Feierliche Straßenbenennung in der Paulsmühle Düsseldorf hat jetzt eine Lilli-Marx-Straße

Düsseldorf · Die ehemalige Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth hob das Engagement der Benratherin für das jüdische Leben in Düsseldorf hervor. Per Telefon hielt sie Kontakt nach Israel, wo Marx‘ Ziehtochter Eva Doron der Zeremonie folgen konnte.

 Die ehemalige Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth hielt per Telefon Kontakt nach Isreal, zur Ziehtochter der Geehrten.

Die ehemalige Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth hielt per Telefon Kontakt nach Isreal, zur Ziehtochter der Geehrten.

Foto: Anne Orthen (orth)/Anne Orthen (ort)

Seit Donnerstag gibt es in Benrath eine „Lilli-Marx-Straße“ – und damit verbunden die Erinnerung an eine außergewöhnliche Persönlichkeit, die sich als jüdische Journalistin und Publizistin nach Ende der Nazi-Diktatur und trotz des Holocausts aktiv in Deutschland für eine Versöhnung und für ein friedvolles Miteinander zwischen Juden und Christen eingesetzt hat. Das Datum der Straßenbenennung war dabei gleich doppelt symbolisch: Am 27. Januar wäre Lilli Marx 101 geworden. Zugleich wird an diesem Tag weltweit der Opfer des Nationalsozialismus gedacht.

Vor vielen geladenen Gästen sowie ehemaligen Wegbegleiterinnen würdigte Bürgermeister Josef Hinkel (CDU) die 2004 in Düsseldorf gestorbene Lilli Marx als „Brückenbauerin“, die einen enormen Beitrag zum Wiederaufbau jüdischen Lebens geleistet habe. Die Straßenbenennung sei ein „deutliches Zeichen“ für die Verpflichtung der Landeshauptstadt, dass Juden in Düsseldorf in Frieden leben können. Bezirksbürgermeister Karl-Heinz Graf (CDU) lobte das „bewundernswerte Engagement“ von Marx und wertete es als ein „Leben für Freundschaft und Verständigung“.

An Marx‘ unermüdlichen Einsatz für die Gleichstellung von Frauen auch über die Grenzen Deutschlands hinaus erinnerte Hanne von Schaumann-Werder vom Club der Düsseldorfer Soroptimistinnen. Während ihrer Rede stellte sie einen telefonischen Live-Kontakt nach Israel her, von wo aus Daniela Stern als Präsidentin der dortigen Soroptomistinnen ihre Freude über die Ehrung zum Ausdruck brachte.

Als eine besondere Ehrerbietung für Marx durfte die Anwesenheit der ehemaligen Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth (CDU) verstanden werden, die von Hanne von Schaumann-Werder zur Zeremonie eingeladen worden war. Süssmuth hatte sich – beispielsweise auch als Bundesministerin – ebenso wie Lilli Marx stets für die Rechte von Frauen stark gemacht.

Für einen ganz persönlichen Dankesgruß war Yuval Doron aus Israel angereist. Der Ehemann von Eva Doron, Ziehtochter von Lilli Marx, unterstrich die familiäre Beziehung zu der Geehrten. Diese sei nach dem Tod ihres Ehemanns Karl 1966 der Tochter ihres späteren Lebensgefährten, dem jüdischen Schriftstellers Alexander Czerski, „eine echte Mutter“ gewesen. Eva Doron hatte wegen der Corona-Lage auf eine angekündigte Anreise verzichten müssen.

Über biografische Daten zu Lilli Marx und ihrem lokalen Bezug zu Benrath und der Paulsmühle informierte Wolfgang D. Sauer, der Leiter des Benrather Heimatarchivs. Dem Paulsmühler Bürger Jürgen Thiemann, den Sauer als Ideengeber für die Straßenbenennung ausdrücklich erwähnte, galt dabei ein anhaltender Applaus. Sauer bescheinigte ihm – angesichts seiner akribischen Forschung zu Lilli Marx und ihrer Lebensgeschichte – eine wahre „Detektivarbeit“.

Die Enthüllung des Straßennamens an der neuen Straße, die eine Verbindung zwischen Paulsmühlenstraße und Telleringstraße darstellt, nahmen Bürgermeister Hinkel, Bezirksbürgermeister Graf, Yural Doron und Ehrengast Rita Süssmuth gemeinsam vor.

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