Aktuell wird ein Nutzungskonzept für den Bunker in der Paulsmühle erarbeitet. Rettung für den Bunker in Sicht
Düsseldorf · Die Stadt will den Bunker in der Paulsmühle an Andreas Knapp von „Küss den Frosch“ veräußern, der für die Kulturstätte eine gemeinnützige Betreibergesellschaft gründen soll. Die Jecken bleiben Mieter.
Seit fast zwei Jahren hängen die im Weltkriegsbunker beheimateten Paulsmühler Jecken in der Luft. Im April 2019 hatte die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben angekündigt, das an den Karnevalsverein vermietete Gebäude verkaufen zu wollen. Der Stadt wurde ein Vorkaufsrecht eingeräumt, nach unseren Informationen zum Vorzugspreis von einer runden halben Million Euro. Allerdings unter dem Vorbehalt, dass der Bunker auch künftig einer kulturellen oder gemeinnützigen Nutzung zugeführt wird. Die Stadt will die Option ziehen und den Bunker dann an Andreas Knapp von „Küss den Frosch“ weiter veräußern. Dieser soll eine gemeinnüztige Betreibergesellschaft ohne Gewinnabsicht gründen, die den gemeinnützigen Zielen und dem Erhalt des Bunkers verpflichtet ist. Die Jecken als derzeitige Alleinmieter sollen ihre Heimstätte behalten können. Aktuell wird ein Nutzungskonzept erstellt, weil die Stadt davon ausgeht, dass die Vorgaben der Bundesanstalt die gemeinnützige Nutzung des Bunkers weiter fasst, als ausschließlich durch den Karnevalsverein. Die Verwaltung stellt sich vor, dass ein mulitfunktionaler Stadtteiltreff entsteht, der „gegebenenfalls in Eigenregie der Paulsmühler Jecken bewirtschaftet wird“. Der Erwerber hat laut Stadt dem Karnevalsverein eine unbefristete Kaufoption eingeräumt.
Seit 1975 nutzen die Paulsmühler Jecken den Bunker, nach der Konsolidierung des Vereins im Jahr 2016 haben die Mitglieder das unter Denkmalschutz stehende Haus wieder zum Leben erweckt. Vor Corona gab es regelmäßige Partys auch außerhalb der Karnevalszeit, um die Umbau- und Renovierungsarbeiten sowie den Veedelszug zu finanzieren. Der Verein bietet auch Führungen durch den Teil des Bunkers an, der von der schrecklichen Zeit des Zweiten Weltkrieges erzählt.
Im November 2019 besuchte der damalige Oberbürgermeister (OB) Thomas Geisel den Verein um seinen Vorsitzenden Michael Geier. Er war so begeistert von dem Engagement, dass er Unterstützung zusagte. Doch dann passierte erstmal wieder nichts. Mit dem Wechsel an der Spitze nach der Kommunalwahl wurden die Karten neu gemischt; auch der neue OB Stephan Keller hatte Hilfe zugesagt. Doch weil sich bei den Paulsmühler Jecken die Sorge breit machte, dass ein privater Investor zuschlagen könnte, der den Bunker erst verkommen lässt, dann einen Abrissantrag stellt und anschließend Wohnungen baut, schlugen die Wellen hoch.
Eifrig wurde hinter den Kulissen gearbeitet, um die Anfrage von Melina Schwanke, die für die CDU in der Bezirksvertretung 9 sitzt, in der gestrigen Sitzung beantworten zu können. Schriftlich heißt es nun, dass der Bunker Nutzungen der Daseinsvorsorge vorsehen müsse und dass nach Aussage der Bundesanstalt dazu die bisherige Nutzung im Rahmen der Brauchtumspflege möglich, aber „quantitativ und qualitativ nicht ausreichend“ sei. Das, so hieß es Freitag explizit in der Sitzung, sei keine Kritik über die Arbeit des Karnevalsvereins, die alle schätzten.
Michael Geier hat mit Investor Andreas Knapp inzwischen erste Überlegungen zu einem Nutzungskonzept angestellt. „Wir hatten als Verein selbst schon eines erstellt und dieses jetzt Herrn Knapp zur Verfügung gestellt“, sagt der Vorsitzende der Paulsmühler Jecken. Knapp wolle nun mit seinem Team ein eigenes Konzept erarbeiten und schauen, wie man beides zusammenführen könne, so Geier: „Ich habe ihm gesagt, er soll die besten Ideen aus beiden verbinden.“ Für den Vorstand ist es nach wie vor eine Option, selber Eigentümer des Bunkers zu werden.
Der Düsseldorfer Projektentwickler „Küss den Frosch“ mit Andreas Knapp an der Spitze versteht sich als „Häuserwachküssgesellschaft“. „Seit 2003 suchen und kaufen wir interessante, erhaltenswerte und außergewöhnliche Gebäude und finden das richtige wirtschaftliche Konzept, das den Erhalt dieser Gebäude für das Stadtbild und die nächsten Generationen sicherstellt“, heißt es auf der Internetseite. Auch mit Bunkern kennt man sich aus. Aus dem ebenfalls denkmalgeschützten Bilker Luftschutzbunker soll ein kombiniertes Wohnhaus mit Wohneinheiten auf dem Dach mit kulturellen Nutzflächen entstehen. Eine Übertragung des Konzeptes auf den Benrather Bunker geht gleich aus mehreren Gründen nicht: Zum einen soll die Betreibergesellschaft ohne Gewinnorientierung arbeiten und zum anderen hat das Gebäude ein Satteldach; eine Aufstockung mit Wohnungen wäre nicht möglich.
Die Kaufoption für den Karnevalsverein steht unter dem Vorbehalt der Stadt, da diese gegenüber der Bundesanstalt, was die Nutzung betrifft, im Wort steht. Im schlimmsten Fall würde die Stadt den Verkauf rückabwickeln und selbst Eigentümer des Bunkers werden.