abschluss der Konzertreihe bildete dann Franz Schuberts Streichquintett in C-Dur D 956, das er in seinem Todesjahr 1828 komponierte. Zum Alinde-Quartett gesellte sich Jacob Shaw als weiterer Cellist. Symphonischer Klangrausch wechselte ab mit feinen elegischen Kantilenen. Die jungen Musiker spürten Schuberts Gedankengänge nach, ließen ein wunderbares "Adagio" hören mit genau akzentuierten Pizzicati. Das "Allegretto" des letzten Satzes ließ neben vordergründiger Heiterkeit auch die schwierigen Lebensumstände des Komponisten in seinem Todesjahr erahnen. Mit langem Beifall ging eine kleine Tradition zu Ende. Leider.

(hs)
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