Straße in der Pauslmühle wird nach Lilli Marx benannt Marx’ Ziehtochter kommt zum Festakt

Düsseldorf · In der Paulsmühle wird eine Straße nach der jüdischen Journalistin Lilli Marx benannt. Nachdem die Bezirksvertretung zugestimmt hat, wird ein Termin gesucht. Die Tochter ihres Lebensgefährten will dafür nach Deutschland kommen,

 Lilli Marx und ihr Ehemann Karl. Gemeinsam brachten sie in Benrath die „Allgemeine jüdische Wochenzeitung“ heraus.

Lilli Marx und ihr Ehemann Karl. Gemeinsam brachten sie in Benrath die „Allgemeine jüdische Wochenzeitung“ heraus.

Foto: Mahn- und Gedenkstätte

Endlich ist es soweit: Die Planungsstraße 02300 in der Paulsmühle bekommt einen Namen. Laut Beschluss der Bezirksvertretung 9 in der September-Sitzung wird die bislang namenlose Verbindung zwischen Tellering-, Flender- und Paulsmühlenstraße, die an der neuen AWO-Kindertagesstätte und am Albrecht-Dürer-Berufskolleg vorbeiführt, nach der jüdischen Journalistin und Publizistin Lilli Marx benannt. Der Namensvorschlag stammt von Bürgerseite. Jürgen Thiemann, der in der Paulsmühle lebt und sich für die Historie seines Ortsteils interessiert, hatte 2020 die Idee dazu.

Mit Lilli Marx wird eine Persönlichkeit geehrt, die sich – trotz Verfolgung durch die Nationalsozialisten und des Verlusts ihrer im Konzentrationslager ermordeten Eltern – unmittelbar nach Kriegsende für Freundschaft und Versöhnung eingesetzt hat. In Düsseldorf gründete sie gemeinsam mit ihrem Ehemann Karl Marx die „Allgemeine jüdische Wochenzeitung“, die viele Jahre im Redaktionsgebäude des eigenen Kalima-Verlags an der Hildener Straße erstellt und in der Druckerei an der Friedhofstraße gedruckt wurde, wo jahrzehntelang das Benrather Tageblatt beheimatet war.

Diese Erinnerung an Lilli Marx, die sich in verschiedenen Gruppen und Vereinen engagiert hat, die das Zusammenleben zwischen Juden und Christen in Deutschland aktiv gestalten, ist auch in Israel auf ein positives Echo gestoßen. Dort lebt in Tel Aviv mit Eva Doron eine ihrer „Ziehtöchter“, zu der die 2004 in einem Düsseldorfer Altenheim gestorbenen Lilli Marx eine mütterliche Beziehung pflegte. Eva Doron ist die Tochter des jüdischen Schriftstellers Alexander Czerski, mit dem Lilli Marx nach dem Tod von Karl Marx in Israel zusammengelebt hat.

In seinem biografischen Erzählband „Banale Geschichten“ erwähnt der erblindete Czerski ausdrücklich, dass seine Lebensgefährtin, die ihn auf Reisen und bei Lesungen unterstützte, seinen beiden Töchtern und den drei Enkelkindern Mutter und Großmutter war. Kein Wunder also, dass die Straßenbenennung bei Eva Dorlon, mit der der Paulsmühler Jürgen Thiemann in Kontakt steht, auf große Freude gestoßen ist, und die Israelin angekündigt hat, dem bevorstehenden feierlichen Akt persönlich beiwohnen zu wollen.

„Ich bin durch Zufall auf das Wirken der Eheleute Karl und Lilli Marx gestoßen, deren Lebensgeschichte eng mit unserem Ortsteil Paulsmühle verbunden ist“, verriet Thiemann schon 2020. In mühevoller Puzzlearbeit tauchte er in die Vergangenheit des Ehepaares ein und recherchierte.

Ein Termin für die Benennung steht aber noch nicht fest. Formal muss zunächst eine Veröffentlichung des Beschlusses der Bezirksvertretung 9 vom 3. September im Amtsblatt veröffentlicht werden, wie Nils Dolle, Leiter der Bezirksverwaltungsstelle, unserer Redaktion auf Anfrage berichtete. Bei der Suche nach einem passenden Zeitpunkt soll auch die Biografie von Lilli Marx Berücksichtigung finden. „Mein Vorschlag ist der 27. Januar 2022“, regt Jürgen Thiemann an. Das ist der internationale Gedenktag für die Opfer des Holocaust – aber eben auch Lilli Marx’ Geburtstag, der sich im nächsten Januar zum 101. Mal jähren wird.

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