Wechsel in der Pauslmühle Eine Benrather Institution geht in Rente
Mit 72 Jahren hat Friseurmeister Hermann Glatow nun die Schere aus der Hand gelegt. 1985 zog es ihn mit seiner Frau Ute an die Telleringstraße. Schon sein Großvater war Friseur.
Waschen, schneiden, legen – 34 Jahre war der Friseursalon Hermann Glatow für seine Kunden in der Paulsmühle ein fester Bestandteil ihres Lebens. Nun ist Schluss. Seit dem 14. September 2019 befindet sich das Friseurmeister-Ehepaar Ute und Hermann Glatow im wohlverdienten Ruhestand. Bis Anfang November müssen sich Damen, Herren und Kinder gedulden, bis an der Telleringstraße 36 wieder frisiert und gefönt wird. Katharina Wiethoff eröffnet – nach umfangreicher Renovierung – als Nachfolgerin das Geschäft. Die Urdenbacherin ist überzeugt davon, dass die Paulsmühle durch die Neubaugebiete weiter belebt werden wird.
Als „Friseur mit Leib und Seele“ blickt Hermann Glatow dankbar auf „schöne Berufsjahre“ zurück, wie der 72-Jährige betont, der 1962 im Alter von 14 Jahren seine Lehre im renommierten Salon Hans Wolf auf der Berliner Allee begann und 1975 mit einem eigenen Friseurgeschäft in Oberbilk die Selbstständigkeit wagte.
Schon Opa Paul ist einst als Herrenfriseur tätig gewesen, wie ein historisches Foto im Schaufenster des Paulsmühler Salons belegt hat. „Zu der damaligen Zeit war Friseur ein Hungerberuf“, erzählt der Enkel. 20 Pfennig zahlten Männer fürs Rasieren. Ute Glatow ist im Friseurgeschäft ihrer Eltern großgeworden und hat, wen wundert’s, schon als Dreijährige ihre erste Kundin bedient. „Ich musste die Lockenwickler sortieren“, erinnert sie sich. Ihre Lehre absolvierte sie – schicksalsgefügt – im Salon ihres späteren Ehemanns auf der Ellerstraße. 1985 folgten Heirat und Umzug in die Paulsmühle, wo die Glatows den Salon von Monika Fliegner übernahmen und im Benrather Ortsteil „jenseits der Bahn“ rasch heimisch wurden.
Sein rheinischer Frohsinn hat Hermann Glatow zum Paulsmühler Jeck gemacht. Karnevalssitzungen im Bunker gehören ebenso zu schönen Erinnerungen wie die stimmungsvollen Umzüge durchs Paulsmühler Viertel. „Mein Sportler-Herz gehörte immer Benrath 10“, bekennt Fußball-Fan Glatow, selbst wenn er aktiv im Alte-Herren-Team beim Konkurrenzclub VfL Benrath kickte.
„Der persönliche Umgang mit Kunden ist uns immer wichtig gewesen und hat unseren Beruf abwechslungsreich gemacht“, versichern die Ruheständler. Bei den Gesprächen und Wünschen waren Menschenverständnis und Kreativität gefragt. „Während meiner Lehre galten Hochsteckfrisuren als der letzte Schrei“, erinnert sich Glatow. Aktuell liegen Bob-Frisuren wieder stark im Trend, ergänzt Ute Glatow, die ihre eigene Friseur-Philosophie mit den Worten zusammenfasst: „Mode ist, was einem steht.“
In die Fußstapfen der Eltern hätte Sohn Andreas treten sollen, der nach einer Lehre im Salon Rössler in Derendorf sogar seinen Meister gemacht hat. Zu einer Geschäftsübernahme jedoch ist es nicht gekommen. Ein Studium der Informations- und Kommunikationstechnik an der FH Düsseldorf hat den 33-Jährigen in eine andere Richtung gelenkt. „Wir stehen voll hinter ihm“, versichern die Eltern.