Initiative für Straßenbenennung in der Paulsmühle Vorschlag für Lilli-Marx-Straße in Benrath

Der Paulsmühler Jürgen Thiemann hat eine Initiative gestartet, eine der neu entstehenden Straßen im Benrather Osten nach der Herausgeberin der Allgemeinen jüdischen Wochenzeitung zu benennen.

 Jürgen Thiemann (r.) möchte in der Paulsmühle gerne eine Lilli-Marx-Straße haben. Mit dem Leiter des Benrather Heimat­archivs, Wolfgang D. Sauer, überlegt er, welche Straße sich dafür am besten eignen würde.

Jürgen Thiemann (r.) möchte in der Paulsmühle gerne eine Lilli-Marx-Straße haben. Mit dem Leiter des Benrather Heimat­archivs, Wolfgang D. Sauer, überlegt er, welche Straße sich dafür am besten eignen würde.

Foto: Anne Orthen (orth)/Anne Orthen (ort)

Die Diskussion um Straßennamen ist in Düsseldorf derzeit aktuell und hochpolitisch. Die Frage, welche Persönlichkeiten als Träger von Straßenbezeichnungen geeignet sind, beschäftigt gegenwärtig Bürger und Politiker in den Stadtteilen. Sowohl die Benennung neuer Straßen ist ein diskutiertes Thema als auch die kritische Sicht auf längst benannte Straßen, wenn es hier um Personen geht, die als historisch belastet gelten, wie die Woermannstraße in Urdenbach.

Darüber hinaus ist eine Frauenquote im Gespräch, weil der Anteil an nach Frauen benannten Straßen in Düsseldorf bei lediglich drei Prozent liegt und die Forderung nach einer vermehrten Berücksichtigung von Frauen bei Um- oder Neubenennungen im Raum steht. In der Paulsmühle wurde Anfang Februar immerhin eine Straße nach der im KZ ermordeten Cäcilie Beuken benannt.

Für den Paulsmühler Bürger Jürgen Thiemann ist dies umso mehr ein Grund, eine Straße in Benrath nach der jüdischen Journalistin und Verbandsfunktionärin Lilli Marx zu benennen. „Lilli Marx hat sich – gemeinsam mit ihrem Ehemann Karl Marx – für das Leben jüdischer Menschen im Nachkriegsdeutschland in besonderem Maße verdient gemacht und steht in örtlich enger Verbindung zu Benrath und zur Paulsmühle“, hat der 64-Jährige recherchiert, der seit über 40 Jahren an der Kleinstraße wohnt und sich für die Menschen und das Leben in seinem Ortsteil interessiert und engagiert. Bei den Protesten rund um das Problem „Angströhre“ oder bei der gegenwärtigen Diskussion über Fragen der Verkehrsführung in der Paulsmühle im Zusammenhang mit den soeben erfolgten oder geplanten Wohnbebauungen hat sich der gelernte Elektriker bereits eingebracht.

Thiemanns Sein Interesse an der Person Lilli Marx ist erwacht, als er zufällig erfahren hat, dass das Wirken der Mitbegründerin der Allgemeinen jüdischen Wochenzeitung und der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit auch in Benrath verortet ist. So haben Karl und Lilli Marx, die 1946 aus dem Asyl in England nach Deutschland zurückkehrten und fortan in Düsseldorf lebten, in einem Gebäude an der Hildener Straße/Telleringstraße die Druckerei Kalima (Ka-rl, Li-li, Ma-rx) gegründet, in deren Räumen an zwei Wochentagen die redaktionelle Vorbereitung für das Erscheinen der Allgemeinen jüdischen Wochenzeitung stattfand, die anschließend auf den Druckmaschinen bei den damaligen Herausgebern des Benrather Tageblatts, Tischler und Schäffer, an der Friedhofstraße gedruckt wurde.

 Ein Titelbild der Allgemeinen jüdischen Wochenzeitung von 1983

Ein Titelbild der Allgemeinen jüdischen Wochenzeitung von 1983

Foto: privat

Ideen, welche Straße nach Lilli Marx benannt werden könnte, hat Thiemann bereits. „Der Fußweg von der Friedhofstraße bis zum Dürer-Kolleg würde sich eignen“, lautet ein Vorschlag. Zudem sei die Abzweigung von der Paulsmühlenstraße entlang des Dürer-Kollegs bis zur Telleringstraße noch unbenannt. Sein Anliegen hat Thiemann inzwischen der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf mitgeteilt, deren Leiter Bastian Fleermann den Namensvorschlag an das Vermessungs- und Katasteramt weitergeleitet hat. Unterstützung erfährt Thiemann vom Heimatarchiv Benrath. „Ich finde es richtig, dieser Persönlichkeit eine Referenz zu erweisen“, sagt dessen Leiter Wolfgang D. Sauer.

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