Preisgekrönte Bassistin aus Düsseldorf-Benrath Heike Müller wurde nur durch Zufall Musikerin

Benrath · Die 57-Jährige wurde zur zweitbesten Bassistin Deutschlands gekürt und wohnt in Benrath. Sonntag spielt sie in Frankfurt.

Für Bassistin Heike Müller ist Musik nur ein Hobby, wenn auch ein wichtiges. An einem Heiligen Abend kam sie erstmals mit dem Instrument in Berührung.

Für Bassistin Heike Müller ist Musik nur ein Hobby, wenn auch ein wichtiges. An einem Heiligen Abend kam sie erstmals mit dem Instrument in Berührung.

Foto: musikpikker

Wenn Heike Müller die Tür zu ihrer Wohnung öffnet, ist das erste, was sie sieht, eine Gitarre, die sie zu einer Garderobe umgewandelt hat. Die Vorderseite eines kleinen Verstärkers hält daneben ihre Schlüssel. Im Wohnzimmer gleich nebenan stehen ihre 13 echten Gitarren, an einigen davon hat sie eine blonde Strähne aus Kunsthaar befestigt – das ist so etwas wie ihr Markenzeichen. Heike Müller ist 57 Jahre alt, hat lange blonde Haare und trägt ein schwarzes T-Shirt mit einer Gitarre darauf.

Was auch sonst? Immerhin wurde sie im Dezember im Rahmen des Deutschen Rock- und Pop-Preises zur zweitbesten Bassistin Deutschlands ernannt. Ihre Band, die „Rockscars“, ist zur drittbesten Coverband gekürt geworden. Hardrock und Heavy Metal ist ihre Musik, die Bassgitarre ihre Leidenschaft. Dabei hat Heike Müller erst mit 30 Jahren zu ihrem Instrument gefunden.

Als am Heiligen Abend bei Freunden musiziert wurde, probierte sie sich am Bass aus. „Ich hatte wohl ein gewisses Talent“, lacht sie. Damals gründete sie sofort ihre erste Band. Dabei kann sie gar keine Noten lesen. Mit sechs Jahren hatte sie einmal Klavierunterricht, aber genauso wie das Klavier war auch Musiktheorie nichts für sie. Insgesamt vier Bassstunden hat sie in ihrem Leben genommen, Müller ist eben Autodidaktin.

Am Wochenende ist sie Teil der größten Rockband der Welt, wenn in der Frankfurter Arena 1000 Musiker aus 17 Nationen zusammenkommen, um gemeinsam zu spielen. Rockin‘ 1000 heißt das Projekt, das vor vier Jahren in einer kleinen italienischen Stadt gestartet ist, und seitdem in vielen verschiedenen Ländern Musiker zusammenbringt.

„Es ist eine Ehre, dabei sein zu dürfen, das ist wie Woodstock“, sagt sie und strahlt. Für sie geht es um die Solidarität und die Zusammengehörigkeit, die dort zum Ausdruck gebracht werden soll. Ein wenig nervös ist Heike Müller trotzdem, schließlich hat sie noch nie vor so viel Publikum gespielt. Etwa 20.000 Zuschauer werden erwartet. Auf ihrem Küchentisch liegt ein Stapel Notenblätter, sie muss viel üben. Statt der Noten schaut sie sich die sogenannten Tabs für die Bassgitarre an, um ein Gefühl für die Lieder zu bekommen. Schließlich sind auch Songs dabei, die sie sonst nicht spielen würde, Charts und Pop zum Beispiel. Insgesamt werden am Sonntag von den 1000 Musikern 180 Bassisten dabei sein, da dürfte es nicht auffallen, wenn sie sich verspielt.

 Müller ist es wichtig, dass die Musik nicht zur Belastung wird. Sie probt nur, wenn sie Lust dazu hat. Auszeichnungen sind ihr nicht so wichtig, Vorbilder hat sie keine. „Ich laufe niemandem hinterher, ich mache es lieber selbst.“ Ihre Strategie geht auf, mittlerweile sind auch Bassmagazine aus England und den USA auf sie aufmerksam geworden. Dabei ist sie immer noch überrascht von ihrem Erfolg. Zu Hause hört sie kaum Musik und wenn, dann gerne auch mal Jazz, Swing oder Klassik. Auch ihr Beruf hat nichts mit der Musik zu tun.

Mit ihren Bandkollegen der Rockscars hat sie vor einigen Monaten einen neuen Probenraum bezogen und plant neue Auftritte für den Herbst. Wenn sie noch eine Sache als Bassistin erreichen könnte, dann wäre es eine Session mit dem Toten-Hosen-Sänger Campino. Sie ist eben gebürtige Düsseldorferin.

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