Benrath Eine digitale Tafel im Annette-Gymnasium

Benrath · An der Stirnseite mehrerer Klassenräume im neu angebauten Schultrakt hängen jetzt Activboards statt Kreidetafeln.

 Unterricht im 21. Jahrhundert: Englisch-Lehrer Matthias Götz, der auch IT-Beauftragter des Annette-Gymnasiums ist, demonstriert mit dem Leistungskurs Englisch, was mit dem Activboard alles machbar ist.

Unterricht im 21. Jahrhundert: Englisch-Lehrer Matthias Götz, der auch IT-Beauftragter des Annette-Gymnasiums ist, demonstriert mit dem Leistungskurs Englisch, was mit dem Activboard alles machbar ist.

Foto: Anne Orthen (ort)

Einen guten alten Overhead-Projektor hat das Annette-von-Droste-Hülshoff-Gymnasium noch. Zum Glück. Irgendwo staubt er vor sich hin. Letztens wurde er sogar gebraucht. Die Polizei war in der Schule, brachte für eine Info-Veranstaltung Diagramme und Grafiken mit – auf Folien. Die Kernkompetenzen der Ordnungshüter sind halt andere.

Der Unterricht hat die 1980er Jahre unterdessen längst verlassen. Wie der des Leistungskurses Englisch der 11. Jahrgangstufe an diesem frühen Schulmorgen. An der Stirnseite des Klassenraums hängt ein sogenanntes Activboard, die nächste Generation der digitalen Tafeln, mit denen einige Räume im neuen Trakt der Schule ausgestattet sind. Letztlich ist es nichts anderes als ein übergroßes iPad mit einer Diagonalen von 86 Zoll, also rund 2,2 Metern; ein Touchscreen, der zudem beschreibbar und abwischbar ist. Natürlich ist diese Tafel vernetzt, sie ist gespickt mit Unterrichtssoftware. Englisch-Lehrer Matthias Götz deutet mal kurz an, was alles machbar ist, klickt hier und da. Programme ploppen auf. Die Möglichkeiten des interaktiven Medieneinsatzes im Klassenzimmer scheinen grenzenlos.

Über Bluetooth kann sich der Lehrer ins System einloggen, kann Inhalte von seinem Rechner, seinem iPad auf den großen Schirm bringen. „Das führt uns weg vom Frontalunterricht, bei dem der Lehrer mit dem Rücken zur Klasse steht“, sagt Götz. Und nicht nur die Lehrkraft kann den digitalen Raum betreten, sondern auch die Schüler können es mit den schuleigenen iPads oder dem privaten Smartphone. Und der Kurs demonstriert, wie eine Lernstandkontrolle heute aussehen kann. Mit ihren Handys nehmen alle an einem englischsprachigen Quiz über die historischen Hintergründe des Ersten Weltkriegs teil. Eine Frage, je vier Antwortmöglichkeiten, spielerisches Lernen. „Gut“, räumt Matthias Götz nachher ein, „diese Gameisierung kam man natürlich kritisieren, aber das ist auch nicht wirklich Bestandteil des Unterrichts“.

Ob Schüler mit dem Activboard besser oder schneller lernen, ist eine andere Frage. Begeistert aber sind sie. Finja Wylenga, Sophia Riedel und Philippa Jaden lassen da keine Zweifel aufkommen. Vieles sei anschaulicher, informativer, man müsse nicht mehr alles mitschreiben, könne sich besser auf die Inhalte konzentrieren. Die Debatte im britischen Unterhaus über den Brexit lasse sich mal eben so in den Unterricht einbauen, Englisch lernen vom „native Speaker“. Nur bei den Klausuren bleibt es analog, eine Aufgabe, ein Stift, Papier.

Grundsätzlich ist es Sache der Schulen, welche Tafeln sie benutzen, heißt es beim Schulverwaltungsamt der Stadt. Und an den meisten Schulen Düsseldorfs sei die grüne Tafel weiterhin der Standard. Doch der Einzug der digitalen Technik schreite voran, bei Modernisierungen würden meist auch die grünen Tafeln ersetzt. Nicht nur am Annette-Gymnasium. Auch anderenorts. So ist der neue Trakt des Gymnasiums Koblenzer Straße mit den sogenannten Smartboards ausgestattet. Auch bei diesem System ist die Tafelfläche interaktiv, die Inhalte werden mit einem Beamer auf die Tafel projiziert. Letztlich müsse die Schule entscheiden, was sie wolle, so das Amt. Und nicht immer sei die aktuellste dabei auch die praktikabelste Lösung.

Matthias Götz ist eigentlich ein bisschen zu alt, um ein echter Digital-Native zu sein, also einer von denen, die mit und in der digitalen Welt groß geworden sind. Aber wahrscheinlich ist er eben doch einer. Seine Schüler sind es sowieso, sie kennen nichts anderes. Als das erste iPhone auf den Markt kam, waren viele von ihnen noch nicht mal in der Grundschule. Götz ist aber nicht nur Englisch-Lehrer, sondern auch Informatiker. Er weiß es letztlich also besser als seine Schülerinnen und Schüler. Natürlich ist Götz mit diesen Voraussetzungen der IT-Beauftragte. Für die Schule ist das selbstredend vorteilhaft und es erklärt auch, warum das Gymnasium an der Brucknerstraße so früh auf das neue System setzt. „Der Herr Götz“, sagt Schulleiterin Barbara Maerker, „ist doch sogar privat auf die Messen gefahren, um zu schauen, was wir nehmen sollen.“ Sie selbst habe noch keine Erfahrung mit dem „P-Board“, wie sie es nennt – das „P“ steht für den Hersteller Promethean –, höre aber nur Gutes. Gleichwohl müssen die Lehrer ihr Lehrmaterial an das neue System anpassen. „Aber die Kollegen“, sagt Götz, „sind alle auch längst in der digitalen Welt angekommen“.

Günstig ist das System allerdings nicht. Rund 8000 Euro kostet ein Activboard mit allem, was dazugehört. Das Geld dafür komme aus den üblichen Töpfen, sagt Maerker, unter anderem vom E-School-Programm der Stadt und zu einem geringeren Teil vom Förderverein der Schule. Auf das Activboard wolle man zukünftig setzen. Doch den Overhead-Projektor wird die Schule wohl auch behalten. Der nächste Besuch kommt bestimmt.

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