Jubiläum des IK „Jugend in Benrath“ Ehemaligen-Treffen im Haus Spilles stößt auf große Resonanz

Düsseldorf · Viele Besucher kamen am Sonntag ins selbstverwaltete Jugendzentrum nach Benrath, um Erinnerungen auszutauschen. Weitere Treffen sollen folgen.

Auch die Freunde Ulli und Andy waren beim Ehemaligentreffen im Haus Spilles dabei.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Überaus begeistert war Wolfgang Milles von der großen Resonanz im Haus Spilles. Viele Menschen waren zum ersten Ehemaligentreffen anlässlich des 50. Geburtstages des Initiativkreises (IK) „Jugend in Benrath“ gekommen. „Mit dieser Menge an Leuten hatte ich wirklich nicht gerechnet“, sagte Milles, IK- Gründungsmitglied. Er hatte mit einer siebenköpfigen Gruppe das Rahmenprogramm zum großen Wiedersehen und zum Feiern des Selbstverwaltungskonzepts organisiert.

Bereits am Nachmittag hatten sich Café sowie Garten des Jugendzentrums mit mehr als 100 gut gelaunten Menschen gefüllt. Die lockere Stimmung entsprach dem großen „Hallo“, es gab das übliche Rätselraten um Namen und Frotzeleien über optische Veränderungen, die bei verflossenen 50 Jahren kaum zu vermeiden gewesen wären. Es dominierte echte Wiedersehensfreude und ein freundlich zugewandter Austausch über das, was einzelne – meist im Zeitraffer geschildert – erlebt hatten. Im Café weckten eine Fotoausstellung und eine Diashow Erinnerungen, unterlegt waren diese von Sounds der späten 1970er von Ian Dury bis Mink de Ville. Ein Merchandise-Stand bot Souvenirs in Form von Reprints der legendären Fanzines „West 7“, „Stöhn“ oder „Kult“. „Ich war tagelang vor dem Termin aufgeregt, habe tatsächlich schlecht geschlafen, hatte viele Bilder im Kopf, suchte nervös nach Namen, und jetzt ist das so toll“, schwärmte Andy, der Ende der 70er Jahre regelmäßiger Besucher im „West 7“, dem vorläufigen Jugendzentrum unter IK-Regie, war. Lediglich zu seinem Freund Uli hatte er zwischenzeitlich Kontakt gehalten.

„Es war 1975, da standen eines Tages zehn Benrather Jugendliche bei mir im Büro und forderten ein Jugendzentrum in Selbstverwaltung, und ich bekam dann zunächst den Auftrag, die bestehenden Jugendangebote sowie den zusätzlichen Bedarf zu ermitteln“, erinnerte sich Clemens Büdding, seinerzeit als Bezirksjugendpfleger für Benrath zuständig. „Ich wünsche mir für die Zukunft, dass der Erfolg des Selbstverwaltungskonzepts auch weiterhin trägt, da es Jugendlichen die Möglichkeit eröffnet, praktisch das Demokratieprinzip zu erlernen“, so Büdding. Angesichts des aktuellen Erstarkens antidemokratischer Tendenzen im rechten Parteienspektrum sei der Gedanke der Selbstverwaltung, der Jugendlichen Partizipation und das Einüben demokratischer Spielregeln ermögliche, wichtiger denn je, betonte auch Hans-Peter Milles, wichtiger Initiator und Gründungsmitglied des IK.

„Allerdings gab es politisch für das Konzept der Selbstverwaltung zunächst keine Mehrheiten“, so Hartmut Görgens, ehemaliger SPD-Ratsherr sowie engagierter Mentor des IK. Ein Mitverwaltungsmodell, dass dann zunächst im 1983 eröffneten Haus Spilles Anwendung fand, wurde, seitens des IK mit Zähneknirschen, vereinbart. Welche Anziehungskraft Haus Spilles für viele Jugendliche hatte, musste Görgen als Vater am eigenen Leib erfahren. An einem Heiligen Abend verabschiedete sich seine Tochter Katja aus dem Familienkreis, um sich mit gleichaltrigen Freunden und Freundinnen „im Spilles“ zu treffen.

„Ich hatte eine super Zeit im West 7, wo ich als 16-jähriger Teenie häufig war“, erzählte Petra Breuer, die nicht nur Thekendienste übernahm, sondern sich auch künstlerisch kreativ ausprobierte, sich intensiv mit Tanz- und Theaterprojekten befasste und ihre Liebe zur Musik. Die Zeit im IK hatte auch das Interesse von Michael G. Esch, heute Lehrbeauftragter für Geschichte an der Heinrich-Heine-Universität, geweckt. Er sieht Benrath und seine soziokulturelle Entwicklung als „Glücksfall“, der es durchaus wert sei, Gegenstand einer wissenschaftlichen Studie zu werden. „Doch bevor man dieses Projekt angehen könne, müsse dessen Finanzierung gesichert sein“, so Esch.

Info Das Jubiläumstreffen der Ehemaligen sollte nur ein Auftakt für weitere, im Jahresabstand stattfindender, Treffen sei. Angedacht ist ferner eine Art Förderkreis der Ehemaligen, der die Arbeit des IK unterstützen soll. Eine Kontaktaufnahme ist unter ik-teestube@spilles.de möglich.