Düsseldorf-Benrath Sorgen um die Zukunft des Schlossparks

Weil sie krank oder nicht mehr standsicher waren, mussten jetzt weitere 35 Bäume gefällt werden, darunter auch wieder Eichen und Blutbuchen. Bei der Aufstellung des Parkpflegewerks will die Stadt Düsseldorf auch die Nutzer befragen.

 Machen sich Sorgen um den Schlosswald: Ralf Kauertz (l.) und Tobias Lauterbach vom Gartenamt. Es gibt immer mehr lichte Stellen.

Machen sich Sorgen um den Schlosswald: Ralf Kauertz (l.) und Tobias Lauterbach vom Gartenamt. Es gibt immer mehr lichte Stellen.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Wer sich im Schlosspark vom Haupthaus aus, dem Corps de Logis, nach rechts in Richtung Rhein wendet, kann die lichten Stellen im Parkwald bereits gut erkennen. Früher, sagt Tobias Lauterbach vom städtischen Gartenamt bei einem Treffen vor Ort, standen die Bäume überall dicht an dicht.

Besorgt wenden sich die Blicke von ihm und seinem Kollegen Ralf Kauertz, der beim Gartenamt für den Schlosspark zuständig ist, hoch zu den Kronen. Werden sie im Frühjahr überhaupt noch ausschlagen? Beide sind sich sicher, dass nicht jeder Baum überleben wird. Und wer weiß schon, ob der kommende Sommer die Situation nicht weiter verschärfen wird.

Aus Gründen der Verkehrssicherheit wurden bis Ende Februar weitere 35 Bäume im Schlosspark gefällt. Im Zuge der routinemäßig vorgenommenen Baumkontrollen war festgestellt worden, dass wieder Bäume stark geschädigt oder bereits abgestorben sind. Diesmal waren es vor allem trockene Fichten, die vom Borkenkäfer befallen waren. Einige von ihnen standen unweit der Orangerie, Richtung Itter.

 Die Fichten sind so trocken, dass der Borkenkäfer sie befallen hat.

Die Fichten sind so trocken, dass der Borkenkäfer sie befallen hat.

Foto: Andrea Röhrig

Dort waren 1980, nach dem Auszug des Gymnasiums aus dem von ihm genutzten Ostflügel des Schlosses, schnell wachsende Bäume gepflanzt worden. Durch die zwei heißen und trockenen Sommer hintereinander, haben die Fichten nicht mehr genügend Harz entwickeln können, um sich erfolgreich gegen den Käfer zu wehren. Ungleich schwerer fällt der Abschied von mehreren Rotbuchen und zwei Eichen, Bäume, die den Schlosspark prägen.

Auch hier sind die Waldarbeiter schon mit der Kettensäge angerückt. Insbesondere die Rotbuchen im Schlosspark haben unter den heißen Sommern gelitten. Die Bäume trocknen von der Kronenspitze, vom Feinastbereich bis in den Starkholzbereich aus, bis sie schließlich sterben.

Der Schlosspark hat in den vergangenen fast acht Jahren – auch bedingt durch den Pfingststurm Ela im Mai 2014 – bereits mehr als ein Sechstel seinen Baumbestandes eingebüßt. Tendenz weiter steigend, darunter sind auch rund 200 Blutbuchen. Im Oktober 2018 musste eine über 200 Jahre alte Rotbuche gefällt werden, weil es sich ein Pilz im Stamm gemütlich gemacht hatte. Dessen Ausbreitung sorgte dann dafür, dass der Baum nicht mehr standsicher war.

Im Oktober 2019 hatten die Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur (DGGL) und der Verein „Schlösser und Gärten“, in dem 340 große deutsche Schloss- und Gartenanlagen zusammengeschlossen sind, bei einer gemeinsamen Pressekonferenz im Benrather Schloss Alarm geschlagen: Der Klimawandel bedrohe das Erbe der Gartenkultur in Deutschland.

Und genau das lässt sich in den inzwischen regelmäßig eingehenden Meldungen von zu fällenden Bäumen stadtweit ablesen. Weil derzeit niemand ein Rezept hat, wie das Baumsterben aufgehalten werden kann, wurde als erster Schritt bei der DGGL jetzt eine Stelle geschaffen, bei der Ideen gesammelt und gebündelt werden sollen. So haben die beiden Gartenamtsmitarbeiter die Hoffnung, dass sich die jüngst gesetzten Buchen besser an einen Wassermangel anpassen können. Die alten, großen Bäume werden das nicht mehr können. So viel steht fest. Auf die Frage, ob man diese nicht einfach regelmäßig wässern könnte, schütteln die Experten vehement den Kopf. In der heutigen Zeit, wo auch Wasser zu einem raren Gut werde, gehe das nicht – mal ganz abgesehen von der Logistik.

Der unter Denkmalschutz stehende Schlosspark umfasst mehr als 61 Hektar Fläche, von denen rund 45 Hektar als Naturschutzgebiet ausgewiesen sind. Im Park leben mehr als 80 Vogel- und 300 Käferarten. Seltene nordamerikanische Gehölze prägen insbesondere den Kurfürstengarten, den Gartenkünstler wie Maximilian Friedrich Weyhe und Peter Joseph Lenné im 19. Jahrhundert anlegten. Der älteste Bereich des Gartens geht bis in das 17. Jahrhundert zurück.

Und eines wird leider so sicher wie das Amen in der Kirche sein, auch bei der nächsten Routinekontrolle, die im Herbst stattfindet, werden die Experten wieder Bäume zum Fällen freigeben müssen.

Das Gartenamt erarbeitet derzeit ein Parkpflegewerk für den Schlosspark Benrath. Darin soll auch aufgelistet werden, wo welche Nachpflanzungen möglich sind. Spätestens Anfang kommenden Jahres soll es fertig sein, berichtet Tobias Lauterbach. Geplant sei auch, ab Sommer die Besucher der Anlage einzubeziehen, etwa nach deren Nutzerverhalten zu fragen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort